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Der Satz meiner Mutter geht mir nicht aus dem Kopf. Auch nicht, als Albus und ich wieder im Büro der Schulleiterin landen.
"Willkommen zurück, meine Herren. Ich erwarte Sie beide morgen pünktlich zu Verwandlung."
Mir entgeht nicht, dass Professor McGonagall leicht besorgt aussieht.
"Bitte entschuldigen Sie die Frage, aber ist alles in Ordnung, Professor?"
"Ja, natürlich. Aber bitte denken Sie daran, wenn etwas ist, können Sie jederzeit zu mir kommen. Vergessen Sie das bitte nicht."
Wir nicken und die Schulleiterin entlässt uns.

"Was war das denn gerade?"
"Ich habe keine Ahnung, Al."
Ich kenne den Grund nicht, aber seit dem Gespräch mit meiner Mutter, geht mir Fred nicht mehr aus meinen Gedanken.
Warum bin ich ihm ähnlich?
"Du? Albus?"
"Hm?", murmelt er und sieht mich mit einem leichten Lächeln an.
"Ich weiß, du kennst ihn nicht mehr, aber meine Mum meinte, ich sei deinem Onkel Fred sehr ähnlich. Kannst du das bestätigen?"
Mein Freund betrachtet mich für einige Momente.
"Ich bin mir zwar nicht sicher, auf welchen Bereich sie das bezogen hat, aber ja, ich denke schon. Als wir jünger waren, hat meine Mum mir sehr oft von ihm erzählt. George natürlich auch. Beide meinten, dass Fred alles getan hätte, um die Menschen zu beschützen, die er liebt. Ich bin der Ansicht, dass das bei dir auch zutrifft, selbst wenn du das noch nie unter Beweis stellen musstest. Also, naja, noch nicht in einem heftigen Ausmaß." 
Ich lächle, überraschenderweise bin ich erleichterter, als ich angenommen habe.
"Dann ist es also ein Kompliment, dass meine Mum mich mit ihm verglichen hat."
Albus hebt die Braue.
"Ja, auf jeden Fall, aber warum hat sie das gemacht?"
Ich zucke mit den Schultern.
"Keine Ahnung, aber du weißt, ich hatte dir ja erzählt, dass sie geweint hat. Zum Ende unseres Gespräches verglich sie mich dann mit deinem Onkel."
Er sieht sich kurz um und küsst dann meine Wange, als er sicher ist, dass niemand uns sehen kann.
"Mach dir keine Gedanken, das ist tatsächlich ein Kompliment gewesen."
"Du hast Recht, ich mache mir da wieder zu viele Gedanken."
Ich bin ja in letzter Zeit sehr oft überrascht worden, doch meine Exfreundin setzt, kaum sind wir in der Nähe der großen Halle, noch eine Schippe drauf.
"Scorpius!", ruft sie und fällt mir schluchzend um den Hals.
Sofort steigt mir der Duft ihres Shampoos in die Nase. Pfirsich.
"Merlin sei Dank, ihr seid wieder da!"
Dann löst sie sich von mir, hält aber noch immer mein Gesicht in ihren Händen.
"Geht es euch gut? Seid ihr verletzt?"
Alice dreht sich zu meinem Freund um und umarmt auch ihn.
"Zum Glück, deine Haare sind trocken. Das heißt, du hast noch keine Kopfspülung in der Toilette bekommen. Merlin sei Dank!"
Albus sieht nicht weniger verwirrt aus als ich.
"Ally, was ist überhaupt los? Wovon sprichst du?"
Durch den Blick, mit dem sie mich ansieht, wird mir klar, dass ich immer noch Gefühle für sie habe, wenn auch auf eine andere Art und Weise.
"Ich habe es echt nicht mit Absicht gemacht, ich wusste nicht, dass er dem Gespräch zwischen Noah und mir zugehört hat. Ich war einfach nur wütend und konnte dir noch nicht verzeihen, dass du mich verlassen hast. Ich kannte die zwei unterschiedlichen Verbindungen noch nicht, ich dachte, du hättest mich auch die ganze Zeit nur verarscht!"
Nun laufen noch mehr Tränen ihre Wangen hinunter und ich kann nicht anders, als sie wieder in den Arm zu nehmen.
"Alice, hör zu, was auch immer du getan hast, so schlimm kann es gar nicht gewesen sein. Beruhige dich. Al und ich sind wieder da, uns geht es gut. Mach dir keine Sorgen."
Sie klammert sich an mich und ich sehe meinen Freund fragend an. Dieser zuckt mit den Schultern.
Alice löst sich nochmals von mir. Bevor sie jedoch etwas sagen kann, unterbricht sie eine mir leider zu bekannte Stimme: "Wie ich sehe, sind die kleinen Schwuchtel wieder in der Schule. Na, eine schöne Zeit gehabt? Sicherlich, was frage ich eigentlich? Wenn ihr tagelang Zeit habt, um euch die Schwänze zu lutschen, kann ich ja auch nichts Anderes erwarten."
Ich blinzele ein paar Mal, bis mir klar wird, was McLaggan da gerade von sich gegeben hat. 
"Ist das denn wirklich nötig?", fragt meine Exfreundin und ich stelle überraschend fest, dass ihre Stimme nun überhaupt nicht mehr gebrochen klingt.
"Du hältst dich da raus, Scamander, wir wissen doch alle, dass du wahnsinnig unter der Trennung von der Schwuchtel Malfoy leidest." 
McLaggan und seine Freunde machen jetzt einen Schritt auf Albus zu, der seinen Zauberstab bereits gezückt hat. Mein Körper spannt sich an.
"Und du? Bist du unsterblich verliebt in diese Barbie? Oh, wie süß aber auch! So klein und unschuldig. Jetzt lutscht du auch noch seinen Schwanz. Ist das nicht toll? Gott, ihr seid so widerlich! Inzwischen weiß die ganze Schule, dass ihr vögelt. Unmenschlich und vollkommen gegen die Natur. Aber du hast sicherlich deinen Spaß daran, oder Potter? Was hat dein Daddy dazu gesagt? Bestimmt war er nicht begeistert, oder? Sowieso schon eine Enttäuschung für die Familie und jetzt auch noch eine Schwuchtel! Haben sie dich schon auf die Straße gesetzt? Ich bin sicher, dass sich vor allem James für dich schämt. Ist ja nicht so, dass er gerade eine Karriere als Hüter anfängt, jetzt muss er auch noch erklären, dass sein eigener kleiner Bruder auf Kerle steht. Was für eine Enttäuschung und Schande du doch für die Familie sein musst! In deiner Haut möchte ich-"
Weiter kommt er nicht, denn schon wird er von einer grauen Schlange zu Boden geschleudert. 
"Wage es niemals noch ein einziges Mal, ihm oder Alice zu nah zu kommen, klar? Du hältst dich für etwas Besseres, aber eigentlich bist du nichts Anderes als ein kleines Stück Scheiße. Komme den Menschen, die ich liebe, nicht noch einmal zu nah oder du wirst es bereuen. Fass Albus oder Alice noch einmal an und du bist tot."
Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, sobald sich sein kreidebleiches Gesicht sehe.
"Haben wir uns verstanden, McLaggan?"
Er nickt, dann sehe ich zu Albus. 
"Du kannst ihn wieder loslassen, der wird nichts mehr tun."
Mein Freund lächelt und im nächsten Moment wird mein grauer Gefährte wieder ein Teil meiner selbst. 
Ich blicke auf den kleinen Idioten vor meinen Füßen, der noch immer aussieht, als hätte er gerade eine Leiche gesehen.
"Verschwinde lieber, bevor ich es mir noch einmal anders überlege."
Schneller habe ich McLaggan und seine Freunde noch nie rennen sehen.
Nachdem meine Sicht wieder klarer geworden ist, spüre ich plötzlich die Lippen meines Freundes auf meinen eigenen.
"Da war er. Du bist Fred wirklich ähnlich", murmelt er und ich schließe die Augen.

"Seit wann kannst du ihn so gut kontrollieren?"
Alice und ich sitzen in einem der Türme des Schlosses, die kaum jemand aufsucht. Unser Platz. Naja, nicht wirklich. Sie hat mir mal erzählt, dass Newt sehr oft hier gesessen hatte, wenn ihm die Menschen einfach zu viel wurden. Hier war er auch Leta Lestrange das erste Mal begegnet.
Ich habe sie darum gebeten, dass wir uns ein paar Minuten allein unterhalten können, also ist Albus mit Noah in seinen Gemeinschaftsraum verschwunden.
"Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung weshalb. Ich wusste in dem Moment nur, dass ich euch irgendwie beschützen muss, da waren meine eigenen Gefühle einfach egal. Ich hatte nur euch vor Augen, mein eigenes Wohl rückte einfach in den Hintergrund. Vielleicht ist das auch die Ursache dafür, weshalb mein Obscurus nicht zum Vorschein kam."
"Da du nur die Verteidigung und nicht die Zerstörung von etwas im Sinn hattest. Dementsprechend konntest du deine negativen Gefühle noch genug steuern. Ja, das kann sehr gut möglich sein."
Ich beobachte sie ein paar Momente lang. Sie kaut auf ihrer Unterlippe herum, ein klares Zeichen dafür, dass sie nervös ist.
"Bist du mir eigentlich noch böse? Hasst du mich noch?", frage ich schließlich und mache mich schon auf ihre Antwort bereit.
"Scorpius, ich habe dich nie gehasst. Das könnte ich überhaupt nicht. Und nein, ich bin dir nicht böse. Mittlerweile habe ich verstanden, dass man diese Art von Verbindung, die ihr habt nicht trennen kann. Noch nicht mal ..."
"Mit einem Liebestrank?", beende ich ihren Satz und sie wird augenblicklich blass.
"Du wusstest davon?"
Sie meidet es, mich anzusehen.
"Nicht direkt. Albus hat es herausgefunden. Mit der Hilfe von Noah übrigens. Mich wundert es, dass er noch nichts gesagt hat."
Alice sagt nichts, doch ich sehe, dass ihre Unterlippe zu zittern begonnen hat.
"Warum hast du es gemacht? Wieso hast du mir das Zeug monatelang verabreicht?"
"Ich bin wirklich in dich verliebt gewesen! Okay? Ich bin auch nicht stolz darauf, aber denkst du wirklich, ich wäre so blind und hätte die Verbindung zwischen Al und dir nicht gespürt? Natürlich habe ich das, wenn auch erst ab einem gewissen Punkt. Ich wollte dich nicht verlieren, ich konnte das nicht. Ich habe das Gefühl gehabt, es hätte mich umgebracht, wenn ich der Wahrheit früher ins Gesicht gesehen hätte. Du kannst dir nicht vorstellen, wie leid mir das alles tut. Hätte ich dich früher gehen lassen, wären manche Dinge sicherlich nicht passiert und du wärst umso glücklicher gewesen. Kannst du mir das verzeihen?"
Ich sehe sie an und weiß, dass sie es bereut. 
Doch mal ehrlich, ich wäre nicht ich, wenn ich es einfach so hinnehmen würde.
"Ich kann es dir verzeihen, Alice. Aber nicht heute."
Dann stehe ich auf und sie blickt mich mit großen Augen an.
"Du hast mich am Anfang so unfassbar glücklich gemacht, aber hättest du mir die Wahrheit gesagt, wäre die ganze Geschichte wahrscheinlich einfacher gewesen. Das nicht nur für Albus und mich, sondern auch für dich."
Mit diesen Worten drehe ich mich weg und gehe die Treppen hinunter. Mir ist klar, dass ich Alice gerade ziemlich allein lasse, aber jetzt mal im Ernst, sie ist in letzter Zeit absolut auch kein Engel gewesen.

Hallo Cookies. ❤️
Ich sage euch, diese Blockade war unfassbar heftig. Aber jetzt bin ich doch ganz zufrieden mit dem Kapitel. :)
Was sagt ihr?
Haltet ihr Scorps Entscheidung gegenüber Alice für richtig?
Ich bin gespannt auf eure Meinungen. ;)
Read you next time ;*
Momofelton ❤️

Until We Met ✅Where stories live. Discover now