Schrei

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Wohin sie auch sah, war nichts als Dunkelheit. Angst breitete sich in Marinette aus. „Tikki?“, flüsterte sie, doch sie erhielt keine Antwort. Sie tastete nach ihrer Umhängentasche, doch sie war nicht da. Ihre Freundin war nicht bei ihr. Schwer Atmend tastete sie sich in der Dunkelheit vor, als sich in der Ferne etwas lichtete. „Prinzessin“, hörte sie eine vertraute Stimme und sah sich noch einmal um, um ihn ausfindig zu machen. „Chat?“ Wieder war es still. Sie traute sich nicht, noch einmal ihre Stimme zu erheben und sah zur Lichtung. Es wurde immer kälter um sie. Zitternd rieb sie sich über ihre Arme als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Versteinert blieb sie stehen, traute sich nicht nach ihrem Besitzer zu sehen. „Ich liebe dich, Mari“, hörte sie die vertraute Stimme und dreht sich zu ihm um. Ihre Augen weiteten sich und ihr Herz drohte auszusetzen, als sie in der Dunkelheit, die Silhouette des Jungen vernahm . „Adrien“, hauchte sie, als sich plötzlich der Boden unter ihren Füßen löste und sie in die Tiefe stürzte. 

Schreckhaft fuhr Marinette hoch. Schweißperlen bahnten sich eine Spur über ihrem Gesicht. Nur ein Traum, stellte sie erleichtert fest und sah sich um. Ihr Herz hämmerte noch wie wild und konnte sich nur schwer, mit jedem seiner Schläge beruhigen. „Alles in Ordnung, Marinette?“
Tikki kam zu ihr geflogen und setzte sich ihr gegenüber. Sie war erleichtert ihre Kwamifreundin zu sehen. „Ja, ich habe schlecht geträumt“, gab Marinette zu. „Du hast geschrien, aber da bist du schon wach geworden. Sonst hätte ich dich vorher geweckt“ Tikki setzte sich auf Marinettes Schulter und tätschelte ihre Wange. „Schon gut, es war nur…“, sie verwarf ihre Gedanken. Sie wollte sich nicht länger belasten und aufhören solche Träume zu deuten.
„Wie spät ist es?“
Die Sonne stand hoch oben am Himmel und schien durch die Dachluke, auf sie hinab. Tikki kicherte. „Kurz nach 15 Uhr“ „Was?“, erschrak Marinette und zog ihre Decke zu Seite. „Marinette, es ist Sonntag und du bist erst früh morgens ins Bett gekommen. Du hattest gestern einen verdammt anstrengenden Tag und brauchst deinen Schlaf“, pflichtete Tikki ihr sanft bei. Sie musste ihr Recht geben. Gedanklich platzierte Marinette den gestrigen Tag auf Platz eins, der grausamsten, die sie je erlebt hatte. Besorg musterte Tikki ihren Schützling. Sie konnte nur erahnen, wie es ihr gehen musste. Sie hatte soviel erleben müssen „Was wirst du jetzt machen?“ 
„Lass uns später darüber reden, ich werde jetzt erstmal duschen“ Marinette schwang sich die Treppe runter, schnappte sich frische Kleidung und verschwand im Badezimmer. 
Sie zog ihr Schlafshirt von sich und betrachtete ihren Hals im Spiegel. Sie hätte aufschreien können. Wütend ballte sie ihre Hände. Die Schnittwunde begann unter ihrem Ohr und endete an ihrem Schlüsselbein. „So ein verdammter Mist!“, fluchte sie frustriert. Sie war ihre Blessuren fast alle los und jetzt wird sie vermutlich mit einem Schal herumlaufen müssen und es erboste sie noch mehr, dass sie dieses Desaster diesen Mistkerl von Phillip zu verdanken hatte. Sie zog die restliche Kleidung aus und beäugte sich noch einmal. Ihre alten Hämatome waren alle so gut wie verschwunden. Sie fuhr sich über ihren Bauch und Rippen. Ein großflächiger bläulicher Fleck zierten sie dort, nicht größer als ein Fuß. Nachdem Dark Iven ihr dorthin einen Tritt verpasste hatte, wunderte sie sich jetzt nicht darüber. Damit könnte sie leben. Eine Stelle, die ohnehin verdeckt war im Alltag. Immerhin könnte sie jetzt wieder kurze Hosen und ärmellose Shirts tragen. Sie stellte sich in die Dusche und drehte das Wasser auf. Viel zu heiß floss es über ihren Körper, doch es linderte ihren seelischen Schmerz. Überdeckte ihn mit seiner brennenden Wirkung. Immer wieder sah sie Phillip vor ihrem geistigen Auge. Wie er auf sie lag und sie aus seinen triebhaften Augen ansah. Einzelne Tränen vermischten sich mit dem großen Wasser und verschwanden in der Unendlichkeit. Sie dachte an Chats reglosen Körper und fragte sich, was Dark Iven mit ihm gemacht hätte, wäre sie gegangen. Vielleicht hätte sie ihren Partner für immer verloren, hätte sie auf ihn gehört. Ihre Gehirnerschütterung bedankte sich mit Schwindel und Schmerzen, für den gestrigen Kampf. Mit schonen hatte sie es weit verfehlt. Sie konnte nicht mehr sorglos und lächelnd an ihnen Partner denken. Das Wochenende hat irgendwas zerstört und ihrer Beziehung die Leichtigkeit genommen. Für sie zumindest. Bei ihm würde es sicher nicht so aussehen, schließlich war er mit Ladybug in keinem Konflikt. 

Halte mich - Miraculous Where stories live. Discover now