Rendez-vous

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Diese ganze Ungewissheit machte mich verrückt. Wieder einmal saß ich an meinem Schreibtisch. Ich glaubte ein viertes Mal schrieb ich einen Brief, in dem es nur um Steve ging. Ich ging mir selbst mittlerweile auf die Nerven. Schnell verließ ich mein Büro und lief in mein Apartment. Wieder einmal suchte ich Ablenkung mit dem Klavier, doch ehe ich eine Melodie spielte, begann ich ein Lied zu Reimen, welches wie erwartet von meinen Gefühlen spielte.
Leise spielte ich die Tasten des Klaviers.

Du bist online, doch du schreibst nicht und ich schlage auf den Schreibtisch, frag mich ob du gerad' alleine bist, oder fühlst du gerade das gleiche?
Denn immer wenn du mir gegenüber stehst und mich berührst hab ich das Gefühl, dass es so wie früher ist. 
Ich will nur dass du weißt, wie oft ich Briefe an dich schreib' und sie wieder zerreiß' und dass ich dich liebe und so'n scheiss.
Ich will nur dass du weißt,wie oft ich Lieder für dich schreib' uns sie niemandem zeig',weil ich will, dass niemand davon weiß. 
...
Ich war an deiner Tür doch geklopft hab ich nicht, ich wollte nur seh'n ob da wer bei dir ist.
(Insp.: Adel Tawil, SDP; Ich will nur dass du weißt)

Jetzt weiß ich es." ertönte es plötzlich. Störrisch zuckte ich zusammen. Das Blut schoss mir förmlich in den Kopf und ich wollte nur im Boden versinken, doch leider konnte man nicht alles haben. Ich schnaufte. „Das solltest du nicht hören." sagte ich und sah auf die Tasten des Klaviers, statt zu ihm. „Ich weiß aber deine Tür war nur angelehnt.". „Was gibt dir dann das Recht, einfach hier rein zu kommen?" brummte ich. „Ich wollte mit dir reden.". „Ja, das sagst du immer.". „Du denkst doch, dass ich nichts merke von alldem, was hier abgeht." sagte er. „Das habe ich nie behauptet." antwortete ich und erhob mich von dem Hocker. „Ich habe über all das nachgedacht." fing er an und kam näher zu mir. „Davon mal abgesehen, dass jemand gepetzt hat und mir einiges klargemacht hat, musste ich auch ehrlich zu mir selbst sein.". „Ehrlich zu dir sein? Bist du das nicht immer, Steve?" fragte ich und verdrehte meine Augen. „Wer hat gepetzt?". „Tony." antwortete er schnell. Ich nickte.
War ja klar.
„Jetzt wo du ja alles weißt, kannst du auch gerne Abstand von mir nehmen.". „Das ist nicht das, was ich will, Skye.". „Was willst du dann?" fragte ich ihn mit gedämpfter Stimme, doch der Mann antwortete nicht. Er ging an mir vorbei, fuhr mit seiner Hand über meinen weißen Flügel und blieb nahe hinter mir stehen. Nervös begann ich schneller ein- und auszuatmen. Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals und schluckte hart. „Hör auf damit, Rogers." sagte ich mit einem Mal und drehte mich zu ihm um. „Ich kann das nicht mehr. Ich hasse es mich Dir gegenüber professionell zu verhalten. Es raubt mir unglaublich viele Nerven.". Jetzt erst bemerkte ich, wie dünn die Luft zwischen uns war. Wir standen nahe, sehr nahe, beieinander. Sein heißer Atem streifte mein Gesicht immer wieder und ich hörte sein Herz regelmäßig und ruhig schlagen.
Wie schafft er das nur?
Meine Stimme war derzeit verstummt, sodass wir uns schweigend gegenüber standen.
Er wollte keinen Abstand, fein, aber was will er dann?
„Was willst du, Cap?" fragte ich beinahe flüsternd mit rauer Stimme. Seine Augen fuhren über meinen Körper. Mein Atem stockte, als sich seine Hände hoben und sich auf meinen Kragen legten. Von diesem fuhren seine Finger zu dem Reißverschluss meiner Uniform. Vorsichtig zog der Mann an diesem, sodass sich die Naht öffnete. Mein Körper war wie gelähmt. Ich konnte nichts tun, bloß mein Herz sprang Schlag über Schlag in meiner Brust, als wollte es dort heraus und in Steves Arme fallen. Ehe es das tun konnte, setzte es aus, denn unsere Lippen berührten sich nun stürmisch.

„Skye?" hallte es im Hintergrund. Brummend hob ich den Kopf. „Du solltest ins Bett gehen, wenn du müde bist." ertönte eine sanfte Stimme. Bei dem Anblick, der sich mir bot stockte mein Atem. Steve stand bloß in einer Shorts und einem engen Shirt vor mir.
Daisy es war nur ein Traum! Das würde er niemals in echt machen!
Redete ich mir ein, als mein Blick wie vereist auf seinem muskulösen Körper sitzen blieb.
„Ja, tut mir leid, ich bin wohl eingeschlafen." antwortete ich noch schlaftrunken. „Falls du noch Zeit hast, kannst du die Akten der neuen Rekruten in den Schrank einsortieren. Es sind auch neue Mails reingekommen, die du dir ansehen solltest." informierte ich ihn dann und stand auf. Völlig aus der Bahn geworfen torkelte ich dann zur Tür. „Alles in Ordnung?". „Ja klar, was soll nicht in Ordnung sein?" fragte ich. „Du siehst nicht gut aus.". „Ja, das sagtest du bereits.".
Nein, um ehrlich zu sein war gar nichts in Ordnung. Nach dem Kuss sind nun ein paar Tage vergangen und Steve verhielt sich mir gegenüber gruselig normal, wie man es eben schon wieder gemerkt hat. Ich ertränkte meine Probleme in Arbeit. Ich überschätzte mich regelrecht. Ich aß selten und trainierte mehr als sonst. Mit all diesen Sachen versuchte ich bloß meine Gefühle für Steve zu unterdrücken. Nun wollte ich sie endlich ein für alle mal loswerden, denn es machte keinen Sinn mehr. Das erste Mal in meinem Leben war ich unglücklich verliebt.
Doch all das scheint mein Körper mir jetzt heimzuzahlen, denn ich war schwach und krank. Das war jetzt das zweite Mal, dass ich auf meinem Schreibtisch eingeschlafen bin. „Du solltest dich einige Tage ausruhen. Ich mache das schon." sagte Steve und stützte mich leicht, da sich meine Beine anfühlten wie Gummi. „Ich brauche keine Ruhe." motzte ich, doch der Mann diskutierte nicht. Er half mir in mein Zimmer zu kommen und würde mich erst wieder verlassen, wenn ich schlafe. Die letzten Tage waren hart für meinen Körper und umso besser fühlte es sich an, nun ruhig im Bett zu liegen und meine Augen zu schließen. „Wann hast du das letzte Mal hier drinnen gelegen?" fragte mich der Mann. Ich blies lautstark Luft aus meiner Lunge. „Ich weiß es nicht." gab ich zu und sank in mein Kissen zurück. „Kein Wunder, dass du so schwach bist." mahnte er. „Wieso sagst du denn immer, dass du keine Hilfe brauchst im Büro, obwohl du sie offensichtlich benötigst?". Ich zuckte mit den Schultern, denn die Wahrheit konnte ich nicht sagen. Wahrscheinlich würde er sie niemals erfahren. All meine Sinne für Empfindungen ertranken in ihm. Ich ertrank in ihm.
Ich verlor mich in dem Gefühl, welches immer wieder aufkam, wenn er in meiner Nähe war. „Ich bin doch dafür da, Dir zu helfen." ergänzte Steve. „Ich weiß." antwortete ich mich rauer Stimme und lächelte ihn an. Dann zog ich meine Decke höher und schloss meine Augen. Das letzte was ich hörte, war Steve, der mein Zimmer auf leisen Sohlen verließ.

Conflicts (Captain America FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt