„Lia? Darf ich reinkommen?“ Eine dunkle Haarsträhne lugt durch die Tür. Lia sieht auf und lächelt ihn warm an. „Ja, natürlich.“ Kyle schließt die Tür hinter sich und setzt sich neben sie auf das Bett.
„Es tut mir leid, mein Vater ist... anders,“ sagt sie entschuldigend. Kyle lacht leise. „Das macht nichts. Monika hat mir von deiner Mom erzählt.“ Lia verzieht kurz das Gesicht und spürt Kyles mitleidigen Blick auf sich.
„Nein, schau mich nicht so an,“ sagt sie streng. „Sie ist gegangen, und das war’s. Ich will kein Mitleid.“ Sie lehnt ihren Kopf auf seine Schulter und verschränkt ihre Finger mit seinen. Ein angenehmes Kribbeln breitet sich unter ihrer Haut aus.
„Ich kenne niemanden, der so stark ist wie du,“ flüstert Kyle. Lia lächelt leicht und drückt seine Hand. „Meine Eltern haben sich auch getrennt, als ich klein war,“ beginnt er. „Mein Dad hat uns drei Kinder allein aufgezogen. Meine Schwester hat jetzt selbst einen Sohn, und mein Bruder ist wegen Drogen im Gefängnis. Drei Jahre nach der Trennung hat mein Dad wieder geheiratet. Sie ist eine tolle Frau, aber das Familienverhältnis bleibt schwierig. Wenn wir uns mal sehen, endet es meistens im Streit.“
Lia sieht ihn an und zuckt mit den Schultern. „Man kann sich seine Familie eben nicht aussuchen.“
Kyle nickt, flüstert ein leises „Ja“ und bevor er sich versieht, legt sie zögerlich ihre Lippen auf seine. Einen Moment lang zögert er, doch dann hebt er seine Hand, legt sie an ihre Wange und zieht sie näher an sich. Doch plötzlich drückt sie ihn sanft zurück. Ihre Augen verengen sich misstrauisch. „Hast du etwa meine Sour Sticks gegessen?“ Ihre Augen werden schmal, als sie den säuerlichen Geschmack von künstlicher Erdbeere auf seinen Lippen bemerkt.
Kyle lächelt entschuldigend. „Wirst du mich schlagen, wenn ich ‚ja‘ sage?“
Lia öffnet entsetzt den Mund. „Ich fass es nicht! Tu das nie wieder!“
„Kein Problem,“ lacht Kyle. „Die bringen mich eh noch um. Ich frage mich echt, wie du die essen kannst.“ Sie schlägt ihm spielerisch gegen den Arm. „Du bist ein Arsch.“
Später, im Kino, diskutiert die Gruppe, welchen Film sie sehen wollen. Die Bodyguards halten sich diskret im Hintergrund, während sie den Hintereingang benutzen, um den Menschenmassen zu entkommen. Ein ganzer Kinosaal wurde nur für sie und ihre Teamkollegen reserviert, um ihnen Ruhe zu gönnen. Dort hat man Plakate aufgehangen von den Filmen die sie gerade anbieten. Das Team steht davor und versucht sich für einen zu entscheiden.
„Lasst uns Ma gucken!“ sagt Lia entschlossen und tippt auf das Plakat. „Der soll gut sein.“
„Auf keinen Fall!“ protestiert Ben heftig. „Ich gucke doch keinen Horrorfilm!“
Tyler lacht und legt einen Arm um Ben. „Unser Ben ist ein kleines Weichei...“ Lia kichert. „Dann Godzilla!“ Ihre Augen leuchten, und Kyle kann nicht anders, als zu grinsen.
„Nein!“ meckert Ben. „Sag mal, willst du, dass ich sterbe?“
Lia verdreht die Augen. „Dann schlag du doch was Besseres vor!“
Ben lächelt verschmitzt, aber bevor er etwas sagen kann, schüttelt Lia schon den Kopf. „Vergiss es!“
Die Jungs schauen verwirrt zwischen ihnen hin und her. „Können die sich telepathisch verständigen?“ fragt Tim leise. Kyle zuckt nur mit den Schultern, auch er findet die Situation höchst interessant.
„Wir werden ganz sicher nicht Zwischen den Zeilen gucken!“ erklärt Lia. „Wie alt bist du, 50?“
„Was haltet ihr von einer Sneak Preview?“ schlägt Lia schließlich vor. „Man zahlt nur fünf Dollar, und man bekommt einen zufälligen Film. Wenn man Glück hat, ist er gut, wenn nicht... tja.“
Die anderen nicken skeptisch, sogar Ben. ,,Okay, dann gehe ich eben bescheid sagen." Lia geht raus und bittet einen Angestellten sich für einen Film zu entscheiden. Dann huscht sie wieder in den Saal, schließt die Tür hinter sich und beginnt sich nach oben zwischen Kyle und Tyler.
Als der Kinosaal dunkel wird und der Filmtitel aufblitzt, beginnt Lia zu kichern. Kyle schaut sie an. „Das ist ein Horrorfilm über eine spanische Legende. Ben wird sich freuen...“
Lia wirft einen Blick zu Ben hinüber, der offenbar noch keine Ahnung hat, was ihn erwartet. Doch das blasse Weiß in seinem Gesicht lässt die anderen am Ende des Films laut lachen.
Als sie das Kino verlassen, ist Ben immer noch blass. „Das ist nicht lustig! Die armen Kinder...“ jammert er, was die anderen noch mehr zum Lachen bringt.
„Ich muss kurz ins Bad,“ sagt Lia und die Jungs nicken, während sie in Richtung Autos gehen.
Im Bad stellt sie sich vor den Spiegel und betrachtet ihr Spiegelbild. Die einfachen Jeans und T-Shirts langweilen sie. Sie fragt sich, wie Kyle sie sieht – und ob er sie vielleicht irgendwann gegen ein anderes Mädchen austauschen würde. Der Gedanke trifft sie hart, denn sie weiß, dass sie sich längst in ihn verliebt hat.
Plötzlich hört sie, wie die Tür hinter ihr aufgeht. Sie dreht sich um und sieht Quinns giftgrüne Augen auf sich gerichtet. „Na, wen haben wir denn da...“ spottet sie.
„Hallo Quinn,“ sagt Lia und wendet sich genervt ab.
Quinn räuspert sich. „Sag mal, bist du Kyles neuer Freundin begegnet?“ Lia runzelt die Stirn und dreht sich zu Quinn um. „Wie kommst du darauf, dass er eine Freundin hat?“
Quinn holt ihr Handy heraus und zeigt ein Bild von Kyle und Lia, wie sie im Kinosaal Händchen halten. „Das ist das zweite Mal, dass er sowas postet. Und die Klatschblätter spekulieren schon, wer die geheimnisvolle Freundin ist.“
Lia fühlt sich überrumpelt. Warum hatte Kyle ihr nicht gesagt, dass er sie bereits in den sozialen Medien gezeigt hatte? „Was interessiert dich das überhaupt?“ fragt sie kühl.
„Naja, ich habe gehört, dass er und Cloe sich neulich geküsst haben,“ sagt Quinn mit einem triumphierenden Grinsen. „Ich dachte, du wüsstest vielleicht mehr darüber.“
Lia spürt, wie sich ihr Magen zusammenzieht. Quinn war nicht dafür bekannt, Geschichten zu erfinden. Sie verlässt das Bad, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
Draußen wartet Kyle bereits am Auto. „Die anderen sind schon losgefahren,“ sagt er lächelnd. Lia nickt nur und steigt ein, doch die Kälte in ihrem Lächeln fällt ihm sofort auf.
„Alles in Ordnung?“ fragt er besorgt, aber Lia antwortet nur ironisch: „Ja, klar. Können wir bitte fahren?“
Während der gesamten Fahrt schweigt Lia. Der Regen prasselt unaufhörlich auf die Windschutzscheibe, und der Scheibenwischer kämpft, die Sicht klar zu halten. Kyle wirft ihr besorgte Blicke zu, weiß aber nicht, was er falsch gemacht haben könnte. An einer roten Ampel sieht er sie an. „Warum bist du sauer auf mich?“
Lia schnaubt verächtlich. „Warum? Wann wolltest du mir erzählen, dass du und Cloe euch geküsst habt?“
Kyle wird blass und sieht auf seine Hände. Lia schüttelt den Kopf. „Du bist unglaublich,“ sagt sie leise und steigt aus dem Auto, läuft in den Regen und in Richtung des Parks, wo Kyles Haus am anderen Ende liegt.

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Touchdown in the heart
Novela Juvenil■Überarbeitung am 11.11.24 beendet■ „Du hast mich belogen, Kyle", sagt sie leise. Er nickt. „Ja, habe ich." „Du hast mich benutzt, mich hintergangen und mich vor allen zum Narren gemacht", sagt sie mit zitternder Stimme. Er nickt erneut. Lia merkt d...