🌑•Night Thirty-Two•🌑

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Jeongin

Schweigend saß ich neben Felix auf meinem Bett und spielte ein wenig mit Yuseong. Mein Handy lag eingeschaltet neben mir und der Chat von Chan war ausgewählt, doch es blieb unberührt. Zwar standen dort viele Andeutungen darauf, dass ich in den Jungen neben mir verliebt war, jedoch wusste ich, dass dieser es nicht lesen würde.

Gerade war Felix damit beschäftigt, meine Manga zu durchstöbern und herauszufinden, was ich alles gerne in meiner Freizeit las. Ihm war längst aufgefallen, wie viele Boyslove-Manga darunter waren und ich vermutete, dass er auch meine Sexualität erahnt hatte. Trotzdem hatte er bisher nichts dazu gesagt und ich war mir nicht sicher, ob ich es positiv oder negativ werten sollte.

Mein Handy schaltete sich nach einigen Minuten von selbst ab, der Bildschirm wurde schwarz und direkt hob Yuseong überrascht ihren Kopf. Sie hatte wohl bemerkt, dass das Licht ausgegangen war und sprang nun neugierig auf mein Handy, inspizierte es durch das Anstupsen ihrer Nase und ihrer Pfoten, allerdings geschah nichts. Aus diesem Grund begann ich leise zu kichern und beobachtete sie weiterhin, wurde aber selbst von ihr ignoriert.

"Yuseong", kicherte ich und versuchte nach ihr zu greifen, doch sie ahnte wohl, was ich vorhatte, und wich mir deshalb mauzend aus. Mit einem Satz war sie auf dem Boden gelandet und rannte durch das Zimmer zu ihrem Kratzbaum und leise lachend wollte ich ihr folgen. Aber dann schlangen sich plötzlich zwei Arme um mich und zogen mich zurück, was mir ein Quietschen entlockte.

"Hyung!", beklagte ich mich sofort und sah Felix aus großen Augen schmollend an, wohingegen er nur schmunzelte und mich mehr in seine Arme zog. Völlig grundlos knuddelte er mich durch und drückte mich fest an sich und obgleich ich erst verwirrt war, wieso er das tat, musste ich anfangen zu lächeln. Es fühlte sich gut an, so viel Liebe und Fürsorge zu spüren, bei dem Australier fühlte ich mich absolut geborgen. Er war nun einmal der perfekte Freund, da war ich mir ganz sicher.

"Wehr dich doch nicht gegen mich", grinste er frech und zwickte mir in die Seite, entlockte mir so ein weiteres Quietschen und nun wehrte ich mich erst recht. Auch wenn es von beiden Seiten spielerisch gemeint war, fingen wir an zu kämpfen und rollten über das Bett. Ich versuchte mich zu befreien, wohingegen er mich weiterhin festhielt und mich zu kitzeln versuchte.

Lautes Gelächter ertönte und schnell wurde aus der soeben herschenden Ruhe ein wildes Getummel, welches mir wieder einmal zeigte, wieso ich Felix so sehr liebte. Jedes Mal brachte er mich zum Lachen und ich hatte immer Spaß, wenn ich Zeit mit ihm verbrachte. Wir harmonierten einfach perfekt miteinander und dementsprechend tat es mir weh, ein Thema ansprechen zu müssen, das mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf ging.

Das war es auch, was mich bedrückte und wodurch ich einen Moment lang nicht aufpasste. Felix nutzte meine Unvorsichtigkeit gnadenlos aus und drückte mich auf das Bett, setzte sich auf mein Becken und presste meine Handgelenke in die Matratze. Triumphierend grinste er auf mich hinunter, doch kaum bemerkte er meinen tristen Blick, verschwand sein Lächeln wieder und er wirkte viel mehr besorgt.

"Jeongin?", fragte er leise mit einer sorgenvollen Stimme. Schuldgefühle stiegen in mir auf und mein Herz zerbrach, jedoch wusste ich, dass es besser war, wenn ich uns voneinander trennte. Die dunklen Ringe unter seinen tiefbraunen Augen waren nicht zu übersehen und dank der Blässe in Felix' Gesicht schienen seine niedlichen Sommersprossen noch viel dunkler geworden zu sein. Natürlich war das irgendwie auch hübsch, gleichzeitig wirkte er aber so krank und erschöpft... das konnte ich einfach nicht länger mitansehen.

"Wir sollten unsere Freundschaft beenden, Lix...", fing ich leise an zu sprechen und wandte meinen Blick lippenbeißend von ihm ab. Sogleich spürte ich, wie der Druck auf meinen Händen nachließ und er schließlich meine Handgelenke losließ, aber dennoch auf mir irritiert sitzen blieb. "So sehr ich die Zeit mit dir auch liebe, dein Körper wird bald nicht mehr mitmachen und ich habe große Angst um dich... darum müssen wir aufhören, Kontakt zueinander zu haben. Ich will nicht, dass dir etwas passiert..."

Mit großen Augen schaute mich Felix für einen Moment schweigend an und sagte nichts. Ich war mir sicher, dass meine Worte ihn schwer getroffen hatten und ich ihn womöglich auch verletzt hatte. Mir tat es ja mindestens genauso sehr weh, dass ich diese Entscheidung treffen musste, jedoch war es der einzige Weg, wie es ihm wieder besser gehen würde. Ansonsten würde er ja nicht auf mich hören und bekanntlich tat die Wahrheit ja weh. So auch in diesem Fall, den ich am liebsten vermieden hätte, doch Felix ließ mir keine andere Wahl.

Stattdessen machte er es mir mit seinen nachfolgenden Worten nur noch viel schwerer:

"Aber Jeongin... Ich liebe dich..."

Sunrise ★ JeonglixDonde viven las historias. Descúbrelo ahora