Ein Samstagabend im Januar (2)

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„Hey Schatz, wann kommst du?" Seine Stimme klingt fröhlich wie immer. In diesem Punkt ist mein Freund das komplette Gegenteil von mir, er hat immer gute Laune.

„Ich bin schon fast da, kommst du mir entgegen?" Markus würde nicht verstehen, warum es mir unangenehm ist, einfach so bei seinen Freunden aufzukreuzen. Eigentlich ist er in vielen Punkten das komplette Gegenteil von mir.

„okay", antwortet er. Ich höre, wie er noch vom Telefon weg etwas zu jemandem sagt, bevor er hinzufügt: „Ich komm raus."

Ich bin oft froh, dass Markus keine Fragen stellt, dass er mein verhalten einfach so akzeptiert und hinnimmt. Jetzt zum Beispiel hätte ich keine Lust gehabt ihm zu erklären, warum ich nicht die letzten Meter bis zum Jugendclub alleine laufen kann. Er ist einfach bedingungslos da, lächelt über meine Emotionalität und nimmt mich in den Arm, wenn ich es möchte.

Mit Händen in den Jackentaschen kommt er auf mich zu. Seinen Gang und seine Haltung würde ich unter tausenden erkennen. Irgendwie wirkt es immer gelassen, wie er läuft, immer entspannt und irgendwie niedlich. Ich weiß, das ist nicht das was man über seinen Freund sage sollte, aber die graue Regenjacke, die er das ganze Jahr über trägt wirkt etwas zu groß für seinen schmalen Körper. Man sieht Markus nicht unbedingt auf den ersten Blick an, dass er ins Fitnessstudio geht, aber das liegt eher daran, dass er ein schwarzes Loch für die Nahrung ist, die er zu sich nimmt – wirklich beneidenswert.

„Na?", fragt er und drückt mir zur Begrüßung einen Kuss auf den Mund, woraufhin ich in anlächle. So begrüßen wir uns eigentlich immer. Meistens lächle ich auch, weil ich nicht weiß was ich sagen soll. Markus ist kein Mensch für große emotionale Überschwänglichkeit. Man kann mit ihm gut Gespräche über aktuelle Konflikte in der Welt führen, er hört auch immer zu, wenn ich ihm von meinem Tag erzähle, aber manche meiner Probleme wird er wohl nie verstehen.

„Hier ist ja echt nichts drum herum!", bemerke ich, um ein Gespräch anzufangen. Markus würde es nicht stören, wenn wir schweigend nebeneinander herlaufen, wir brauchen schließlich keine Worte, um uns zu verstehen, aber mir ist das unangenehm. Ich frage mich, was seine Freunde denken, wenn wir beide kein Wort miteinander wechseln, außerdem brauche ich ihn als meinen Halt heute Abend, so richtig gehöre ich schließlich nicht in diese Gruppe, ich bin mir nicht mal sicher wer heute alles Geburtstag feiert.

„Ich glaube genau das war der Plan von diesem Jugendclub, keine Nachbarn, die man stören kann."

„Ja vermutlich", antworte ich und bleibe stehen. Markus Beine sind gefühlt doppelt so lang wie meine, wodurch ich immer zu tun habe mit ihm Schritt zu halten. Ich halte seine Hand fest, sodass er sich zu mir umdrehen muss, stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn innig. Seine Lippen fühlen sich kühl an und meine rau, aber ich liebe es wenn sie sich treffen.

„Ach Schatz.", sagt Markus grinsend, als er sich von mir löst. „Tut mir leid, wir haben uns einfach schon über eine Woche nicht gesehen.", entgegne ich. Er schüttelt daraufhin nur grinsend den Kopf und zieht mich sanft weiter. Meine kalte Hand wird von seiner gewärmt. Ich habe wirklich glück mit ihm.

„Wer feiert heute eigentlich alles?" Mittlerweile haben wir das Gebäude fast erreicht.

„Louis und Julia.", beantwortet Markus meine Frage , „Ich weiß nicht, ob du sie kennst, sie war auch bei meinem Geburtstag letztes Jahr und auf diesem einen Ball in unserer Schule."

„Ah, ich glaube ich weiß wen du meinst!" Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, wer Julia ist, auf dem Ball waren einige Mädchen, die auch auf dem Geburtstag von meinem Freund vor einem halben Jahr waren.

Grade als wir das Auto erreichen, das immer noch vor der Tür des Clubhauses steht, kommen Louis, Jonas und noch ein anderer, den ich auch schon ein paar Mal gesehen habe, aus dem Gebäude.

Die Fehler in unseren HerzenWhere stories live. Discover now