Zurück nach Japan

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Du lebst noch.

Dies war der Gedanke der mich ein wenig von den Schmerzen ablenkte. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich schon so da lag. 

Ich hatte höllische schmerzen. Mit mühe und not schaffte ich es mich aufzurappeln. Ich ging zu Ed und kniete vor ihm nieder. Natürlich wusste ich, dass er tot war, trotzdem versuchte ich seinen Puls zu spüren. Wenigstens ein leichtes Pochen... Nichts, natürlich nicht. Ich weinte eine ganze weile vor mich hin, bis ich mich endlich wieder fangen konnte. Die Detektivin in mir setzte sich durch.
Kalter und steifer Körper, also ist er seit mindestens 12 Stunden tot. Ich versuchte Ed auf den Rücken zu drehen, um mir die Schusswunde genauer an zu sehen, doch ich schaffte es nicht. War ich etwa noch zu erschöpft? Ich entschied mich also erst etwas zu trinken und zu essen. Schwankend tapste ich in die Küche und erstarrte. Alles war viel grösser, oder nein, ich war viel kleiner als normal!
Sofort rannte ich ins Schlafzimmer, denn dort stand ein grosser Spiegel. Ich blickte hinein und mir klappte der Mund auf. Ich sah aus wie damals. Das blutende Handgelenk, die zerrzausten Haare und der schockierte Blick der sechsjährigen Fay Evans.
«What the hell!» Meine Stimme war glockenhell und zugleich zittrig, wie damals.
Meinen Rock hatte ich beim Rennen längst verloren und mein Shirt war nun so lang, dass es aussah wie ein Kleid. Mir wurde plötzlich klar, dass es an dem Gift liegen musste. Anscheinend besass dieses einige lebensrettende Macken.
Kraftlos sank ich auf den Boden. Ich durfte es auf keinen Fall riskieren, so gesehen zu werden. Nach langer Überlegung stellte ich einen idiotensicheren Plan auf die Beine:

Schritt 1:
Verdammt, besorg dir neue Klamotten!
Schritt 2:
Vernichte alle Spuren die zu dir zurück verfolgt werden könnten.
Schritt 3:
Informiere die Polizei wegen Ed. (Anonym!)
Schritt 4:
Schnapp dir dein Zeug und warte am Flughafen auf den nächstbesten Flug nach Japan, weil du dich dort schon auskennst und am wenigsten auffällst.
Schritt 5:
Wärend du wartest denkst du dir eine Identität aus und suchst dir im Netz eine Unterkunft.
Schritt 6:
Keine ahnung wie du das anstellst, aber du must ohne Pass und ohne ticket in dieses Flugzeug kommen...

Tja, und genau so machte ich es schliesslich auch. Das Schritt 6 tatsächlich bereits nach dem zweiten Anlauf geklappt hat, verwundert mich zwar noch bis heute, aber... okay...
Schliesslich sass ich in einem Flugzeug nach Osaka und hatte mir einen Geschichte hinter meiner kleinen Gestallt ausgedacht:
Ich heisse Keiko Tsubaki, bin 7 Jahre alt und besuchte in London meine Grosseltern, welche mir das Schwert für meine Mutter mitgaben nachdem Opa es als gelernter Schmied etwas aufgepimmt hat. Am Flughafen in Osaka holt mich mein Vater ab. Was ich aber noch weiss, er wird mir zufälligerweise anrufen und sagen, dass er doch nicht kommen kann und ich den Bus nehmen muss. Blöd gelaufen kleine Keiko.
Nun, jedenfalls kam ich unbemerkt in Osaka an. Ich ergaunerte mir das Schwert von einem verblüfften Polizisten und rannte schliesslich mit meinem Rucksack aus der grossen Ankunftshalle hinaus. Etwas hilflos stand ich schliesslich da. Bis zu diesem Punkt hatte ich alles durchgeplant, aber was jetzt? Ich blickte mich um. Da spürte ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter. Erschrocken quiekte ich auf und wirbelte herum. Ein Junge von ungefähr 16 oder 17 Jahren blickte mich leicht verdutzt an.
«Sorry, ich wollt dich nich erschrecken. Wollt nur fragen, ob ich dir helfen kann, siehst n' bischen verlorn aus»
Ich schaute den Jungen mit dem Cap an und brauchte ein paar Sekunden, um wieder ins Japanische rein zu rutschen.
«Ich brauche eine Unterkunft, am besten in Tokyo. Weisst du wie ich da am schnellsten hin komme?»
«Tja, da is' ein Inlandflug am besten geeignet. Du könntest...»
«Ich hab das Geld dafür aber nicht!»
«Oh, auch nich schlecht. Kannst mit mir und Kazuha mit», er beugte sich zu mir hinunter, «Warum auch immer, aber sie wollt unbedingt mit nem Bus gehen»
«Du gehst mit deiner Freundin nach Tokyo?»
Er lief rot an und meinte schliesslich: «Wir woll'n nur n' paar Freunde Besuchen»
Ich musste schmunzeln. «Danke», nuschelte ich und folgte ihm. 

The Daughter of Sherlock HolmesTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon