Kapitel 14

279 20 22
                                    

"Don't ask for her sunshine, if you can't handle her storm."
-J.E. Cano
•••


Shawn

Ein Grölen riss mich aus dem schönsten wahren Traum, den ich in den zwanzig Jahren meines Lebens hätte träumen können. Im Handumdrehen war ich gezwungen worden, aufzuwachen und unsere Seelen weiter zusammenzuhalten. Die eine vor mir blickte, kaum, dass ein neues Jetzt angebrochen war zum Himmel, den graue Wolken bedeckten. Ich spürte den ersten Tropfen, noch bevor er auf meiner Haut landete. Ein Gewitter war im Anmarsch. Ausgerechnet in Miami.

Ausgerechnet im Jetzt.

„Scheiße, es wird gleich heftig werden", murmelte Camila und ließ mein Herz erschaudern. Ich schluckte, obwohl mein Mund trocken war.

„Wir müssen zurück. Zum „Rosario". Kannst du mich dorthin begleiten?" Ihre Stimme klang belegt und es schwang so viel mehr darin mit, als diese eine simple Bitte. Mechanisch nickte ich und hörte kurz darauf mein eigenes Räuspern. Ein weiterer Donner. Mein Blick zum Himmel. Es durften nicht ihre Augen sein, sie hätten mich ins Verderben gestürzt.

„Klar." Weniger als ein Atemzug. „Klar, gehen wir."

Zwischen unseren Schritten am weichen Boden hörte man nur unseren Atem und all die unausgesprochenen Geständnisse, die dazwischen lagen. Mein Herz setzte jedes Mal für weniger als eine Sekunde aus, als ich mir erlaubte an den Moment zu denken, der fast zwischen uns entstanden wäre. Oder, an all die, die nicht geschehen waren und es niemals würden, weil es nicht gut für uns beide war, dass mein Herz schneller schlug, seit ich sie kannte. Egal ob wir in der Nähe des anderen waren oder nicht. Was bedeutete es, dass ich mich auf die beste und vollständigste Weise nicht alleine fühlte, wenn ich in ihre Augen sah? Was bedeutete es, dass ihre Lippen meine mit solch einer Gewissheit und Selbstverständlichkeit berührt hatten, als hätte sie ihr gesamtes Leben darauf gewartet, mir zu begegnen? Was bedeutete es, dass es keine Kälte mehr gab – und dass es nicht an der größten Stadt Floridas lag?

Was würde es für mein Herz bedeuten, wenn sie sich nicht dieselben Fragen stellte, wie ich?

Ein weiterer Donner vereinte sich mit strömendem Regen und traf mich mit voller Wucht. Vermutlich war es gut, dass mich eisiges Wasser übergoss, um mich daran zu erinnern, dass es nie funktionieren würde.

Was überhaupt?

Dass es nie möglich sein würde, ihr so nahe zu sein, wie ich es mir wünschte, seit sie mir an einem Abend begegnet war, der kaum ein paar Wochen alt war. Konnten wir nicht alles sein? Zumindest jetzt? Ich spürte das Zucken in meinem Körper und sah nach rechts. Ich fragte mich, ob es so schön war, wenn Donner und Licht sich berührten. Ob der Horizont etwas weiter wurde, wenn Camila lächelte und wenn ich wusste, dass dieser Ausdruck einen Herzschlag lang mir galt.

„Was ist los?", fragte sie.

„Nichts. Gar nichts", hauchte ich und hoffte ausnahmsweise einmal nicht, dass der Regen meine Stimme verschluckte.

„Es regnet ganz schön."

Es schien, als würde sie genauso wenig nachdenken, wie ich. Ich war dankbar dafür. Denn sie nahm meine Hand und ließ die Hitze, die meinen Körper einnahm den Rest übernehmen. Nie hatte ich so etwas gefühlt. Und wenn es mein Verderben bedeutete, war es ein schönes. Das schönste, das ich mir jemals hätte vorstellen können.

Irgendwann öffnete Camila eine quietschende Holztür... und ich stockte. Eine mit warmem Stroh befüllte Scheune hätte ich an keinem Ort weniger erwartet, als hier, einen Handgriff vom Ozean entfernt.

nothing compared to you - s.m. & c.c.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt