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Devon
Dieses Mädchen brachte mich zum verzweifeln.

Als ich im Dunklen des Zeltes so dalag, den Rücken zu Lillith gekehrt, spielte ich die Ereignisse im Wald nochmal ab.

Lillith ging etwas hinter mir, als sie plötzlich stolperte und nach vorne viel. Eher aus Reflex als bewusst hielt ich sie fest und verhinderte, dass sie auf die Nase fiel und sich so vielleicht noch weitere Verletzungen zuzog, als die, die sie abwaschen wollte.
Als mir auffiel, dass ich gerade dem Dunklen Mond, meinem Feind, geholfen hatte, ließ ich sie los und ging schnell weiter. Lillith schaute mich an, schien sich aber nicht um meine Reaktion zu kümmern. Sie ging einfach weiter, achtete aber mehr auf den Boden.

Ich unterdrückte ein Seufzen und entfachte eine Flamme in meiner Hand. Inzwischen so einfach wie Atmen für mich und beleuchtete damit unseren Weg. So verhinderte ich, dass ich mich auch hinlegte, redete ich mir ein. Außerdem, wenn einer von uns sich verletzte, war es nur eine zusätzliche Last für die Reise.

Wieder schaute sie mich an und sagte nichts dazu.
Irgendwann begann sie Fragen zu stellen, wie ich sie gefunden hatte.
„Du weißt so wenig über euren Anführer, seinen Vertrauten und was er überhaupt tut.", meinte sie stirnrunzelnd, „Wieso folgst du den Huntern überhaupt?"
Ich musste den Blick abwenden. Ich tat es, weil ich meine Mutter versprochen hatte für das Richtige zu kämpfen. Sie selbst hatte den Huntern treu gedient, bis sie durch eine Krankheit gestorben war. Also hatte ich beschlossen in ihre Fußstapfen zu treten, Hunter zu werden und mein Versprechen zu erfüllen.
Aber das konnte ich Lillith nicht sagen. Es ging sie nichts an. Ich rief mir ins Gedächtnis, dass sie immer noch eine Feindin war.

„Wir sind da", wich ich ihrer Frage aus und nickte zum kleinen Fluss der vor uns plätscherte. Es war dunkel und das Wasser ebenfalls, da der Halbmond so gut wie kein Licht spendete. Mit dem Feuer in der Hand trat ich ans Ufer und beobachtete Lillith wie sie sich hinkniete und die Arme bis zum Ellenbogen ins Wasser hielt um das getrocknete Blut abzuwaschen. Ihre kurz geschnitten Haare fielen ihr dabei seitlich herunter und verdeckten ihr Profil.
Ich blinzelte, als es mich an meine Mutter erinnerte.

Mum kam in das Lager geritten und ich ließ fröhlich mein Übungsschwert fallen, mit dem ich gerade Bewegungsabläufe geübt hatte. Mum hatte gerade einen der Aufträge ausgeführt. Irgendein Prodigia war jetzt tot. Sie stieg gerade von ihrem Pferd runter, da war ich schon bei ihr und umarmte sie. Ich reichte ihr gerade mal bis zur Brust und schmiegte meinen Kopf an ihren Bauch. Mum lachte leise und beugte sich ein wenig runter um mich auch zu umarmen. Dabei fiel ihr rotbrauner Zopf über ihre Schultern und schlug mir ins Gesicht. Darauf zuckte ich zurück und ließ sie los.

Mum lächelte mich an und fragte: „Wie geht es dir Schatz?"
„Super, du bist ja wieder da!", antwortet ich und zog sie an der Hand zu meinen auf den Boden liegenden Schwert. Hinter uns führte Mums Schüler das Pferd in den Stall. Mum rief ihm ein Danke zu, dann drehte sie wieder den Kopf zu mir. Ich wollte ihr zeigen, was ich trainiert hatte, da bemerkte ich das Blut an ihren Händen.
„Du solltest dir die Hände sauber machen.", bemerkte ich und Mum seufzte.
„Du hast recht. Kommst du mit mir zum Bach?"

Am Fluss angekommen kniete sie sich hin und wusch es sich schnell und gründlich ab. Sich musste dafür ihre ganzen Unterarme ins Wasser tauchen. Ich wartete schweigend am Ufer und beobachtete zwei weiße Schmetterlinge, die miteinander tanzten.
Plötzlich wurde ich von der Seite nass gespritzt und ich fuhr mit einem Aufschrei herum.
Meine Mum lachte aus vollem Hals und schüttelte sich die nassen Hände aus.
Na warte!
Ich steckte meine Hände ins Wasser und spritzte es ihr ins Gesicht. Mum quiekte und jetzt lachten wir beide....

Ich vermiss sie wirklich sehr. Sie war immer so glücklich gewesen und hatte immer Zeit gefunden. Mein Dad lebte noch bei den Huntern und diente dort als einer der Besten. Er hatte mir vieles im Kämpfen und Umgang mit Waffen beigebracht, während meine Mum mir das Bändigen und andere Dinge beigebracht hatte. Zum Beispiel Tanzen und einiges über Nomentes.
Ich spürte Tränen in meinen Augen und schaute von Lillith weg auf mein Spiegelbild im Wasser. Der Fluss war dunkel, aber mein Feuer erhellte mein Gesicht gut genug, dass ich ein Spiegelbild hatte.

Lillith das schwarze Element Where stories live. Discover now