30. Weihnachten.

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×Lynn×

Toni hat spontan bei mir übernachtet. Ihre Mutter war nicht da und sie hat einfach spät abends beschlossen, dass sie bei mir bleibt. Mom hatte nichts dagegen und ich sowieso nicht. Wir hatten ja unseren Streit zum Glück klären können. Jetzt weiß ich auch, warum ich bisher nicht getrunken habe, und das auch in naher Zukunft nicht mehr tun werde.
Meine Freundin spielt mit einer Strähne von mir und legt ihren Arm um mich.

»Morgen Süße«, flüstert sie mir ins Ohr.

»Hey Toni. Gut geschlafen?«

»Mit dir an meiner Seite? Natürlich.«

Sie kann sich echt immer einschleimen. Aber was soll's?

»Da fällt mir noch etwas ein.«

Ich drehe mich zu ihr um und küsse sie.

»Frohe Weihnachten.«

»Dir auch.«

Ich lege mich wieder normal hin. Sie streicht mit ihrer Hand über meinen Bauch, da springt Lily aufs Bett. Toni setzt sich auf.

»Deine Katze ist echt süß.«

Sie streckt ihre Hand aus und streichelt Lily über den Kopf.

»Ich etwa nicht«, frage ich beleidigt.

»Doch. Du natürlich auch.«
Nach einer kurzen Pause fasse ich das bisschen Mut, was ich noch habe, zusammen.

»Toni, kann ich dir noch etwas sagen?«
Ich setze mich ebenfalls auf.

»Klar kannst du. Immer.«

Kurz hole ich Luft, dann ziehe ich mein Pyjama-Shirt hoch, sodass man die Narben an meiner Seite sieht. Toni bleibt vollkommen ruhig.

»Danke, dass du es mir gesagt hast.«

Sie nimmt mich in den Arm.

»Aber davon lassen wir uns nicht den Tag versauen«, fügt sie hinzu.

Ich habe mit Toni zusammen Pancakes gemacht.
Der Tisch ist gedeckt, als wir den Schlüssel in der Tür hören.
Gerade, während ich die Sachen von der Zubereitung in die Spülmaschine räume, kommt Mom in die Küche. Sie geht auf mich zu und wir umarmen uns.

»Frohe Weihnachten meine Kleine.«

»Dir auch Mom.«

Dann wendet sie sich an Toni.

»Und dir natürlich auch.«

Meine Freundin bedankt sich, dann setzen wir uns an den Tisch. Während dem Essen erzählt Mom von ihrer Geschäftsreise, denn auf dem Hinweg sind so einige Dinge schiefgelaufen. Erst ist ihr Auto nicht angesprungen, weshalb ich sie mit meinem zum Flughafen gefahren habe. Das habe ich ja noch selbst mitbekommen. Ihr Flug hatte aber auch zusätzlich noch drei Stunden Verspätung und zu guter Letzt sind auch zwei Koffer ihrer Kollegen erst einen Tag später am Ziel angekommen. Meine Theorie bewahrheitet sich mal wieder, entweder geht alles glatt oder gar nichts.
Aber wenn immer alles so laufen würde wie geplant, wäre das ja langweilig. Dann wäre ich vielleicht immer noch nicht mit Toni zusammen, weil sie im Café ihren eigenen Pulli angehabt hätte. Obwohl, sie hätte bestimmt auch einen anderen Weg auf Lager gehabt. Aber man weiß, was ich meine.

»Und wie waren eure freien Tage so?«

»Eigentlich ist nicht wirklich viel passiert. Wir sind nur zwei Mal aus dem Haus gegangen um einzukaufen und die restliche Zeit Netflix geschaut«, antwortet Toni.

»Und ich hab die Gelegenheit genutzt, auch mal die Hälfte des Tages zu verschlafen«, füge ich hinzu. «Aber vermutlich auch nur, weil du mich gelassen hast.«

Mom und ich schenken uns zu Weihnachten meist nur eine Kleinigkeit. Wir haben uns vorhin gegenseitig die Geschenke überreicht und aufgemacht. Ich habe von ihr eine Flasche meines Lieblingsparfums bekommen und sie von mir einen Kinogutschein für zwei. Ob sie mit mir geht oder wem anders, habe ich ihr überlassen. Und auch Toni hat etwas von mir bekommen. Ein mit Mustern verzierte, schlichtes Armband, was sie mir mal in einem Laden gezeigt hatte. Da habe ich es auch gleich heimlich mitgenommen. Also, nachdem ich es bezahlt habe. Wir sitzen wieder auf der Couch, Toni spielt an ihrem Handy und ich liege in ihren Armen. Dann aber steckt sie ihr es weg und bittet mich, aufzustehen.

»Ich hab auch noch etwas für dich.«

Mit diesen Worten geht sie aus dem Wohnzimmer, kommt gleich darauf aber mit einer kleinen Schachtel, um die eine Schleife gebunden ist, zurück. Sie überreicht mir besagte Schachtel. Von der Größe her habe ich keine Ahnung, was dort drin sein könnte. Vorsichtig öffne ich die Schleife, bedacht das Band nicht zu zerreißen. Als ich sie öffne, kann ich nicht anders, als zu lächeln. In ihr liegt das Messer, wegen dem Toni und ich diesen Streit hatten. Sie umarmt mich von hinten.

»Du würdest das niemals mit etwas machen, was ich dir geschenkt habe.«

Ich boxe ihr gegen die Schulter. Dann füge ich lachend hinzu:

»Manchmal bist du echt ein Idiot Toni. Aber egal was ist, du bist immer noch mein Idiot.«

Ich küsse sie. Toni legt ihre Hände auf meinen Hinterkopf und drückt mich noch mehr an sich heran. Dann setzt sie sich wieder mit auf die Couch. Auch Mom kommt dazu und fragt, ob wir eventuell einen Film sehen wollen. Nach den letzten Tagen wird es zwar schwierig einen zu finden, den wir noch nicht kennen, aber das sollten wir schon hinbekommen. Und außerdem gibt es ja auch Filme, bei denen es sich lohnt, sie öfter zu schauen.

Nach ungefähr der Hälfte von Men In Black 2 liegt Tonis Kopf auf meiner Schulter und sie schläft. Dabei hat sie doch heute schon, jedenfalls für ihre Verhältnisse, sehr lange geschlafen. Aber ich habe nicht vor sie aufzuwecken. Erstens weiß ich wie blöd es ist, wenn man unfreiwillig aufstehen muss und zweitens sieht sie ziemlich süß aus beim Schlafen.

Doch bei einer Explosion im Film schreckt sie hoch, dabei haben wir schon extra die Lautstärke heruntergedreht. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen.
Sie guckt erst verdutzt und als wäre sie im falschen Film, dann muss aber auch sie lächeln.

Mittlerweile ist es bestimmt schon ein Uhr. Mom schläft, Toni und ich noch nicht. Sie hat sich an die Wand hinter meinem Bett gelehnt, ich sitze zwischen ihren Beinen, an sie gelehnt. Mein Laptop liegt auf unseren Beinen, mal wieder ist Netflix an.

»Irgendwie ist das seltsam", murmelt sie vor sich hin.

»Was?«

»Naja, du kennst doch diese Schmetterlinge im Bauch, die man hat, wenn man gerade erst mit jemandem zusammen ist. Und die eigentlich so nach ein paar Monaten nachlassen. Aber wir sind jetzt schon über ein halbes Jahr zusammen und ich hab sie immer noch. Ich freue mich jedes Mal wenn du mich umarmst genauso wie beim ersten Mal.«

Meine Wangen werden rot.

»Aww, das ist niedlich.«

farbe im lebenWhere stories live. Discover now