🌑•Night Seven•🌑

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Felix

Nach dem die Schule endlich vorbei war, wurden wir entlassen und konnten nach Hause. Mal ehrlich, wer ging denn auch schon gerne zur Schule und blieb dort länger, als nötig? Hyunjin und ich definitv nicht. Apropos Hyunjin... erst vorhin hatte er mir noch erzählt, dass sein Freund Minho wohl auf eine andere Schule ging und ich ihn deshalb noch nicht gesehen hatte. Traurig war ich darüber nun doch etwas, aber ich freute mich schon darauf, ihn demnächst kennenzulernen. Vor allem, da er ebenso gerne tanzte wie ich.

Und nun saß ich am Abend Zuhause auf meiner Fensterbank und versuchte die Hausaufgaben ohne Hilfe zu lösen, die wir für morgen aufbekommen hatten. Mathe war dabei kein Problem. Die Aufgaben waren für mich verständlich, doch der Rest? Ich verstand so gut wie rein gar nichts, doch da ich auch nicht meine Eltern fragen wollte, beließ ich es einfach dabei und fing dann an, aus dem Fenster zu schauen. Sofort fiel mein Blick wieder auf das Haus gegenüber und leicht legte ich meinen Kopf schief.

Dort drinnen wohnte also Jeongin, abgeschottet von allen anderen Menschen, ohne richtigen sozialen Kontakt und vermutlich sogar auch ohne Freunde, bis auf Hyunjin natürlich. Irgendwie tat es mir im Herzen weh, als ich mir vorstellte, wie einsam und alleine Jeongin sich wohl fühlen musste. Ich selbst war ein Mensch, der gerne draußen war und deshalb konnte ich es mir kaum vorstellen, den ganzen Tag nur Zuhause sitzen zu müssen. Das war doch kein richtiges Leben und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass er es genoss.

,,Lee Felix! Was haben wir dir gesagt?" Erschrocken zuckte ich zusammen, als die wütende Stimme meiner Mutter ertönte. Mit großen, unschuldigen Augen sah ich zu ihr, wie sie mein Heft in die Hände nahm und es mir auf den Kopf schlug. Empört wollte ich sie fragen, was das eigentlich sollte, doch sie war scheinbar noch nicht fertig. ,,Hausaufgaben machst du immer sofort nach der Schule! Du willst doch einen guten Abschluss, oder nicht? Ich will, dass du wie Rachel studieren gehst und dafür brauchst du gute Noten, also streng dich doch einmal an!"

Ihre Worte machten mich wütend. Wütender, als ich vielleicht werden sollte, aber was sollte ich denn tun? Ich liebte meine Eltern, so wie jedes andere Kind auch. Doch sie beide versuchten über mein Leben zu bestimmen, mir zu zeigen, was ich werde sollte und was nicht. Sie wollten bestimmen, was ich nach der Schule tun würde und das nervte mich. Schon in Australien kam dieses Gespräch jedes verdammte Mal auf und es regte mich bis heute noch auf.

,,Lass mich doch endlich mal in Ruhe!", rief ich laut, ebenso wütend wie sie und stand von meiner Fensterbank auf. ,,Es ist mein Leben und meine Entscheidung! Ich bin keine verdammte Puppe, die du so umstellen kannst, wie es dir gefällt!" Und mit diesen Worten rannte ich an ihr vorbei aus meinem Zimmer raus, an meinem Vater vorbei und nach draußen vor unsere Haustür. Lautstark schlug ich die Tür zu und atmete erst einmal tief durch, als die lauten Stimmen sich da drinnen erhoben. Scheinbar gab es jetzt auch einen Streit zwischen meinen Eltern... wie toll.

Und erst jetzt bemerkte ich die andere Person, gegenüber der Straßenseite. Auf der Treppe von dem abgedunkelten Haus saß ein kleiner, schmächtiger Junge und starrte mit ebenso großen Augen zu mir, wie ich zu ihm. Kaum trafen sich unsere Blicke, wandten wir fast schon gleichzeitig den Kopf voneinander ab und leicht biss ich mir auf die Lippen. Das musste dann wohl Jeongin sein - der Junge, der kein Sonnenlicht abbekam und der mit Hyunjin befreundet war. Ich haderte mit mir selbst, da ich nicht genau wusste, was ich tun sollte. Sollte ich zu ihm? Mit ihm reden? Trotz meiner schlechten Ausdrucksweise? Oder sollte ich einfach wieder herein gehen und das vergessen?

Kurz sah ich nun doch wieder hinüber zu Jeongin und als ich bemerkte, wie unendlich traurig er schien, verwarf ich den Gedanken, ihn zu ignorieren. Er wirkte... wie ein kleiner Fuchs, der ohne seine Mutter irgendwohin gekommen war und beschützt werden musste, und leider Gottes erweckte er damit mein Beschützerinstinkt, den ich dank eines alten Freundes mal entwickelt hatte. Und genau aus diesem Grund hüpfte ich unsere Treppen nach unten und überquerte die Straße, um zu Jeongin zu gehen.

,,U-Uhm... Hey... i-ich bin Felix... euer neuer Nachbar..."

Sunrise ★ JeonglixOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz