Lokis wahres Ich

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Zwischen Lokis Fingern begann es zu vibrieren, und ein feiner grüner Nebel begann sich zu formieren, schwebte einen Moment lang über Peppers Bauch, ehe er sich verdichtete und auf sie hinunterglitt. Niemand sagte etwas, alle starrten nur völlig reglos und unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, auf die Szene. Strange, der als einziger die unglaubliche Kraft spürte, die auf einmal im Raum schwang, hielt den Atem an. Er kam sich plötzlich ziemlich klein und unbedeutend vor.

Lokis Magie drang in Pepper ein, und in dem Moment, wo es geschah, veränderten sich seine Augen. Sie wurden durchscheinend, ganz so, als würden sie etwas sehen, das für alle anderen unsichtbar blieb. So, als würden sie... in Peppers Inneres hineinblicken.

«Sir, die Infizierten.» Jarvis Stimme riss die beinahe gelähmt dastehenden Menschen aus ihrer Starre. «Sie werden durchbohrt – alle gleichzeitig. Und die Stacheln beginnen, sich zu einer Art Gebilde zu formieren.» Jarvis hielt inne, beobachtete einen Moment und fügte dann, ehe Iron Man dazu kam, den Kloss in seiner Kehle hinunter zu würgen und zu sprechen, hinzu: «Ich glaube, Sir, sie bilden eine Art Turm.»

«Was?» schrie Stark und wandte den Blick von Pepper und Loki ab zum Bildschirm hin. Die anderen taten es ihm nach – und sahen in fassungslosem Entsetzen, was sich ihren Augen bot.

Die Körper aller Befallenen platzten auf, und daraus schossen – genauso wie bei denen, die schon vor ihnen dieses Schicksal ereilt hatte – Stacheln hervor. Doch anders als sonst schlüpften dabei nicht augenblicklich neue Monster, sondern die Stacheln begannen, sich ineinander zu verhaken und dabei immer mehr anzuschwellen... Sowohl an Länge als auch an Breite.

«Loki...» keuchte Coulson heiser. «Sie... sie haben uns nicht belogen... es hat begonnen.»

«Natürlich habe ich nicht gelogen.» gab Loki mechanisch zurück. Seine Stimme klang seltsam fremd und schien von weither zu kommen. Seine Augen waren unverändert durchscheinend und auf Pepper fixiert. «Aber jetzt seien sie still, ich muss mich konzentrieren. Eins nach dem anderen.»

Tony ruckte wieder herum und zitterte noch mehr als vorhin. 'Die Avengers!' schoss es durch seinen Kopf, aber da hörte er Loki schon sagen: «Nein, Stark. Die können nichts tun. Kälte allein reicht beim Turm nicht mehr. Abgesehen davon dass Stranges ohnehin schon geringe Kraft erschöpft ist.»

Strange wollte etwas erwidern, doch da begannen Lokis Hände plötzlich grün zu leuchten, und aus Peppers Bauch heraus leuchtete es in derselben Farbe. Etwas in ihr begann zu zittern, zu vibrieren, und dann war auf einmal ein überirdisch lautes, kaum auszuhaltendes Pfeifen zu hören. Schrecklicher als alle Geräusche der Shrike, die sie bisher vernommen hatten. Das Pfeifen schwoll so sehr an, dass die Menschen glaubten, ihr Trommelfell werde gleich platzen.

Loki jedoch blieb völlig ruhig und konzentriert. So lange, bis aus Peppers Mund schliesslich kleine, kräuselnde Rauchschwaden aufstiegen, die nach wenigen Augenblicken in der Luft verpufften.

Der Shrike in ihr war tot!

Sekunden später schlug die Frau die Augen auf und blinzelte verwirrt. «Was ist... passiert?» fragte sie dünn.

Dann erblickte sie Loki und wurde bleich. Doch bevor sie – oder jemand sonst – etwas sagen oder erklären konnte, war Loki bereits aufgesprungen und hatte sich aus dem Quinjet heraus teleportiert. Starks Mund klaffte auf... und schloss sich wieder.

Pepper war gerettet! Für einen wunderbaren, wenn auch kurzen Moment, war das alles, was zählte! Er nahm sie in die zitternden Arme und hielt sie fest, als die Erinnerung an das Geschehene sie wieder überfiel.

Coulson, seine Leute und Strange starrten indes gebannt auf den Monitor, der die Bilder übermittelte, die Jarvis ihnen lieferte. Und keiner von ihnen glaubte auch nur eine Sekunde lang, dass sie Loki da draussen zu sehen bekommen würden. Sie alle waren absolut sicher, dass der Asgardianer das Weite gesucht hatte.

Loki: Versklavt!Where stories live. Discover now