Am Abend gehe ich mit schmerzenden Gliedern in Richtung von Kaels Haus. Das weitere Training mit Tian war hart aber hilfreich. Er hat mir gesagt, dass er mich nicht mehr in der Akademie sehen will, erst wieder auf der Bühne, wenn er mich mit in die Spiele nimmt, um mich Siegen zu sehen. Ich fühlte mich geschmeichelt.
Kael öffnet mir mit einem breiten grinsen die Tür.
"Du kommst reichlich spät.", lächelt er und zieht mich in eine innige Umarmung. Ich atme seinen Duft ein und bekomme unwillkürlich ein Lächeln in mein Gesicht.
"Schön dich hier zu haben. Komm rein."
Als ich die kleine Küche betrete sehe ich bereits den gedeckten Tisch.
"Du bist unmöglich. Du hättest nicht kochen müssen."
"Das ist wahrscheinlich unser letzter gemeinsamer Abend. Du weißt, dass ich die nächsten Tage helfen muss alles für die Ernte herzurichten und Nachtwache habe ich auch noch.", er verzieht das Gesicht.
"Ich weiß dass du lieber bei mir bleiben würdest. Aber wir haben bald alle Zeit der Welt.", versuche ich ihn aufzumuntern.
"Falls du nach Hause zurück kommst."
Ich runzele die Stirn.
"Du weißt, dass ich nach Hause komme.", antworte ich mit fester Stimme. Er soll keinen Hauch von Zweifel spüren.Er sieht mich an und lächelt ein unechtes Lachen, dann schöpft er mir einen wundervoll duftenden Eintopf in meinen Teller.
"Danke.", lächle ich und die kleine Auseinandersetzung ist vergessen.
Nachdem wir uns aufs Sofa verzogen haben liege ich einfach nur in seinen Armen. Wir wissen beide nicht recht, was das ist, das da zwischen uns abläuft aber wir haben eine engere Beziehung als beste Freunde.
Ich würde sogar sagen, dass ich Kael liebe, aber ich könnte es ihm niemals ins Gesicht sagen. Nicht jetzt. Vor allem nicht jetzt. Schließlich besteht die kleine und mehr als unwahrscheinliche Möglichkeit, dass ich doch sterben könnte.
Langsam drehe ich mich, um ihn besser sehen zu können.
"Du weißt, dass dein Leben weiter gehen muss, auch wenn ich nicht da bin.", versuche ich meinen möglichen Tod schön zu verpacken.
"Ich dachte du kommst ganz sicher zurück?"
"Ja das tue ich auch, aber die Spiele können lange dauern. Du darfst nicht immer in Angst leben, ja? Deine Ausbildung ist wichtig. Du wirst ein guter Friedenswächter werden und das ist das Einzige was für dich zählen darf.", versuche ich ihm mein Anliegen zu erklären.
"Reva. Ich denke immer an dich. Das wird niemals aufhören. Du bist immer in meinem Kopf, in meinen Gedanken. Nichts kann dich aussperren, du bist immer Präsent, egal ob du bei mir bist oder nicht."
Meine Wangen beginnen zu glühen.
"Wirklich immer?", flüstere ich und blicke ihm in die Augen.
Meine Selbstsicherheit und die kühle Fassade sind völlig in sich zusammen gesunken. Ich bin nicht die starke Reva, wenn ich bei Kael bin. Da bin ich einfach nur ein Mädchen, das sich eindeutig verliebt hat und sich nur danach sehnt ebenso geliebt zu werden.
"Immer.", antwortet er und nimmt vorsichtig mein Gesicht in seine Hände.
Er hält inne, als würde er überlegen ob das, was er vor hat auch wirklich das Richtige ist. Doch dann entschließt er sich dafür und zieht mich ganz nah zu sich heran.
Seine Lippen berühren die Meinen und mein Herz scheint auszusetzen. Dieses Gefühl das plötzlich in mir brodelt ist mir völlig unbekannt. Ich weiß nichts mehr, nur, dass dieser Moment, dieses Gefühl, nie mehr enden soll.
Alles ist egal geworden, nur Kael und seine weichen Lippen auf meinen zählen.
Viel zu schnell beendet er den Kuss und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Weißt du, das hätte alles viel früher passieren können. Dann hätte ich dich vielleicht überzeugen können bei mir zu bleiben."
"Es ist genau der richtige Moment. Du bist mein Ansporn. Du bist derjenige, für den ich nach Hause zurückkehre, um mit dir ein Leben anzufangen. Nur du, nicht meine Familie. Nur du."
Er lächelt und küsst mich erneut.
Kurz nach Mitternacht komme nach Hause und lege mich mit einem breiten Lächeln in mein Bett. Ich habe den besten Grund zurück nach Hause zu kehren. Ein Leben mit der Liebe meines Lebens. Kael.
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Reva Scott - Geboren um zu Siegen
FanfictionDistrikt 2, Panem. Die 18jährige Reva Scott ist sich sicher, dieses Jahr wird sie in die Hungerspiele einziehen und Siegen. Sie trainiert seit sie ein kleines Mädchen ist und weiß, dass es ihre Bestimmung ist eine Siegerin zu sein, egal wie sehr ihr...