Woosung

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"Die Welt lässt mich mit ihren Grautönen ersticken. Doch kannst du sie wieder in den bunten Farben erstrahlen und mich atmen lassen?"

Gemeinsam mit meinem Agenten erreiche ich schließlich das Haus des Mädchens. Es stellte sich heraus, dass sie etwa dreißig Minuten zu Fuß von dem Ort entfernt wohnt, an dem sie mir das Leben rettete. Der Himmel ist beinahe pechschwarz, wäre da nicht dieses Funkeln der Sterne. Vor der Eingangstür erblicken wir eine ältere Frau. Ihr graues Haar ist locker nach hinten zu einem Dutt gebunden, ihr beiger Mantel reicht ihr bis knapp über die Fußknöchel und mit ihren schmalen, zerbrechlichen Händen trägt sie einen Korb, der mit Wasser und Keksen befüllt ist. Wir beachten sie nicht und drängen uns an ihr vorbei zur Haustür. Doch die Frau wirkt völlig aufgelöst, sie winselt vor sich hin und sieht uns hilflos an.

'Oh verdammt! Jetzt muss ich mich auch noch mit dieser alten Dame herumschlagen. Als hätte ich nicht schon genug eigene Probleme.'

Ich drehe mich um, lege meine Hand mitleidig auf ihre schmale Schulter und frage sie, wie ich ihr helfen könnte.

"Anouk...sie..."

'Scheiße was soll das? Ich habe für solchen Kram echt keine Zeit.'

"Ich bringe dem lieben Mädchen jeden Abend einige Süßigkeiten, Kekse und Wasser. Sie ist doch so ein gutes Kind...Aber heute öffnet sie nicht die Tür obwohl das Licht schon seit längerem brennt. Sie ist schon lange krank und ich mache mir ernsthafte Sorgen um das arme Ding."

"Inwiefern ist sie krank? Woran leidet sie?"

"Ach ich weiß nicht. Vor einigen Jahren fanden ihre Eltern sie bewusstlos auf. Sie hatte wohl eine Überdosis an Schmerzmitteln genommen. Ich mache mir so fürchterliche Sorgen um sie!"

Nun weint die Frau noch wesentlich mehr. Entsetzt blicken mein Agent und ich uns an.

'Sie wird doch nicht etwa?...'

Auch ich fange nun an mir Sorgen zu machen. Und doch kann ich es nicht fassen.

"Sie wollen mir also wirklich sagen, dass sie seit einer Ewigkeit hier stehen und trotz der Vorgeschichte dieses Mädchens nicht auf die Idee gekommen sind, die Polizei und den Notdienst zu informieren?!"

'Ich kann es nicht fassen. Bitte lass das alles nur ein riesen Missverständnis sein! Bitte lass das Mädchen noch atmen!'

Schockiert drücke ich viele Male auf die Klingel, doch niemand öffnet die Tür. Also setze ich ein paar Schritte zurück und stürme mit aller Kraft gegen die Haustür. Als mein Agent bemerkt, dass ich noch zu schwach bin, tut er es mir gleich und schafft es tatsächlich die Tür aufzubrechen. Wie von Sinnen laufe ich hinein, durchsuche die Zimmer nach dem Mädchen und rufe nach ihr. Immerwieder geht mir der selbe Gedanke durch den Kopf.

'Lass sie leben. Lass nicht zu, dass wieder ein Mensch vor meinen Augen sterben muss.'

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 14, 2019 ⏰

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Als es Kirschblüten regnete [Woosung FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt