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P.o.v. Jeongguk

»Das ist.. das schaffen wir nicht alleine, Jungs. Wir müssen ihn irgendwo hinbringen.. vielleicht ist er krank. Da können doch nur Ärzte etwas für ihn tun. Wenn Taehyung hierbleibt wird sich doch nichts ändern.«, drang Jins Stimme gedämpft in meine Ohren.

Das wilde Durcheinandergerede meiner Hyungs bekam ich nur noch so am Rande mit, denn das einzige, auf das ich mich konzentrieren konnte, war diese Wut auf Taehyung. Und genau diese war es auch, die mich ruckartig von meinem Stuhl aufstehen lies. Kurz blickte ich noch auf den Tisch, sowie jedem meiner Hyungs ins Gesicht und so bemerkten sie wohl, dass ich gerade völlig fassungslos war.

»Jeongguk, ich weiß, wie du dich fühlst. Aber du musst-«

»Du weißt gar nichts.«, unterbrach ich Namjoon mit überraschend ruhiger Stimme, obwohl ich im Moment alles andere als ruhig war. Ich ballte meine Hände fast wie automatisch zu Fäusten. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nicht, wohin mit dieser Wut. 

Erst entfernte ich mich langsam — wie hypnotisiert — vom Tisch und ich konnte schon meine Fingernägel spüren, wie sie sich schmerzhaft in meine Handinnenfläche bohrten. Doch dann, wie vom Blitz getroffen, rannte ich die Treppen nach oben, mit nur einem Ziel vor Augen — Taehyungs Zimmer. Ich konnte die Jungs nach mir rufen hören und ich merkte, wie sie mir hinterherliefen, weshalb ich schleunigst Taehyungs Zimmertür zuschloss, nachdem ich dort angekommen war. Noch immer nur diese unbändige Wut im Kopf, hämmerte ich sofort gegen die Badezimmertür des Älteren und befahl ihm in harschem Ton, sofort rauszukommen.

Das Wasser der Dusche konnte ich noch laufen hören, weshalb ich immer lauter klopfte, damit Taehyung mich auch bemerkte. Kurz darauf wurde es allerdings mucksmäuschenstill hinter der Badezimmertür, also nutzte ich meine Chance und rief erneut nach ihm.

»Taehyung, komm sofort raus!«

»Jeongguk? Alles in Ordnung?«, fragte er durch die Tür hindurch, was mich nur noch mehr auf die Palme brachte. Hörte er denn schlecht? Er sollte rauskommen!

»Mach sofort die Tür auf!«, rief ich ihm zu. Mein Geduldsfaden drohte wirklich jeden Moment zu reißen. Doch was sollte ich tun? Etwa die Tür eintreten? Das war sogar mir — auch in diesem Moment, so wie ich drauf war — eine Nummer zu viel.

»OK.. eh.. ich muss mich nur schnell anziehen.«, hörte ich wieder die Stimme des Älteren leise durch die Tür. Er klang verunsichert, was ich jetzt natürlich auch nachvollziehen kann, doch an diesem Tag interessierte ich mich ausnahmsweise nicht dafür, welchen Einfluss ich auf Taehyung hatte. Ich hatte ihm etwas zu sagen, das war alles — und das wollte ich einfach hinter mich bringen. Diese Wut machte mich so verdammt ungeduldig — und beinahe auch unberechenbar.

»Fuck, beeil dich!«, entgegnete ich nochmal harsch. Ich spürte, dass mich der Alkohol unserer Party langsam aber sicher immer mehr beherrschte. Und noch einmal wünsche ich mir, ich wäre nicht so betrunken gewesen.

»Jeongguk, sperr die Tür wieder auf! Was hast du denn vor?«, hörte ich Yoongis Stimme vom Flur durch die immer noch verschlossene Zimmertür rufen. Sie sollten sich da jetzt nicht einmischen, denn ich hatte mir an diesem Abend — wie aus dem Nichts — nach Yoongis weiteren Erzählungen in den Kopf gesetzt, ich würde das wieder geradebiegen. Hier und jetzt.

Doch, wenn ich nun so recht darüber nachdenke, hatte ich einfach nur aus Wut gehandelt — aus Wut und vorübergehendem Verlust der Geisestätigkeiten. Das war es auch, weshalb dieser Abend so vieles noch zu bieten hatte, das ich bis heute noch bereue.

Ich wurde plötzlich hellhörig und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Badezimmertür vor mir, da ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Na endlich! Langsam schob Taehyung die Tür ganz auf, bis er schließlich raustrat.

No One Like You ᵏᵒᵒᵏᵛWo Geschichten leben. Entdecke jetzt