Kapitel 39

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Ich fühlte mich schrecklich.

Wie hatte das passieren können? Wieso um alles in der Welt musste ich die Vergangenheit in die Gegenwart bringen?

Dieser blöde Kwon hatte mich einfach auf die Palme gebracht. Ich hasste Menschen, die ihre Tiere schlecht behandelten oder gar schlugen. Ich schätze, was mich daran jedoch am Meisten aufgebracht hatte, war die Tatsache, dass es mir entgangen war. Hätte ich es bei Shadow bereits erkannt, wäre ein solches Schicksal dem anderen Hund entgangen. Oder zumindest hätte ich ihn früher von diesem Leben erlösen können. Es waren zwei Wochen, in denen er leiden musste, weil ich meinen Job nicht vollständig erledigt hatte.

Taes Grinsen während des Kampfes hatte mich nicht weniger verstört. Diesen Blick hatte ich schon unzählige Male bei ihm gesehen. Dieses Mal mag es eine abgeschwächte Version vom alten Taehyung gewesen sein, aber es war beunruhigend. Er schien es beinahe zu genießen noch einmal zu kämpfen.

Ich warf während der Fahrt immer wieder einen Blick auf ihn und er schien mir etwas zu ruhig zu sein. Ich hoffte inständig, dass ich ihn mit meiner Aktion nicht in alte Muster zurückfallen hatte lassen. Er führte jetzt ein friedliches Leben. Hatte einen tollen Job, den er wirklich liebte. Er hatte Menschen um ihn herum, die sich um ihn kümmerten und ihm wichtig waren. Es wäre tödlich für ihn, jetzt in alte Muster zu fallen.

Ein Ausrutscher, der an die Öffentlichkeit geriet, wäre das Ende für seine Karriere. Und damit auch das Ende seines friedlichen Lebens. Ich war wirklich besorgt. Was hatte ich ihm bloß angetan?

Auch Jungkook im Rückspiegel wirkte nicht wie er selbst. Er sah ausdruckslos aus dem Fenster und schwieg. Natürlich hatte er sich direkt nach dem Vorfall Sorgen um mich gemacht, doch was dachte er jetzt? Was ging ihm durch den Kopf nachdem er die ganze Sache etwas verdauen konnte?

Wir erreichten mein Zuhause und ich lud die Hunde aus. Diese Stille zwischen uns dreien machte mich wahnsinnig. Es war kaum auszuhalten, aber den Mut sie zu brechen, brachte ich auch nicht auf. Ich fühlte, wie meine Kehle sich zuschnürte, wenn ich nur daran dachte zu sprechen.

Wortlos betrat ich das Grundstück, brachte den neuen Hund, den Joon mir mitgegeben hatte in einen Zwinger und ließ die anderen laufen. Shadow war resozialisiert, da hatte ich keinerlei Zweifel. Er würde weder Jungkook noch Tae etwas tun.

Tae. Jungkook.

Mir wurde schwindelig, also ging ich ohne ein weiteres Wort ins Haus und verschwand in meinem Zimmer. Kaum hatte ich die Tür hinter mir geschlossen, sackte ich auf den Boden.

Meine Beine gaben einfach nach. Ich krabbelte zum Bett und zog mich daran hinauf, ehe ich mich darauf fallen ließ.

Was dachte Jungkook jetzt von mir?

Ich hatte ihn die eine Seite an mir sehen lassen, die selbst ich nicht ertrug. Die Seite, die mir Angst machte. Etwas, das ich mir geschworen hatte nie wieder zuzulassen.

Das Problem war nur, dass ich nicht wirklich wusste, was ich tat.

Es war vorher schon einige Male passiert. Wer einmal sturzbetrunken war und dabei dumme Entscheidungen traf, kannte dieses Gefühl vielleicht. So ähnlich erging es mir in diesen Momenten. Ich dachte nicht mehr nach, was richtig oder falsch war. Wenn meine Wut einen gewissen Pegel erreicht hatte, dann war es vorbei mit meinem Verstand. Zum Glück kostete es mich inzwischen einiges um wütend zu werden. Für gewöhnlich hatte ich mich mittlerweile so weit im Griff, dass ich sehr viel Wut ertrug. Doch heute war ich schwach gewesen.

Es schien etwas dran zu sein, dass man, je glücklicher man war, dazu neigte sich selbst ins Unglück zu ziehen. Die letzten Tage hätte ich glücklicher nicht sein können. Die Zeit mit Jungkook war so unfassbar schön gewesen, dass ich noch immer dachte ich wäre in einem Traum. Die Tatsache, dass Tae es so rasch akzeptiert hatte, hatte dem ganzen nur noch eine Krone verpasst.

Puppy Eyes / BTS JK FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt