Julien [5.1]

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Wird mal wieder Zeit für ein Kapitel...
Ist die JBB-Community eigentlich komplett verschwunden oder gibt es noch ein paar von euch? Hab das Gefühl, Julien hat alle verhungern lassen.
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Ein kurzer Anruf

So sehr ich mich auch freute wieder zurück zu sein: Ich mochte es nicht auf der Straße zu sitzen. Nach vier Tagen hatte auch ein alter Freund von mir keinen Platz mehr und ganz New York war ausgebucht. Ich verfluchte den Football und das Eminem Konzert so sehr, dass ich mir schwor an keines der beiden Sachen jemals wieder zu denken. Mein Koffer stand neben mir im Starbucks, ich trank einen Kaffee nach dem anderen und durchsuchte mein altes Handy nach Telefonnummern. Dabei viel mir eine immer wieder auf, obwohl die Person mich jetzt wohl am wenigsten sehen oder hören wollte.

»Noch einen Cappuccino?« fragte die hübsche Bedienung freundlich und ich nickte nur unbekümmert. Seit Stunden versuchte sie mich anzubaggern, doch ich lehnte immer wieder ab. Obwohl ich dann vielleicht einen Platz zum schlafen hätte. Doch ihre blonden Wellen zogen mich nicht an, ihr Lächeln wirkte gekünstelt und auf eine Frau hatte ich sowieso keine Lust in letzter Zeit.

Viel wichtiger war meine Kontaktliste, von der ich lernte, dass ich wirklich nurnoch eine Hand voll Freunde und unendlich viele Bekannte hatte. Die Situation war aussichtslos und brachte mich an den Rand meiner Verzweiflung. Ich konnte in kein Hotel, weil ich nicht bezahlen konnte, keiner meiner Freunde konnte mich aufnehmen und all das nur, weil ich früher nach Hause zurück wollte als geplant. Selbst schuld, dachte ich.

Als nächste Lösung rief ich Juri an. Schon bei dem Gedanken sank meine Laune auf Null, doch ich war zu stolz um auf der Straße zu schlafen. Die Nummer wählte, kurz darauf hörte ich seine Stimme:
»Was willst du?«
»Ich brauche deine Hilfe.«
»Was du nicht sagst.« murmelte er belustigt und seine Verachtung mir gegenüber triefte aus jedem seiner Worte. Ich forderte energisch:
»Besorg mir was, wo ich heute Nacht pennen kann. Du schuldest mir noch was. Außerdem ist das dein Job.«
Er antwortete frech:
»Fick dich. Ich schulde dir garnichts. Max soll sich kümmern, ist nicht mein Job.«
»Und ob. Nur meinetwegen bist du da, wo du jetzt bist. Also halt die Fresse und kümmer dich darum.«
»Ich mache mein eigenes Geld, Don. Wir sind hier nicht in Chicago. Kümmer dich um deine eigene Scheiße.« zischte er stur und die Wut in meinen Adern drohte meinen Körper zu zerreißen.
»Ach übrigens,« sagte er leise, »deine hübsche Freundin fährt voll auf mich ab.«
»Lass die Finger von ihr oder ich werde dich...«
Er legte auf und ließ mich mit kochendem Blut zurück. Wütend knallte ich viel zu viel Geld auf den Tisch, ignorierte die Bedienung und flüchtete aus dem Starbucks.

Was war das für eine Welt? Nicht einen Schein hatte ich in der Tasche, geschweige denn eine Kreditkarte, nur Kleingeld. Dabei war ich Multi-Millionär und die Hälfte meines Vermögens lag immernoch in dem Haus, das ich nicht betreten durfte. Nach einer Weile ging es mir extrem gegen den Strich die Regeln zu befolgen, die andere mir stellten. Ich war (verfickt noch mal) kein kleines Kind mehr, doch die Bullen durften mich rumschubsen wie ihnen die Laune gerade stand. Wenn nur die beschissene Bewährungsstrafe nicht an mir hängen würde, wäre ich schon längst abgehauen. Aber in den Knast zurück wollte ich auch nicht, also beugte ich mich widerwillig den Mächten der Verfassung. Meine Lage ließ leider auch nichts anderes zu, musste ich zugeben.

Ein letztes Mal machte ich halt und überlegte stark, wer mir noch helfen könnte. Ich wusste ganz genau, dass ich von Max keine Hilfe bekommen würde, genauso wenig wie von Juri oder Belcalis. Rebekah war noch mit ihrem Verlobten im Urlaub, ob Mario überhaupt noch lebte wusste ich nicht und Felix kannte mich wahrscheinlich nichtmal mehr. Aber ich wäre nicht Julien Sewering, wenn ich nicht noch ein Ass im Ärmel hätte. Ein Ass, welches mich zwar geschlagen und beleidigt hatte, aber meine letzte lebende Chance war. Ich überlegte lange, ob ich ihn wirklich anrufen sollte, denn er wirkte das letzte Mal ziemlich verärgert. Ich wusste nichtmal, ob seine Nummer aktuell war. Und trotzdem beschloss ich einmal Mut zu beweisen, holte tief Luft und tippte auf den grünen Hörer.

Trouble | [Escape 2] SunDiegoXJuliensblogWo Geschichten leben. Entdecke jetzt