37. Jade

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Tag 39

Ich hasse diese Zelle. Mit jedem mir zur Verfügung stehenden Körperteil hasse ich sie. Der dunkelgraue, kalte Beton. Die eisigen, massiven Gitterstäbe. Die unbequeme, harte Pritsche. Zwei Tage bin ich jetzt schon hier und mich hat immer noch niemand freigelassen, obwohl ich mir Mühe gegeben habe, mich nicht zu beschweren und mich ganz hervorragend benehme.

Brandon ist überraschenderweise immer noch da, obwohl ich erwartet hätte, dass er längst über alle Berge ist.

„Clare fragt nach dir", sagt er.

Ich sitze an die Rückwand meiner Zelle gelehnt und starre ins Leere. Sie darf mich nicht so sehen. Niemand soll mich so sehen. Bis jetzt waren es nur vier Leute: Stella, Brandon, Tristan, Elian. Ich beobachte sie alle, während sie da sitzen und mich beobachten. Elian sagt nichts, starrt mich einfach nur an. Tristan erzählt Geschichten aus seinem Leben – alles Lügen – und Stella plappert ununterbrochen.

Ich habe es satt. Ich weiß zwar nicht, wo ich jetzt lieber wäre, aber ganz bestimmt nicht hier. Mein Hals schmerzt und meine Glieder schmerzen. Alles an mir schreit nach Freiheit.

„Ich bin nicht verantwortlich dafür, dass du hier sitzt." Brandon verschränkt die Arme vor der Brust. „Du musst mich gar nicht so anschauen."

„Das ist mein Psychoblick. Pass auf, bald fällt dir das Fleisch von den Knochen", murre ich.

„Du hast wohl zu viele Horrorfilme gesehen."

Ich mache ihn nicht auf seinen Irrtum aufmerksam. Ich glaube, das weiß er selbst nur zu gut. Um etwas zu tun, springe ich auf und tigere im Raum auf und ab. Langsam habe ich es satt, auf Tommy zu warten.

„Mach dir keine Sorgen. Tommy ist ein Denker. Er muss alles für eine Woche mindestens durchkauen."

Das beruhigt mich nicht im Mindesten. Wie bin ich nur hier gelandet?

Es klopft an der Tür, die in diesen blöden Vorraum führt. Schichtwechsel? Nein, dafür ist es zu früh. Ich bleibe mitten in der Bewegung stehen und blicke zu Bran, der nicht wirklich beeindruckt wirkt.

„Herein."

Die Tür schwingt auf. Es ist Tommy. Sein Haar steht in alle Richtungen ab und verlangt lautstark nach einem Haarschnitt. Sein Brille sitzt schief auf seiner großen Nase. Jeder Winkel, jeder Schatten dieses Körpers müsste mir vertraut sein, aber stattdessen fühle ich in mir nur Leere. Absolut nichts.

Brandon tauscht einen kurzen Blick mit ihm und verkrümelt sich dann. Tommy lässt sich auf dem Stuhl nieder, den Tristan hergeschafft hat, weil er sich nicht mehr auf den Boden hocken wollte. Schweigen hängt zwischen uns. Ich kann seinen Blick fast wie eine Berührung auf meinem Körper spüren.

„Jade." Es klingt fast wie ein Seufzer, etwas, das aus dem tiefsten Inneren zu kommen scheint. Wie der letzte Atemzug. Alles fällt von einem ab und plötzlich existiert man einfach nur noch. Es ist unendliche Erleichterung.

Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Boden und ignoriere die Kälte, die sich durch meine Hose kämpft.

„Es ist so lange her." Er blickt auf seine Hände, auf den Boden, auf seine Füße. Plötzlich kann er mich nicht mehr ansehen. „Was ist mit dir passiert?"

Ich erkläre es ihm, in allen schillernden Details. Wie mein Körper von Feuer erfasst wurde und ich praktisch schon tot war. Und dann das Wunder: Ich erwachte. Er hört schweigend zu, unterbricht mich kein einziges Mal. In seinen Augen steht Schmerz, als könnte er selbst das Feuer an seiner Haut lecken spüren, als würde er würzige Flammen und verbrannte Haut riechen.

Die EliteWhere stories live. Discover now