~Kapitel 1~

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"Please don't give up on me
This hurts tremendously
How will this end for me?"
~23 - Chase Atlantic~

Ich schloss meinen Augen noch einen Moment, bevor ich mich näher zu dem beleuchteten Spiegel lehnte und den dunkelroten Lippenstift nachzog.

Mein Herz klopfte wie jedes Mal unglaublich schnell und ich betete innerlich nur, dass der Abend schnell vorbei gehen würde.

Nie konnte ich es leiden, wenn die Augen auf mich gerichtet waren.
Nie wollte ich im Mittelpunkt stehen.
Nie wollte ich diese Art von Aufmerksamkeit.

Aber manche Dinge kann man sich nicht aussuchen. Die äußeren Umstände sind nur schwer zu ändern. Man wird in seine Familie geboren, in ein bestimmtes Umfeld.
Es ist eine besondere Art von Abhängigkeit.
Und ich hasse die Abhängigkeit von meinen Eltern.

Wenn ich könnte, würde ich so schnell und so weit rennen, wie es mir möglich ist.
Aber das sind Momentgedanken.

Und ich hatte in meinem Leben schon genug Zeit darüber nachzudenken, was nach dem Weglaufen kommen würde. Und keines dieser Szenarien ging gut für mich aus.

Ich würde nicht einmal weit kommen. Mein Vater würde mich finden, mich zurückholen und mich bereuen lassen, dass ich versucht hatte wegzulaufen.

Es klopfte laut an die Tür, weshalb ich zusammen zuckte und aus meinen Gedanken gerissen wurde.

"Sieh zu, dass du fertig wirst." brüllte die tiefe Stimme meines Vaters und ich fuhr mir nochmal durch die schwarzen Haare, checkte dass sich Alles an seinem Platz befand und ging dann langsam von dem fremden Mädchen im Spiegel weg, bis ich bei der Tür ankam.

Ich drückte die kalte Klinke runter und trat aus dem Raum, um den Flur entlang zu laufen.Ich ging ein paar Stufen hoch und befand mich hinter einem schwarzen Vorhang.

"Nova? Geht's dir gut?" fragte mich Jolina, die hier schon ein paar Jahre arbeitete und mich immer wieder behandelte, als wäre ich ihre kleine Schwester.

Ich nickte nur unsicher und sah auf meine unruhigen Hände.

"Denk dran, jeder Abend geht vorbei", sie lächelte leicht und strich mir kurz über den Arm, bevor sie am Vorhang vorbei ging und sich vermutlich der Arbeit widmete.

Die Musik war bereits zu hören, wurde jedoch vom Vorhang gedämmt.

"Los, mach schon dass du da raus kommst." erschrak mich erneut die Stimme meines Vaters.

Ich schloss die Augen, atmete tief durch und trat dann leicht bekleidet wie ich war nach draußen auf die Bühne.
Das Licht schien mir entgegen und die Musik war plötzlich viel lauter als zuvor.
Die Luft war rauchig und der Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase.

Ich hasse es.
Ich hasse diese Bar.
Ich hasse diesen "Job".
Und ganz allgemein kann man sagen, dass ich mein Leben hasse.

Doch es gibt Umstände, die man nicht ändern kann.

Ich bewegte mich nach vorne, spürte die ersten Blicke auf mir. Das war nichts Neues.
Ich war die Jüngste hier, die Unsichere, die Verschlossene. Das unterscheidet mich von den anderen Mädchen hier.
Es machte mich interessant für die perversen Gedanken der schmierigen Säcke hier.

Und genau das nutzte mein Vater schamlos aus.
Seit 2 Jahren war ich hier.
Seit 2 Jahren zwang er mich dazu andauernd hier raus zu kommen, um mich so bekleidet zu zeigen.
Mich um eine Stange zu schlängeln und dafür zu sorgen, dass mir möglichst viel Geld zugesteckt wird.

Ob ich von dem Geld etwas sah? Natürlich nicht.
Mein Vater nimmt all das Geld. Er behauptet es wäre Lohn genug, bei ihm wohnen zu dürfen.

Dabei handelte es sich viel mehr um eine Strafe, als um eine Belohnung.

Doch manche Umstände kann man sich nicht aussuchen.
Man wird in eine Familie geboren, in ein bestimmtes Umfeld.
Und genau da saß ich fest.

Mit ein paar letzten Schritten erreichte ich meinen besten Freund hier. Die silberne Stange.
Ich legte meine rechte Hand daran und spürte sofort die Kälte die von ihr ausging.
Ich lehnte mich leicht zurück, sodass mein Arm nun durchgestreckt war und lief eine Runde um die Stange.

Mein Blick fiel auf einen alten Mann, der eine Zigarre rauchte und mich mit funkelnden Augen beobachtete.

Versuch einfach, dich nicht zu übergeben.

Ich wickelte mein rechtes Bein um die Stange und schwang mich einmal darum, bis ich wieder am Boden ankam.

Ich kann das nicht. Ich will das nicht mehr. Sie sollen aufhören mich anzustarren.

Mein Blick fuhr panisch zu Jolina, die schon bemerkt hatte, dass heute wieder ein sehr schlimmer Tag für mich war.

Sie gab mir zu verstehen, dass ich lächeln sollte.
Ich setzte ein fake Lächeln auf und drehte dem.. Publikum den Rücken zu, um die aufkeimenden Tränen weg zu blinzeln.

Konzentrier dich auf den Sport. Stell dir vor du bist in einem Sportraum, trägst normale Kleidung.

Ich schloss die Augen wieder, umfasste die Stange und zog mich daran hoch, wickelte meine Beine darum und löste meinen Oberkörper von der Stange, hielt mich nur mit den Beinen.

Langsam ließ ich meinen Körper nach unten sinken, bis ich auf dem Boden der Bühne ankam und mich an der Stange wieder auf die Beine zog.

Ich versuchte auszublenden, dass ich nicht alleine war, konzentrierte mich auf die Musik und bewegte mich dazu.
Meine Muskeln entspannten sich mit der Zeit. Je unangenehmer es mir war, desto schwerer würde es werden. Also gab ich mein Bestes nicht an die Männer zu denken.

Ich hörte laute Stimmen, sie grölten Irgendwas. Unsicher öffnete ich die Augen und beobachtete, wie eine Gruppe junger Männer die Bar betrat.
Mein Herz begann erneut zu rasen. Es war die eine Art von unangenehm für die älteren Typen hier zu tanzen.
Doch jedes Mal wenn Jungs in meinem Alter oder nur ein wenig älter herkamen, war das eine absolut andere Liga.

Man konnte die Verurteilung in ihren Augen sehen. Sie fragten sich, wie ein junges Mädchen so abgefuckt sein konnte in so einem Club zu tanzen.
Natürlich, sie konnten ja nicht wissen, dass ich das hier Niemals freiwillig machen würde.

Sie machten sich lustig. Sie beschimpfen mich übel.
Verständlich, wir könnten immerhin zur selben Schule gehen.

Die Gruppe Jungs setzten sich an einen der Tische, die nicht weit von mir entfernt waren.
Sie setzten sich in die Sessel, bekamen direkt ihre Getränke und stießen auf Irgendetwas an.

Vermutlich war es der Geburtstag des am Jüngsten wirkenden der Gruppe. So schien das Jedenfalls von hier oben. Ich beobachtete sie eine Weile, denn zu meinem Glück beobachteten sie mich nicht.

Nebenbei tanzte ich logischerweise weiter. Nicht auszumalen was passieren würde, würde ich einfach unterbrechen.
Die Jungs sagten irgendwas und mit einem Mal lagen all ihre Blicke auf mir.
Ich erstarrte in meiner Bewegung, sah einem von ihnen direkt in die von hier schwarz aussehenden Augen.

Meine Atmung beschleunigte sich und ich konnte meine Arme und Beine nicht mehr spüren.
Sein Blick hielt mich auf unerklärliche Weise gefangen, bis er anfing zu Lachen.
Ich löste mich aus meiner Starre und ging ein paar Schritte rückwärts, bis ich mich umdrehte und in meine Garderobe zurück stürmte.

Fuck, was hatte ich nur getan? Dad wird absolut ausflippen.

+++
Da haben wir also jetzt das erste richtige Kapitel von Sinners und ich bin schon sehr gespannt, wie euer erster Eindruck ist, was eure Gedanken sind <3 Wie wird ihr Vater reagieren? Wer hat den Club betreten? Was passiert als Nächstes?
Ich freue mich auf eure Kommentare <3

Und bevor ihr irgendwas dazu sagt, ich habe sicher 10 Leute gefragt, einschließlich meiner Mutter, wie sie den Namen Nova finden und fast Alle fanden ihn scheiße. Aber hey, sie heißt jetzt trotzdem so. Sie wollte so heißen, okay? Hat sie mir gesagt.

Love, T.

S.M.|| Sinners - Shawn Mendes FanfictionWhere stories live. Discover now