36. Syds Flirtprobleme

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Mein Display leuchtet auf. Es ist Sydney. Ich entsperre das Handy und schaue, was sie geschrieben hat.

Bist du noch wach?

Bin ich. Dann antworte ich.

Was gibt's?

Kurze Pause. Sie schreibt.

Du kennst Eli doch noch, oder?

Natürlich kenne ich sie noch. Eli, oder besser gesagt Elena wohnt gegenüber von Syd. Und ist laut meiner Schwester ziemlich sympathisch.

Klar, wieso?

Naja, Cleo ist bei uns ausgezogen, weil sie fertig mit dem Studium ist. Und jetzt wohnt Eli bei uns, weil sie halt gefragt hat, da ihre alte WG sich auch demnächst aufgelöst hätte. Sie hat jetzt das Zimmer neben mir. Und ich befürchte, sie ist doch ganz cute.

Und? Sprich sie an.

Aber wie?

Ich seufze.

Sydney. Du bist diese Person, die mit fast jedem auf einer Party flirtet und das auch noch hinbekommt. Und falls du wirklich Hilfe brauchst, dann erkundige dich bei ihren Freundinnen, was sie mag. Du schaffst das, ich glaub an dich.

Danke. Ich schick dir dann ab und zu mal, wie es gerade so läuft.

Na das will ich doch hoffen. Schließlich will ich wissen, ob sie erfolgreich ist. Normalerweise ist sie total selbstbewusst was so etwas angeht, aber bei Elena ist sie schlimmer als ein schüchterner Teenager. Obwohl es schon süß ist, dass jemand wie sie nervös wird wenn sie mit Eli auch nur im selben Raum ist. Wie sie es beschrieben hat ist Eli nicht ganz so schüchtern und man könnte sich gut mit ihr unterhalten. Aber obwohl meine Schwester sonst total extrovertiert ist, kann sie mit ihr einfach kein Gespräch anfangen. Jedenfalls jetzt noch nicht. Gott bin ich gerade froh, dass Toni mich angesprochen hat. Ich hätte es wahrscheinlich einfach nur in mich hineingefressen und gewartet bis es vorbei wäre. Was bei mir des Öfteren ziemlich lange gedauert hat. Einmal habe ich mich ja auch tatsächlich getraut, ein Mädchen anzusprechen. Aber da habe ich auch über ein paar Leute erfahren, dass sie auch auf mich steht. Sie war dann aber diejenige, die mich gefragt hat. Wir waren acht Monate zusammen, bevor sie mich für eine andere verlassen hat. Wenigstens hat sie es mir selbst gesagt und ich habe es nicht irgendwie über andere Quellen erfahren, aber scheiße ist es halt trotzdem gewesen. Und ich hatte auch niemanden zum Reden damals, weil sie vorher meine beste und einzige Freundin war.

Zum Glück kann mir das jetzt nicht mehr passieren. Selbst wenn Toni Schluss machen würde, habe ich noch Leo und Maja. Die beiden halten trotzdem zu mir, das hat mir Leo versprochen nach meinem Streit mit Toni. Um ehrlich zu sein hätte ich echt nicht gewusst was ich machen sollte, wenn es tatsächlich dort geendet hätte. Auch wenn ich entschieden hatte, dass ich ihr aus dem Weg gehen will, wegen der Sachen die sie gesagt hatte. Ich hätte wahrscheinlich wieder angefangen, mich selbst zu verletzen. Auch wenn ich weiß, dass das Ganze nicht gut ist, aber meistens passiert es halt einfach irgendwie. Und dann hätte ich ja auch keinen mehr, den ich nachts um halb drei einfach anschreiben kann weil ich kurz davor bin es zu tun. Der mich dann ablenken kann und in den meisten Fällen sogar zu mir nach drüben kommt, um mich in den Arm zu nehmen. Ich muss kurz etwas machen, mein Handy habe ich ja zum Glück noch hier. Tonis Nummer ist unter meinen Favoriten, ich hätte sie aber auch auswendig gekonnt. Es klingelt ein paar Male, bevor sie abhebt.

»Lynn? Was ist los?«

»Ich wollte dir einfach danke sagen. Dass du immer für mich da bist und mir zuhörst, wenn ich mit irgendeiner Kleinigkeit zu dir komme. Danke dass du so eine wunderbare Freundin bist.«

»Aww, das ist so unglaublich süß von dir. Ich würde gerade so gerne zu dir kommen, aber das geht gerade halt schlecht. Können wir einen Videoanruf machen, ich möchte dich grade einfach nur sehen?«

»Klar können wir das. Ich freue mich doch immer, dich zu sehen.«

Toni legt auf, ein paar Sekunden später ruft sie mich per Videoanruf an. Sie sieht mal wieder fantastisch aus.

»Hey Lynn«, lächelt sie. »Wie geht es dir Kleine?«

»Wie wohl ohne dich? Lange nicht so gut wie vor ein paar Tagen, als du noch da warst. Aber wenigstens kann ich dich sehen, das ist schon mal was.«

»Ach komm, in zwei Tagen bin ich doch wieder da. Und bis dahin können wir ja schreiben.«

»Ja zum Glück, wie soll ich das sonst überleben?«

Sie lächelt.

»Jetzt übertreibst du aber. Wie hast du denn bitte überlebt, bevor wir uns kennengelernt haben?«, fragt sie.

»Da war ich mir ja auch noch nicht bewusst, was mir gefehlt hat.«

»Wenn du weiter so süß bist, dann muss ich meine Mutter noch irgendwie überreden, dass ich heute Nacht noch zu dir zurückkommen darf.«

»Das war der Plan von Anfang an«, lache ich.

»Gut, dann bin ich wohl vollkommen in deine Falle getappt. Aber dabei ist mir das gerade sogar ziemlich recht.«

»Dann bin ich ja beruhigt. Und ich warte jetzt schon ungeduldig auf übermorgen, wollen wir was Besonderes machen?«

Ich überlege kurz, dann mache ich einen Vorschlag.

»Wir könnten mal wieder zusammen kochen. Oder es zumindest probieren, du weißt ja wie das letztes Mal ausgegangen ist.«

Aus ihrem Gesichtsausdruck schließe ich, dass sie ganz genau weiß, wovon ich rede. Als wir es das letzte Mal versucht haben, ist der Rauchmelder losgegangen. Zwei Mal.

»Wenn wir dieses Mal wirklich auf die Zeit achten, könnte es sogar was werden.«

Jep, das war nämlich der Grund für den Rauchmelderalarm.

»Bist du dir sicher, dass wir das hinbekommen?«, frage ich sie.

»Ich würde gerne ja sagen, aber dann müsste ich lügen.«

farbe im lebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt