Kapitel 22

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„Her eyes stole my heart, her smile gave me life, her presence made me high, her touch left me breathless."
-perry poetry

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Shawn


Auch die größte Couch konnte irgendwann zu klein werden. Wenn einem, eigentlich klimatisierten, Raum die Luft fehlte, wenn ein Herz – oder zwei – zu schnell schlug. Gerade verstand ich besser denn je, was so etwas bedeuten konnte. Der breiteste Raum wurde schmal, wenn ihn ehrliche Augen einnahmen, die zeigten, was wirklich zählte. Dass es manchmal nichts Cooleres gab, als sich zu jemandem zu legen der am Boden war, und zu schweigen, bis die Aussicht langweilig wurde und bis eine zerbrochene Seele wieder Lust auf den Horizont bekam.

Camila begrüßte meine Schwester mit einer Umarmung. Ich kam nicht umhin, mich zu fragen, was beide gerade dachten. Eine seltsame Erleichterung überkam mich, als wir uns fast synchron auf die Couch fallen ließen.

Sie gehört hierher.

Camila drückte Liyah eine Packung Eis in die Hand und mir war klar, dass es für heute Abend nicht die letzte sein würde. Die Augen meiner Schwester wurden groß und zuerst dachte ich, sie würde wieder weinen, doch die sicherste Stimme, die wir je gehört hatten, hielt uns beide davon ab, auch nur ans Atmen zu denken.

„Wenn dich der Typ bescheißt, bescheißt du ihn."

Pause.

„Und zwar, indem du glücklicher wirst, als jemals zuvor."

Oh Mila...

Meine Schwester begann anstandslos und scheinbar wild entschlossen, Milas Rat zu befolgen, Ben & Jerry's zu futtern und kurz glaubte ich, sie würde sich eine ähnliche Wirkung, wie die von Alkohol erhoffen, denn irgendwann begann sie hysterisch zu kichern. Mein Herz wurde schwer, als ich die Schluchzer in ihrem Lachen hörte.

Ach, Schwesterherz...

Camilas Blick traf meinen. Sie sah unfassbar verletzt aus. Das war es, was sie zur stärksten und verwundbarsten Person machte. Ihre Superkraft und vermutlich auch ihre einzige Schwäche: Sie fühlte, was ein anderer zu fühlen vermochte. Und das vermutlich um das Tausendfache stärker, als die Person selbst. Ich fragte mich, ob ihre Seele ein Bild wie das meiner verzweifelten kleinen Schwester schon einmal gesehen hatte. Welche Erinnerungen an vergangene Zeiten ihr Herz malte. Die Fenster zu ihrer Seele füllten sich zu schnell mit Tränen, als dass ich hätte verhindern können, dass sie ihre Wangen hinunterliefen. Sie fühlte, sie empfand und spürte und mein Herz brach von Neuem, als mir klar wurde, dass ich nicht derjenige war, der das würde aufhalten können. Selbst wenn sie Tränen vergoss, war sie wunderschön. Es gab keinen Augenblick, in dem nicht alles, was sie sagte oder tat, Schönheit ausstrahlte.

Wie oft kann ein Herz brechen?

Kein Wimpernschlag verging, indem ich sie nicht liebte. Auch dieser nicht. Sie hielt Aaliyah. Und lauschte ihrer Wahrheit.

Nachdem ein paar unendlich anstrengende Sekunden vergangen waren, deckte ich beide zu und sie quittierten es nicht, obwohl sie hellwach waren. Ich erhob mich langsam von der Couch und brauchte eine Weile, bis sich nicht mehr alles drehte. Jeder Schritt, den ich machte, tat weh und zog sich wie Kaugummi. Vor allem aber gab er mir das Gefühl, versagt zu haben.

Wäre mein Herz nicht so schwer gewesen, hätte ich vermutlich über die Person gelacht, die ich im Badezimmerspiegel erblickte. Ich sah aus, wie die Version von mir, die ich niemals hatte werden wollen. Und würde ich gefragt werden, wer zur Hölle ich eigentlich war, hätte ich keine Antwort darauf.

nothing compared to you - s.m. & c.c.Where stories live. Discover now