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Lachend lief ich mit Alenia durch die Gänge der Schule. Rechts von mir waren die Fenster und das Licht des späten Abends fiel durch sie hindurch.

„Das war ein schöner Tag", lächelte Alenia. Sie grinste immer noch. Genau wie ich.
Wir beide waren in wunderbarer Stimmung und gingen beieinander untergehakt weiter. Niemand war in den Gängen oder störte uns.

Plötzlich blieb Alenia stehen und sah aus dem Fenster. Die Sonne ging gerade unter und das Schulgebäude glänzte in einem sanften Orange. Genauso tat es ihre Haut und das blonde Haar.
Sie atmete tief die Sommerluft ein und aus.
„Wer der Dunkle Mond wohl ist?"
Ich erstarrte.
Sie sah noch immer zum Horizont: „Ich suche ihn schon so lange. Wenn ich zu lange brauche dann... dann steht uns schreckliches bevor."

Ich wollte es sagen. Ganz laut schreien „Ich bin es!" aber ich konnte nichts sagen. Mein Mund war zugeklebt, ich brachte keinen Ton über die Lippen. Egal wie stark ich es versuchte, ich konnte meine Freundin nicht sagen, dass ich diejenige war, die sie suchte. Ich konnte nichts tun!

Innerhalb von Sekunden wurde es plötzlich Nacht, der Vollmond ging auf und färbte sich rot. Schreie drangen an mein Ohr und ich schlug mir die Hand vor den Mund. Nein...

Alenia hörte die Schreie jetzt auch und fuhr mit geweiteten Augen herum: „Er ist hier!"
Sobald ich versuchte es ihr zu sagen, blieb mir die Luft weg. Es war unmöglich.
Aber es durfte nicht passieren! Nein, nicht nochmal!

Alenia bekam von meinem stummen Schrei nichts mit, stattdessen packte sie mich am Handgelenk und zog mich rennend mit sich.
„Schnell! Wir müssen den anderen helfen!"
Ich lief mit und Alenia merkte, dass sie mich nicht mehr ziehen musste und ließ mich los.

„Alenia! Warte.", ich blieb stehen und sie drehte sich fragend um. Sie wirkte gehetzt.
„Was ist? Wie haben keine Zeit!"
„Ich...", die Wörter blieben mir im Hals stecken, „Ich... bin..."
Frustriert ballte ich die Hände zur Faust.

Alenia wartete ungeduldig und im selben Moment spürte ich die Veränderung. Ich warf ihr einen letzten verzweifelten Blick zu, bevor sich violetter Rauch um mich bildetet. Das war neu, aber das Ergebnis war nicht weniger schlecht.

Ein Gewicht am Rücken verriet mir, dass ich Flügel hatte. Schwarze fledermausartige Flügel. Meine Sicht im Dunklen besserte sich und ich fühlte mich stark. Mächtig und unbesiegbar.

Alenia wich alle Farbe aus dem Gesicht und sie machte einen Schritt zurück.
„Du?", sie zog ein Schwert aus ihren Gürtel, den ich bis eben nicht bemerkt hatte, „Du bist es?"
Die Waffe lag zwar kampfbereit in ihrer Hand, aber dennoch zitterten ihre Hände leicht und ich roch eine Spur Angst.

Mir war nach schreien zumute und ich wollte es rückgängig machen, aber die Flügel blieben.
„Ja", flüsterte ich und konnte ihr nicht in die Augen sehen. Ich ertrug die Enttäuschung und das Gefühl meines Verrats, die in ihnen lagen, nicht.

Alenia veränderte sich. Wo eben noch Angst gewesen war, baute sich eine Mauer vor. Sie errichtete einen Wall um ihre Gefühle, ihren Geist. Ihr Gesicht wurde hart und abweisend.
Trotzdem zitterte ihre Stimme kaum merklich: „Du hast mich belogen. Die ganze Zeit über habe ich gedacht du wärst meine Freundin! Ich habe dir vertraut!"
Meine Lippen zitterten und ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten: „Es tut mir leid. Ich habe es nicht gewusst!"
„Und das soll ich dir glauben?"
„Bitte. Ich will niemanden etwas tun", ich machte einen Schritt auf sie zu, doch sie hielt das Schwert höher.
„Keinen. Schritt. Weiter."
Ich hielt in der Bewegung inne und sah ihr stattdessen verzweifelt in die Augen. Eiseskälte und Hass blickten zurück.

Lillith das schwarze Element Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt