Kapitel 26

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"Wie siehst du denn aus?", rief meine Mutter als ich nach Hause kam. Eine sehr berechtigte Frage, denn ich sah echt zum abkacken aus. Meine Haare standen wirr vom Kopf ab, meine Schminke war ein klein wenig verlaufen, (hört ihr die Ironie?) und meine Kleider sahen auch nicht gerade schön aus. Zwar waren sie getrocknet doch dreckig und zerknittert waren sie trotzdem. "Ehm..", fing ich an erstarrte jedoch sofort als Markus hinter ihr auftauchte.

Mit gerunzelter Stirn liess er seinen Blick über meinen Körper gleiten bis er mir schlussendlich misstrauisch in die Augen blickte. Er suchte nach etwas, er suchte nach der Wahrheit. Doch diese würde ich ihm nicht zeigen. "Ja, wo bist du denn gewesen?", fragte nun auch Markus. "Hab ich doch heute Morgen gesagt. Ich war mit Liah unterwegs", log ich.

Mein Puls war auf 180 und die Angst enttarnt zu werden fuhr mir durch Mark und Knochen. Markus wendete den Blick nicht von meinen Augen und versuchte angestrengt heraus zu finden ob ich die Wahrheit sagte. Ich schaute mit erhobenem Kopf zurück und hoffte inständig er würde mir glauben.

"Was habt ihr nur getrieben dass du so aussiehst? Deine ganzen Klamotten sind dreckig! Wer muss es wieder Waschen? Ich!", rief meine Mutter wenig erfreut. Als ich zu erklären begann, blieb ich möglichst nah bei der Wahrheit ,nur ersetzte ich Bryan durch Liah: "Ja also wir waren im Park spazieren und dann hat mich Liah einfach mal so dreist in den See geworfen! Ich hab das natürlich nicht auf mir sitzen gelassen und hab sie mit rein gezogen. Tja und den Rest könnt ihr euch ja denken." Entschuldigend lächelte ich meine Mutter an.

Ich war selbst überrascht wie gut ich lügen konnte. Diese Geschichte war mir viel zu leicht über die Lippen gekommen. Und selbst jetzt plagte mich kein schlechtes Gewissen. Schliesslich ging es hier um mein Glück! Das Glück, dass mich nach dem Tod meines Vaters allein gelassen hatte und jetzt endlich wieder in mein Leben getreten war!

Meine Mutter schien die Geschichte zu schlucken, jedoch bei Markus war ich mir nicht ganz sicher. Da er mich immer noch misstrauisch beäugte. Als ob das nicht genug wäre trat auch noch Daniel auf den Flur. "Mir scheint es eher so, als ob du deinen Nachmittag Knutschen verbracht hättest." Vielsagend grinste er mich an und zwinkerte mir zu.

Einfach nicht rot werden! Ermahnte ich mich sonst würde meine Lüge auffliegen. Um meine Lüge aufrecht zu halten lachte ich auf und sagte ironisch: "Ja hab ich ja auch. Liah ist echt ne gute Küsserin. Ich überleg mir gerade sie zu heiraten!"

Innerlich klopfte ich mir selber auf die Schulter wegen meiner guten Schauspielerei. Ich sah mich schon auf tausenden von Kinoleinwänden. Filmproduzenten würden sich um mich streiten und ich würde Millionen machen. Das wäre echt geil.

Aber das Leben hasste mich ja, also konnte ich froh sein, wenn ich hier heil davon kommen würde. Nun schien auch Markus meiner Lüge Glauben zu schenken, denn er wandte sich ab und verschwand wie meine Mutter im Wohnzimmer.

Als ich an meinem Onkel vorbei laufen wollte legte er mir eine Hand auf die Schulter und beugte sich zu meinem Ohr hinunter. "Gut gespielt kleines. Aber mich kannst du nicht anlügen", flüsterte er, eher er auch im Wohnzimmer verschwand. Perplex stand ich da. Wird wohl nix mit Filmstar.

Da ich nicht grundlos im Flur herum stehen wollte, verschwand ich im Zimmer. Ich zog mir meine Kleider aus und warf sie in den Wäschekorb. Endlich duschen! Darauf freute ich mich schon seit dem 2. August 1976 (haha nein spaß) seit ich zu Hause war.

Hat diese Liebe eine Chance?Where stories live. Discover now