Anouk

35 2 0
                                    

"Jeder kämpft seinen eigenen Kampf, doch wogegen kämpfst du?"

Die Kapuze seines schwarzen Pullovers ist bis in sein Gesicht gezogen. Er zeigt keinerlei Reaktionen, während das Auto immer näher kommt.

'Wieso unternimmt niemand etwas? Ich muss einfach etwas tun. Und wenn ich dabei draufgehe, es ist mir egal. Heute ist ja schließlich sowieso mein letzter Tag. So will ich meine letzten Atemzüge wenigstens damit verbringen, eine gute Tat zu vollbringen.'

Ich weiß, dass ich nun schnell handeln muss. So schließe ich für einen kurzen Augenblick meine Augen um mich zu sammeln. Und von einem auf den anderen Augenblick finde ich mich schon mitten auf der Straße wieder. Ich umklammere den Kapuzenpulli des unbekannten Mannes und schubse ihn mit all meiner Kraft zurück in Richtung Bürgersteig. Alles verlief so schnell, dass ich mich nurnoch an das laute Hupen des Autos erinnere, das auswich und gegen einen Baum prallte. Das Hupen tönte noch einige Minuten in meinen Ohren, nachdem es bereits verstummte. Ich hörte noch, wie letztendlich einige Personen einen Rettungswagen riefen und schon fielen der junge Mann und ich zu Boden. Die gesamte Masse meiner mickrigen 44 Kilogramm Gewicht landeten auf dem Unbekannten, der nun zu meinem Entsetzen doch kein Unbekannter war. Die Kapuze ist ihm vom Kopf gefallen, so dass seine braungefärbten Haare leicht zerstreut auf seinem Kopf aufliegen. Zunächst bin ich sehr verwundert über diesen Anblick, schließlich kommt mir die Person bekannt vor. Doch woher, das weiß ich nicht. Erst, als ich in die haselnussbraunen Augen blicke, die mich verängstigt anstarren, erkenne ich ihn.

'Das kann doch nicht sein! Ist er es wirklich? Aber wieso...?'

Er ist es tatsächlich. Der von mir unbekannt geglaubte Mann, der sich eben noch das Leben nehmen wollte, ist Woosung. Woosung, aka. Sammy, der Sänger von der Kpop Band 'The Rose', ist, seit meine Obsession für Kpop begann, mein absoluter Favorit. Wie kann es sein, dass ein Mann, der so glücklich schien, solch eine Tat vollbringen wollte? Ungläubig schreie ich ihn an.

"Was soll das? Du kannst doch nicht einfach auf die Straße gehen, dich von einem Auto überfahren lassen und hoffen, dass deine Probleme damit beseitigt sind!"

Ich höre auf zu reden, als ich die Ironie meiner Worte bemerke. Denn, habe ich nicht genau das Selbe vor? Möchte ich mich nicht auch heute umbringen, in der Hoffnung, dass danach all meine Probleme einfach davonfliegen? Woosungs anfängliche Angst und Überraschtheit schweift nun langsam in Panik und Verzweiflung um. Noch immer starren mich seine wundervollen Augen an, doch plötzlich versucht er sich aufzurichten. Er scheint sich beim Aufprall eine Verletzung zugezogen zu haben, schließlich schafft er es nicht sich vom Boden zu erheben. Also beginnt er mir äußerst ernst zu antworten.

"Es ist meine Sache, was ich tue und es geht niemanden etwas an. Und erstrecht nicht einem kleinen Mädchen wie dir, das sich wohl gerne in das Leben anderer einzumischen scheint."

Nur zu gerne hätte ich ihm all meine Wut um die Ohren gehauen. Schließlich habe ich ihm gerade das Leben gerettet. Natürlich wollte er es nicht, doch ein wenig Dankbarkeit hätte auch in dieser Situation nicht geschadet. Aber dazu kommt es nicht mehr. Die Sirenen der Rettungswagen ertönen und Woosung, wie auch der Autofahrer werden davongefahren. Die Leute, die eben noch tatenlos zusahen, starren mich nun allesamt mit einem undeutbar komischen Blick an. Es scheint wohl eine Mischung aus Fragwürdigkeit und Dankbarkeit zu sein. Jedenfalls fühle ich mich sehr unwohl und beschließe zu Fuß nach Hause zu gehen.

Als es Kirschblüten regnete [Woosung FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt