13. Dezember

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Darren POV

"Das hier ist zu schön um wahr zu sein." Morgens neben Eric aufzuwachen ist unglaublich. Wir haben nichtmal miteinander geschlafen, wie intensiv wird das denn dann erst, wenn ich jetzt schon so überwältigt bin?

Eric starrt an die Decke. Da stimmt doch etwas bei ihm nicht. "Hey, was ist los?"

"Du hast recht." Und er schweigt für eine Weile, bevor er weiterspricht. "Es ist zu schön um wahr zu sein. Was ist wenn meine Gefühle für dich wirklich nur duch diese Fragen kommen? Macht dir das keine Angst? Hätte ich Gefühle für dich, wenn wir das nicht gemacht hätten? In gewisser Weise habe ich mich ja schon selbst beeinflusst, dabei wollte ich doch nur einmal endlich eine ernstere Beziehung. Sag mir, kann ich sowas wirklich mit einem Fanboy erreichen?"

Das tut weh. Gestern war doch noch alles gut. "Ich hatte seit langem keinen Freund mehr, weil ich keinen Bock auf etwas unverbindliches habe. Wag es also nicht mir vorzuwerfen, ich würde nichts ernstes wollen. Es gibt eben auch noch Romantiker, die an die Liebe glauben. Und auch wenn dieser durch 36 Fragen nachgeholfen wird, ist sie dadurch nicht weniger real. Du fühlst nun mal was du fühlst, außerdem wolltest du das Experiment auch machen."

"Schön für dich. Ich veruche micht nicht von diesem Schein blenden zu lassen, das solltest du auch mal versuchen." Entschuldigung, dass es mein Charakter ist, ein optimistischer Romantiker zu sein. Wenn er das nicht akzeptieren kann, ist es vielleicht wirklich falsch was wir hier tun, auch wenn ich mir für Eric und mich mehr erhoffe. Es ist Jahre her, dass ich das letzte Mal Gefühle hatte, die über kleine Schwärmereien hinausgehen und ich dachte wirklich Eric könnte mich verstehen, aber den Anschein macht es ja gerade nicht. Wenn er wirklich so ein großer Broadway-Fan wie ich ist, sollte er eigentlich wissen, dass Liebe unendlich viele Gesichter hat und es sich lohnt dran zu glauben. Oh Mann, wie gerne ich mich jetzt unter meiner Decke verstecken würde und nicht mehr rauskommen, bis Eric sich mit mir verträgt und alles wieder gut ist. Ich bin außerordentlich schlecht, was streiten angeht. Schon beim kleinsten bisschen fange ich an zu weinen. Wie gerade auch.

"Darren?" Erics Stimme ist wieder ruhiger und hat diesen fürsorglichen Unterton, durch den ich mich gleich wieder etwas besser fühle. Er verwendet diese Art zu sprechen auch oft in On My Way und es ist super angenehm, nur jetzt spielt er nicht und der Effekt ist viel krasser, gerade weil es real ist. "Ich will mich nicht mit dir streiten, keine Ahnung was mit mir los ist. Das mit dir so schnell schon zu verbocken, würde mal wieder mein Talent auf den Punkt bringen. Wahrscheinlich habe ich nur Angst vor dem Ungewissen, dabei sollte ich es doch eigentlich wissen... Liebe ist blind. Liebe kann Millionen Geschichten erzählen. Ich sollte uns die Chance nicht nehmen eine davon zu werden. Und jetzt ist es schon so weit gekommen, dass ich Musicals aus den 90ern zitiere... Wobei, eigentlich ist das nichts Neues."

Vielleicht habe ich mich doch nicht in ihm getäuscht. "Vertragen?"

Eric nickt und ich nehme ihn in den Arm. "Ich mach' uns Frühstück, okay?"

Wenige Minuten nachdem ich in die Küche verschwunden bin, komme ich wieder mit Toast und Kakao mit Marshmallows. Wir frühstücken in meinem Bett und ich kann mich nicht erinnern, das jemals zuvor gemacht zu haben.

Nach dem Essen will Eric eigentlich ins Bad und sich umziehen, doch ich halte ihn ab, indem ich ihn küsse. Er lässt sich zurück ins Bett fallen und seine Hände beginnen meinen Körper zu erforschen. Als er mein Oberteil ausziehen will stoppt er. "Ist das okay für dich? Nicht zu warten, meine ich."

"Mach', was du willst, aber hör bitte nicht auf. Es fühlt sich gerade richtig an." Das lässt Eric sich nicht zweimal sagen.

***
Nur noch von der Decke umhüllt liege ich an Eric gekuschelt in meinem Bett. Seine Haut an meiner ist eine explosive Kombination. Mit ihm hat sich alles angefühlt, als würde ich den Nervenkitzel der ersten Liebe nochmal erleben, nur dieses Mal viel intensiever.

"Willst du meine Familie kennenlernen?" Keine Ahnung, aus welchen Tiefen meines Bewusstseins das herkommt, aber irgendwie will es gesagt werden. "Also in Willow Springs. Und dann noch Everly in Los Angeles besuchen, als Weihnachtsüberraschung. Sie würde sich sicherlich sehr freuen."

Eric streckt sich. "Wenn es das ist, was du möchtest bin ich dabei. Ich muss ja auch Everly kennen lernen, wenn du lieber mit ihr zu Abendessen willst, als mit mir, laut deiner Antwort auf Frage Nummer Eins."

Louisa POV

Chase ist keine 24 Stunden weg und es beginnt schon wieder. Ich vermisse ihn, dieses Mal noch mehr, als vor ein paar Tagen. Mittlerweile könnte er im Irak sein und schon auf seiner Basis.

Es ist gar keine gute Idee, wenn ich jetzt alleine in meiner Unterkunft sitze. Alles weckt Gedanken an Chase, wir haben aber auch viel Zeit in der winzigen Wohnung verbracht.

Fühle ich mich weniger allein, wenn ich unter Leute gehe? Bevor Chase in mein Leben gestolpert ist, hatte ich kein Problem damit alleine zu sein und jetzt bin ich ein Wrack. Hier in London gibt es einige Weihnahtsmärkte, vielleicht hilft das ja. Ich nehme mir meine Kopfhörer und die Ausgabe von Outlander, die ich mir hier gekauft habe und gehe zur nächsten Station um mir einen Zug zu suchen, der mich zu einem Weihnachtsmarkt bringt.

Die Fahrt dauert ein wenig länger, aber ich nutze die Zeit, um zu lesen und Musik zu hören. Bei ausnahmslos jedem Lied, denke ich wieder an Chase und werde traurig, weshalb ich micht nicht aufs Lesen konzentrieren kann und gerade mal eine Seite auf der ganzen Fahrt schaffe. Meine Playlist besteht praktisch nur aus deprimierenden Liebesliedern, da brauche ich micht nicht zu wundern.

Eine halbe Stunde später komme ich endlich am Markt an. Er ist super süß gemacht. Die Lichterketten, knuffige kleine Hütten... Aber nichts im Vergleich zu diesem Markt auf den Chase mich in Deutschland geschleppt hat.

Hier sind unzählige Menschen, die sich zwichen den Ständen umherdrängeln und trotzdem fühlt ich mich alleine. Sie könnten alle weg sein, ich würde keinen Unterschied spüren. Nur eine einzige Person könnte das ändern.

"Es schneit!", sagt eine Frau neben mir und ich schaue zum Himmel. Vereinzelte weiße Flocken fallen sanft auf die Leute. Als ich ein Kind war, war der erste Schnee immer etwas ganz besonderes für mich. Ob es in Willow Springs auch schon geschneit hat?

Diese Reise hat keinen Sinn mehr. Ich halte es unmöglich länger so aus. Krass, das ich bis jetzt nicht kapiert habe, dass Chase das ist, was ich gesucht habe und ich bei ihm die Person bin, die ich sein wollte. Da gibt es noch einige Dinge, die ich tun kann, um dem Heimweh nach ihm standzuhalten. Dinge, die ich eines Tages sonst bereuen würde. Es ist Weihnachten. Wie konnte ich nur so egoistisch sein und nicht daran denken. Ich weiß jetzt was ich tun muss.

I'll be Home For Christmas (Adventskalender 2019❤️)Where stories live. Discover now