2. Volleyball

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Noch während ich meine Hefte in meine Schultasche einsortierte, stellte sich Yachi an meinen Tisch: "Und? Bist du bereit?"

Warum war sie so aufgeregt? Vor lauter Vorfreude tippelte sie von einem Fuß auf den anderen, sodass ihre blonden Haare hin und her schwenkten. Wir waren nicht nur die Kleinsten in der Klasse, wir waren auch die einzigen Blondinen. Nur im Gegensatz zu meiner hibbeligen besten Freundin, hatte ich meine Haare ewig lang wachsen lassen, sodass mein geflochtener Zopf erst an meiner Hüfte endete. Über sie schmunzelnd hängte ich mir meine Schultasche über die Schulter: "Klar. Lass uns gehen."

Da war ich aber mal gespannt, warum Yachi, die vorher noch keinen Volleyball überhaupt angefasst hatte so plötzlich hin und weg von diesem Sport war. Irgendetwas schien ja unglaublich mitreißend daran zu sein.


In der Mädchenumkleide wechselten wir in Sportklamotten. Aus Mangel an Auswahl, hatte ich nur den Sportanzug der Schule. Yachi und eine unglaublich hübsche Drittklässlerin - ich vermutete die bisherige Managerin des Teams - trumpften mit dem Schwarzen des Volleyballteams auf. Ein wenig neidisch schielte ich schon auf sie. Immerhin hatte die Evolution bei ihr alles richtig gemacht. Ihre Haare waren glatt und seidig, schimmerten in einem bläulichen schwarz, außerdem war sie groß und ihre Proportionen waren perfekt aufeinander abgestimmt. Also alles in allem das komplette Gegenteil von mir. Wenn ich mir nicht bislang schon vorkam wie der Witz der Evolution, wäre ich spätestens jetzt im Vergleich mit ihr auf den Boden der Tatsachen geklatscht. Selbstverständlich passte ihre sanfte Stimme auch zum Gesamtpaket. Das stellte ich fest, als sie sich als Kiyoko Shimizu vorstellte. 

In der Halle angekommen, klatschte sie einmal in die Hände.
Sofort richteten alle Anwesenden ihre Aufmerksamkeit auf die schöne Drittklässlerin. Schnell stellte ich fest: Im Gegensatz zu Shoyo waren alle anderen Mitglieder im Karasuno Volleyballclub verdammte Riesen. Sicherheitshalber hielt ich mich leicht hinter Yachi auf. Wie konnte sie hier Managerin sein, ohne eine Nackenstarre zu bekommen? Sprach sie einfach mit den Bäuchen der Leute? Nun, wenn ich Glück hatte, würde keiner Notiz von mir nehmen und ich könnte unentdeckt nach einer Weile verschwinden. Doch wann hatte ich schon einmal Glück? Auf das Klatschen von Kiyoko hin, versammelten sich alle in einem Halbkreis um uns herum. Kiyoko lächelte in die Runde: "Schönen Tag zusammen, wir haben heute einen Gast.", sie hob ihren Arm in meine Richtung "Das ist - "

"Oh, hi Sayuri!", breit grinsend winkte mir Shoio zu.

Auch wenn ich es sympathisch fand, dass er auf die Ansprache per Nachnamen verzichtete, wünschte ich, er hätte die Klappe gehalten. Tatsächlich widmeten jetzt jedoch alle ihm ihre Aufmerksamkeit und ich atmete lautlos auf. Nicht im Mittelpunkt zu stehen gefiel mir um Längen besser. 

"Man Hinata, du kennst aber auch jeden!", lachte der Glatzköpfige und schlug ihm auf den Rücken. Der Rest der Mannschaft stimmte in das Lachen mit ein.

Mir wurde gleich viel leichter. Ein anderer Spieler, er trug ein Leibchen mit der Nummer 1, richtete seinen Blick wieder auf mich: "Tut uns leid, du wolltest dich gerade vorstellen?"

Ertappt zuckte ich zusammen. Also kam ich doch nicht drum herum mich vorzustellen. Aber wenn ich hier schon zusehen wollte, war es das Mindeste mich vorzustellen. Viel tiefer als nötig verneigte ich mich vor der Mannschaft. Kiyoko ergriff noch einmal das Wort: "Genau, das ist Sayuri Watanabe. Sie wird heute hier zuschauen."

Bevor ich mich wieder ganz aufgerichtet hatte, schrie mir die versammelte Mannschaft schon ein >Herzlich Willkommen< entgegen. Erst jetzt viel mir ein weiterer kleiner Spieler auf, er hatte auf dem Leibchen die Nummer 4. Ob die Nummern auf den Leibchen auch die Nummern ihrer Trikots waren? An ihm fiel mir sofort die blonde Strähne in seinem sonst braunen Haar auf. Im Gegensatz zum Rest der Haare war sie nicht hochgestylt. Voller Energie sprang er von links nach rechts bis das Training weiter ging.

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