Dima [10]

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Die Party beginnt

Die Bar war voll als wir alle dort ankamen, doch Belcalis hatte uns wie immer einen Platz reserviert. Es war der selbe wie sonst auch, direkt neben dem großen Aussenbereich. Wenn wir am Ende alle mehr Alkohol als Wasser im Blut hatten, gingen wir immer nach draußen um irgendwelche dummen Dinge zu tun. Wie ein Ritual. Mir viel erschreckenderweise auf, dass unser Freundeskreis sich erst so geformt hat, seitdem Julien weg war. Am Anfang war es alles ein riesiger Trupp um mich abzulenken, doch von Zeit zu Zeit war ich nicht mehr der Hauptgrund. Sogar Ewa war heute dabei. Ihre ursprünglich blauen Haare waren nun dunkelrot.

»Gehen wir in die Ecke?« fragte mich Julien. Er stand nun hinter mir, hatte die gesamte Zeit kaum ein Wort mit mit geredet. Ich nickte untergeben und rutschte in die Ecke. Wirklich motiviert war ich nicht. Cardi schenkte mir einen Merkwürdigen Blick. Ich fragte:
»Was ist?«
»Wo ist Felix?«
Mir blieb die Antwort im Hals stecken. Dafür ließ Julien verlauten:
»Offensichtlich nicht hier.«
»Ist irgendwas passiert? Habt ihr euch gestritten?« fragte Ewa entsetzt und ich würde mich am liebsten vergraben. Stattdessen hob ich das Glas, welches Cardi vor mich stellte und sagte:
»Auf einen schönen Abend. Ohne Felix.«

Wir spaßten noch ein bisschen rum, genossen den Abend und merkten, wie der Alkohol nach einer Stunde langsam anschlug.
»Ich geh eine Rauchen.« sagte ich in die Runde und wurde dem entsprechend auch entlassen. Ich drängte mich durch die Menge, weil wir uns an die Theke gesessen hatten und musste somit den Weg zurück zum Tisch finden. In der Ecke in der Julien und ich vorher saßen, steckte Juri nun Belcalis die Zunge in den Hals. Angewidert ging ich an ihnen vorbei in den riesigen Nebenraum, der nur für größere Feste geeignet war. Cardi ließ uns immer dort rauchen, weil es draußen viel zu kalt war. Eigentlich wollte ich meine Lunge nicht weiter vergiften, doch mein Kopf konnte den Alkohol nicht so gut vertragen. Ich bekam öfters Flashbacks und Schmerzen in meinen Händen, obwohl die Wunden schon längst verheilt waren. Ich bekam teilweise Wahnvorstellungen, doch nie wurden diese bemerkt. Es war eine Kunst, so etwas zu verstecken.

Ich zog eine Schachtel aus der Jackentasche, in denen sich zwischen normalen Zigaretten auch Joints befanden. In dem Wissen, dass Cardi mich umbringen würde, zog ich einen davon heraus. Sie kritisierte zwar nie meinen Konsum, aber immer den Geruch, den man von überall her roch. Komisch, denn eigentlich war ich schon längst einer Sucht verfallen. Als ich das perfekt gebaute Konstrukt trotzdem anzünden wollte, schoss mir ein grausames Bild in den Kopf, das ich eigentlich nach all den Jahren gewohnt sein sollte. Überall war das Blut und ich konnte die Schüsse hören, die fielen. Eine Waffe, direkt auf meinen Kopf gerichtet. Was war das bloß für eine abgefuckte Zeit gewesen? Da war ich noch so jung, unschuldig, naiv... und ich hätte alles daran gesetzt, dass Julien nichts passiert. Zumindest, bis er seinen Seitensprung vorgetäuscht hat.

Ein bisschen nachdenklich zündete ich ihn an, verstaute das Feuerzeug in der Jackentasche und wollte gerade ziehen, als eine Person lachend im Türrahmen auftauchte und rief:
»Rauchen ist ungesund!«
»Sagst gerade du.« meinte ich grinsend und sah Julien an, den ich wohl als Kettenraucher einstufen würde. Sein Blick war etwas verwirrt, ich kiffte sonst nur phasenweise. Zumindest kannte er es eigentlich nur so von mir.
»Ich habe nie gesagt, dass ich das gerne tue. Bin aber seit neuestem auf Koks umgestiegen. Ist gesünder für die Lunge.«

Ich lachte leise, lehnte mich gegen den Tisch und sah nach draußen. Von hier aus konnte man ein paar Hügel sehen, dahinter die Bronx. Es war ein hübscher Anblick, der direkt von einem weiteren Bild in meinem Kopf zerstört wurde. Julien sagte:
»Die anderen suchen dich schon. Komm, der Bulle gibt 'ne Runde.«
»Hör auf ihn so zu nennen!« rief ich empört, lachte aber trotzdem.
»Nur, wenn du wieder mit rein kommst.«
Ich schüttelte den Kopf. Der Rauch tat mir irgendwie gut während ich sah, wie Julien sich zwar sorgte, aber dennoch nichts sagte. Er roch wohl die Süße und Verbranntes Gras, wo ich nur Entspannung riechen konnte.
»Wie geht es deinem Kopf? Tut es noch sehr weh?« fragte ich ruhig und drehte mich so, dass ich ihn direkt ansehen konnte.
»Ist ganz in Ordnung. Nur Duschen ist schwierig. « antwortete er gelassen. Sein Blick wanderte wieder auf meine Hand.
»Nimm 'nen Zug. Ist mit Zitrone.« sagte ich und hielt ihm den Joint hin. Julez wirkte nicht begeistert, nahm ihn dann aber doch zur Hand und zog daran.
»Das schmeckt nach Schwanz!« beschwerte er sich. Ich konterte:
»Du musst es ja wissen.«
»Kein Wunder, dass du drauf stehst.« murmelte Julien anzüglich. Dann gab er mir den Joint zurück, während er fragte:
»Stand Felix auch drauf?«
»Auf Schwänze? Sicherlich.«
»Darauf, dass du kiffst.« präzisierte er seine Frage.

Trouble | [Escape 2] SunDiegoXJuliensblogWhere stories live. Discover now