"Ich liebe ihn" (Angst)

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Willkommen zurück.
Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen.

"Ich liebe ihn"

Erneut war Harry aus einem Alptraum aufgewacht. Vor seinem inneren Auge sah er, wie der Tod seinen Paten holte. Keuchend drückte er sein Kissen an sich und versuchte die aufkommenden Schluchzer zu unterdrücken. Er stand auf und schlich sich aus dem Zimmer, in dem auch sein bester Freund Ron schlief. Den wollte Harry nicht wecken.

Da es gerade drei Uhr in der Nacht war und alle schliefen, musste er sehr leise sein. Unten in der Küche nahm er sich etwas zu Trinken und versuchte erstmal durchzuatmen.
'Das wird schon'
Der Tod seines Paten hatte ihn mehr mitgenommen, als er anfangs gedacht hatte. Es war völlig verständlich, dass es ihm nicht gut ging und dass er sehr viel trauerte. Trotzdem fühlte Harry sich schwach.
Als Dumbledore ihn gestern hergebracht hatte, meinte er, es täte Harry gut bei seinen Freunden zu sein. Aber dennoch fühlte Harry sich sehr einsam. Vielleicht wäre es gut für ihn, über das Geschehene zu sprechen, aber mit wem? Seine Freunde verstanden nicht, was er gerade emotional durchmachte. Molly und Arthur? Nein, das passte nicht so recht...

,,Auch wach?", hörte Harry eine vertraute Stimme hinter sich fragen. Augenblicklich drehte er sich um. Es war Remus.
Harry bejahte mit einem Nicken, ehe er feststellte, dass dies eine rhetorische Frage war. Seine Konzentration hatte in letzter Zeit ebenfalls gelitten.
Dann stellte er sich die Frage, ob er vielleicht mit seinem ehemaligen Lehrer über ihren gemeinsamen Verlust sprechen konnte, aber dann fragte er sich, ob es dem Werwolf nicht zu stark zusetzen würde. Schließlich hatte Sirius ihm sehr nahe gestanden, wie nahe wusste Harry nicht. Er hatte zwar eine Vermutung, aber das konnte nicht wirklich sein, das hätte er mitgekriegt.
,,Wie geht es dir", fragte Lupin.
,,Naja, es war schon mal besser", entgegnete Harry. Dies war offensichtlich untertrieben. Man konnte dem Auserwählten ansehen, dass es ihm grauenvoll erging.
Der Junge holte tief Luft.
'Jetzt oder nie'
,,Ich würde mich gerne bei dir aussprechen."
Ein kurzes Schweigen. Dann sagte Remus:
,,Gut. Sollen wir dafür vielleicht an die frische Luft gehen?"
Erneut antwortete der Schwarzhaarige mit einem Nicken.

Wenige Sekunden später befanden die beiden sich draußen vor der Haustür der Weasleys.
,,Können wir ein paar Schritte gehen?", fragte Harry.
,,Natürlich."
Während die beiden langsam herumschlenderten, begann Remus Harry zu fragen: ,,Willst du über die letzten Ereignisse sprechen?"
,,Ja", flüsterte Harry.
,,Ich kann verstehen, dass du dich grauenvoll fühlst, aber egal, was du denkst, ich will, dass du weißt, dass es nicht deine Schuld ist", sagte Remus, als hätte er gerade die Gedanken seines Gegenübers gelesen.
,,Ab...", begann Harry.
,,Nein", schnitt Remus ihm das Wort ab, ,,es war Voldemorts Schuld. Du wolltest ihm nur helfen. Ich kann verstehen, dass du ihn rächen willst, das will ich auch, aber du darfst nicht voreilig handeln. Das könnte zu weiteren Verlusten führen."

Einige ewige Minuten schwiegen sich die beiden an. Harry schwieg, weil er nicht vor seinem ehemaligen Lehrer losweinen wollte. Und Remus... ihm ging es insgeheim genauso.
Irgendwann brach Harry das Schweigen und fragte:
,,Sirius ist dir sehr nahe gestanden, oder?"
Stille.
Nach ein paar Sekunden nickte Remus. Wusste der Auserwählte es?
,,Wie nah? Ich meine, was war er für dich?"
Wieder sagte der Werwolf. Sollte er es sagen? Er holte tief Luft und entgegnete anschließend: ,,Alles."
Die beiden blieben stehen und sahen einander an. Der Junge überlegte, was Remus mit dieser Aussage meinen könnte. Er hatte ja schon seit längerer Zeit eine Vorahnung, aber das meinte Lupin sicherlich nicht. Oder doch?
,,Inwiefern?"
,,Setzen wir uns", schlug Remus vor.
Die beiden setzten sich auf die Wiese.
'Was würde Remus nun machen?'
Reglos saß der Hogwartsschüler da und sah den Mann gegenüber fragend an.
Plötzlich begann der ehemalige Gryffindor zu sprechen: ,,Ich muss dir einiges erzählen. Eigentlich würdest du es im Laufe der Zeit erfahren, aber da...", er pausierte kurz, ,,da Sirius nun tot ist... muss ich es dir erklären."
,,Was denn?", fragte Harry interessiert.
,,Als dein Vater, Sirius und ich noch Schüler waren, waren wir sehr eng befreundet, das weißt du ja bereits. Irgendwann bemerkte ich, dass ich... nun ja Sirius sehr mochte. Auf eine besondere Art und Weise", er hielt inne und suchte nach den richtigen Worten, ,,James zog uns immer damit auf, dass wir doch ein verknalltes Paar seien, ohne Hintergedanken. Nun ja, irgendwann im sechsten Schuljahr gestand er mir, dass es ihm genauso wie mir erging. Er hat mir einfach so gesagt, dass er auf mich steht und mich wenige Sekunden später geküsst. So hat es angefangen. Ich begriff, warum er zuvor ständig meine Nähe gesucht hat, warum er mich so häufig umarmt hat und warum er immer zu mir gekommen ist, wenn es ihm mal schlecht ging. Er war immer für mich da, er...", Lupin brach ab. Er sah zu Harry hinüber, der ihn verständnisvoll ansah. Er sah tiefes Mitleid in seinen Augen. Trotzdem fühlte der Teenager sich unwissend. Warum hat ihm niemand davon erzählt? Dachten sie, er hätte es nicht akzeptiert? Natürlich hätte er das. Die beiden zählten schließlich zu seiner Familie.
,,Und dann?", fragte Harry schließlich, ,,Schon gut, du musst es nicht erzählen, wenn du nicht willst."
,,Doch. Ich will, dass du es weißt."
,,Also", fuhr der Werwolf fort, ,,Wir waren seitdem ein Paar und wir waren glücklich. Dein Vater war ständig neidisch, weil er immernoch auf ein Date mit deiner Mom gehofft hat", er lachte wegen der Erinnerung kurz auf, ,,Es war dennoch fantastisch. Alles lief scheinbar gut, zumindest bis wir aus der Schule draußen waren. Der Krieg wütete immernoch und wir waren nun nicht mehr in Hogwarts. Dumbledores Schutz war weg und wir mussten nun selbst gucken, wo wir sicher waren. Trotzdem waren wir auf eine Art und Weise glücklich. Immerhin hatten wir einander.
Irgendwann wurdest du geboren und Sirius wurde dein Pate. James versprach mir, dass ich es beim nächsten Mal werden würde. Aber dazu ist es nie gekommen. Dieser eine Tag kam. Der Tag an dem ich alles verlor. Ich fühlte mich genauso schlimm, wie du gerade. Es war, als wäre ich in einem Alptraum gefangen", Remus verstummte. Im schwachen Mondlicht erkannte Harry, dass ihm Tränen über die Wangen kullerten. Trotzdessen erzählte er weiter: ,,Diese zwölf Jahre waren so schlimm gewesen, dass noch niemand er Wort dafür erfunden hat. Ich lebte in dem Glauben, dass der Mann, den ich so sehr liebe ein Mörder und Verräter war. Wir wollten nach dem Krieg zusammenleben und einfach glücklich sein. Wir wollten die coolen Onkel sein, bei denen man alles tolle machen darf. Doch soweit ist es nie gekommen.
Ich begann mich dafür selbst zu hassen, dass er mir immernoch soviel bedeutete. Ich wurde einsam. Niemand war mehr da.
Und schließlich hieß es, Sirius sei aus Askaban ausgebrochen. Ich konnte es nicht glauben. Schlussendlich stand er mir an dem Tag, als er in Hogwarts war, um dich angeblich zu töten, gegenüber. Einerseits wollte ich ihn einfach nur in die Arme fallen und andererseits musste ich vernünftig bleiben. Er hatte mir alles erklärt und obwohl ich hätte misstrauisch bleiben sollen, fiel ich ihm um den Hals. Wir sind sicherlich eine Stunde dagesessen und haben geschiegen. Es war dennoch irgendwie gut gewesen."
Er musste eine Pause machen. Ihm liefen bereits Tränen über sein Gesicht. Er wollte nicht vor Harry weinen. Nicht so.
Remus' Blick lag nun auf Harry, welcher gespannt zuhörte. Dieser merkte aber, dass es dem Werwolf schwerfiel, weiterzureden. ,,Du kannst ruhig eine Pause machen. Ich weiß, dass es schwer ist, darüber zu reden", meinte Harry.

Der Junge war nun trotzdem etwas verwirrt. Seine Gefühle waren ein wirres Durcheinander. Er war sehr traurig, dass es dem ehemaligen Professor aktuell so fürchterlich erging.
Einen Moment später begann Lupin erneut zu sprechen und Harrys Aufmerksamkeit galt wieder voll und ganz ihm.
,,Wir trafen uns heimlich und stellten fest, dass unsere Gefühle noch immer die selben waren. So verging die Zeit und irgendwann bezogen wir den Grimmauldplatz. Dort wohnten wir vorübergehend zusammen. Und dann kam der Orden dorthin. Es tut mir leid, dass du es nicht schon früher erfahren hast. Wir wollten es dir sagen, sobald alles geregelt war. Dann hättest du alles erfahren...
Naja, das war so die grobe Geschichte und was dann kam, weißt du ja."
Ohne zu zögern umarmte Harry Remus und drückte ihn an sich. Dieser brauchte die Geborgenheit nun. Das Gespräch hatte ihn sowohl gutgetan, da er sich alles von der Seele reden konnte, als auch zugesetzt. Je mehr Harry darüber nachdachte, desto mehr fand er, dass es Remus noch schlimmer gehen musste. Harry hatte noch Freunde. Remus hatte seine Freunde verloren, einen wiederbekommen und anschließend wieder verloren. Das konnte man nicht in Worte fassen.

,,Es tut mir so leid", sagte der Gryffindor nach einer Weile. Er spürte, das der Werwolf schluchzte und auch ihm selbst kamen die Tränen.
,,Er... er war der Grund, w...weshalb ich... ich morgens überhaupt auf...gestanden bin. W...ir wollten eine gemeinsame Zukunft, ein gemeinsames Leben. Mit dir wohnen... Und weißt du... weißt du, was das schlimmste ist? S...seine letzten Worte an mich waren 'Egal, w-was passiert, vergiss nicht, dass ich... ich dich liebe' "
Harry musste nun auch weinen. Es ging nicht anders. Die Schluchzer ließen sich nicht mehr kontrollieren. Das alles war zu viel für ihn.

Einerseits war er froh, dass die beiden einst so glücklich waren und dass Remus ihm das anvertraut hat, andererseits war er wütend, weil er mal wieder der letzte war, der etwas erfuhr. Wobei letzterer Teil ihm mehr auf der Seele brannte, aber dies spielte im Moment aber keine Rolle. Jetzt ging es hauptsächlich um Remus.

Die zwei Zauberer klammerten sich aneinander und betrauerten die Person, die sie beide auf verschiedene Arten liebten. Warum war das Schicksal nur so grausam?

Irgendwann wisperte Remus: ,,Ich liebe ihn."
Der Auserwählte fuhr ihn über den Rücken und sagte nichts.

-1618 Wörter

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Sorry, es tut mir ehrlich leid, aber ich hatte dieses Szenario schon so lange im Kopf, dass ich es niederschreiben musste.
Es fiel mir nicht leicht.

Dann möchte ich mich für die ganzen Aufrufe und Votes bedanken❤
Ihr seid toll.

Da ich jetzt Ferien habe und von einer furchtbaren Leseflaute geplagt bin, kann es sein, dass etwas mehr Kapitel kommen, als geplant. Ich garantiere jedoch für nichts.

Und nun zur Vorschau:

In nächsten Kapitel lebt Sirius glücklicherweise wieder. Sie spielt nachdem Sirius sein Haus dem Orden überlassen hat und sich schlecht fühlt, da er sonst nichts tun kann. Wird ein gewisser Werwolf ihm helfen können?

Das erfahrt ihr dann demnächst.

Ich verabschiede mich dann mal.
Schönen Abend noch.
-Ina❤

Wolfstarshit- Eine OS-SammlungWhere stories live. Discover now