Kapitel 23

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„Wann willst du wieder in die Schule gehen?", fragte meine Mutter, nachdem Aarany zur Tür raus war um zur Schule zu gehen, „früh aufstehen tust du ja eh schon."

„Was soll ich machen, wenn ich ihren Wecker höre?", hinterfragte ich und drehte meinen Rücken zu ihr.

Ich hörte sie seufzen, sie setzte sich zu mir ans Bett und legte ihre Hand auf meine Schulter, „Schatz", murmelte sie mitfühlend, „ich weiß wie du dich fühlst."

„Eben nicht, Mutter", sagte ich und setzte mich auf, „im Gegensatz zu mir, ist dein Bein nicht amputiert worden. Du kannst weiterhin normal Auto fahren und musst nicht die Prüfung wiederholen. Im Gegensatz zu mir, kannst du ein ganz normales Leben führen. Ich bin auf ewig auf diese Prothese angewiesen, mal abgesehen davon, dass ich auch das Fechten neu erlernen muss, wenn ich es überhaupt jemals wieder erlernen kann", ich bemerkte wie meine Augen wieder anfingen zu Tränen, „ich weiß, dass ich von jedem diese mitleidigen Blicke bekommen werde, die ich garantiert nicht sehen will. Und das jeder meint mir helfen zu müssen. Mir geht es gut, ich will einfach nur Ruhe."

Ich blickte an meine Mutter vorbei und sah Jasper an der Tür stehen, wieder dieser dumme Blick, den ich von jedem außer Aarany geschenkt bekomme.

Ich stöhnte nur genervt und ließ mich ins Bett fallen, „ich gehe ab nächste Woche wieder, jetzt geht beide aus meinem Zimmer, bitte."

~*~

„Yo, Bruder", platzte mein kleiner Bruder in mein Zimmer, „ein paar Freunde kommen vorbei, damit du Bescheid weißt."

„Mir egal", sagte ich.

„Darf ich deine Xbox", fragte er.

„Nimm."

„Super", Dave rannte zu mir rüber, „du siehst kacke aus", sagte er, „du hast sogar einen Bart", er tatschte mir ins Gesicht.

„Junge, was willst du von mir", schimpfte ich.

„Das du mal bisschen normaler wirst", sagte er wütend, „du hängst hier wie eine Leiche im Leichenschauhaus. Du nervst mich", wooow woher kam das jetzt?

„Wieso? Was mach ich denn?", fragte ich verwirrt und setzte mich auf,

„Nichts!", sagte er, „das ist es ja! Du nervst, weil du vor dich hin lebst. Mich nervt's, dass du mich nicht nervst", er guckte mich ernst an, „beschissenster Bruder überhaupt", dann stürmte er aus dem Zimmer.

Verwirrt schaute ich zur Tür, da lief Jasper pfeifend vorbei als er sah, dass meine Tür offen war, „oh", sagte er, „Tür zu?"

„Was ist mit Dave?", fragte ich verwirrt, „der war aber mal komisch drauf."

„Ich glaube, du bist die letzte Person, die sagen darf, dass irgendjemand komisch drauf ist", fing er an, „heute ist sein 16ter Geburtstag, du Kek."

~*~

Frisch geduscht, rasiert und mit frischen Klamotten saß ich im Rollstuhl vor Dave's Zimmer. Ich hatte zwar kein Geschenk für ihn, weil ich nicht erwartet hatte, dass wir so schnell Ende September erreichen, aber ich mach's irgendwie wieder gut.

Dann klopfte ich an seine Zimmer Tür, aus dem Zimmer ertönte ein, „herein!", ehe ich dann die Tür öffnete.

„Hey", begrüßte ich ihn.

Überrascht sah er mich an, „hi", sagte er und stand von seinem Bett auf, „brauchst du was?"

„Nein", sagte ich, „ich wollte mich bei dir entschuldigen", murmelte ich.

„Wofür?"

„Das ich nicht auf das Datum geachtet hab."

Dave nickte, „ist eh nicht wichtig."

„Doch", sagte ich direkt, „du hast recht, ich bin echt der beschissenste große Bruder und es tut mir Leid", seufzte ich, „ich hab dich lieb und alles gute zum Geburtstag", ich hielt ihm die Hand hin.

Er lächelte, „Dankeschön", dann schlug er mit mir ein und wir umarmten uns kurz.

„Sobald ich meine Prothese habe und eigenständig unterwegs bin, verspreche ich dir, dass ich's wieder gut mache, okay?", fragte ich ihn, „ich hab nur an mich selbst gedacht und alles andere um mich ausgeblendet."

Er lächelte mich an, „kein Problem, aber hör auf so Depri zu sein. Es steht dir nicht und zieht jedermanns Laune auch herunter. Das ganze ist zwar ziemlich kacke für dich, aber du bist noch jung. Das kriegst du hin."

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