11. Missverständnisse

2.2K 120 17
                                    


Karasuno kam von ihrem mittlerweile 6. Sprint zurück. Auf meine Lippe beißend starrte ich an die Wand, völlig in Gedanken. Irgendwie hatte ich Mitleid mit ihnen. Sie waren besser als das. 

"Warum so ein besorgtes Gesicht?"

Panisch sprang ich einen halben Meter zur Seite. Wo zur Hölle kam Nishinoya denn plötzlich her?So in meine Gedanken vertieft hatte ich nicht einmal bemerkt, dass sich jemand in meine Nähe gebracht hatte. Moment - Nishinoya? Was will der denn hier und auch noch so nah? Wollte er mich weg schicken?

Er lachte und stellte sich vor mich: "Tut mir leid, hab ich dich erschreckt?"

Wie selbstverständlich fasste er sich an den Hinterkopf und grinste.
Unfähig auch nur einen Satz heraus zu bekommen, starrte ich ihn einfach nur an. Moment, hatte er mir nicht eine Frage gestellt? Hallo? Gehirn? Was hatte er mich GEFRAGT!?

"Ähm... okay... ich... schön dass du hier bist.", er ließ seinen Arm fallen. Das Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden und er wandte mir den Rücken zu.

Endlich schienen die Verbindungen meines Gehirns wieder zu funktionieren: "Äh d-d du bist schön." WAS?!!! Schlagartig rot angelaufen stammelte ich weiter: "i-ich m-meine du d-d-d-d es ist schön... schön hier zu sein..."

Gezwungen atmete ich tief durch. Beruhig dich Sayuri! Unsicher hob ich meinen Blick.

Er hatte sich wieder zu mir gewandt, sein Lächeln war zurückgekehrt: "Ich habe ehrlich gesagt nicht geglaubt, dass du kommst."

Zu schüchtern ihn direkt anzusehen, sah ich zur Seit, wo Kenma gerade den Ball über das Netz lupfte: "Ehrlich gesagt... ich auch nicht."

Für dieses Geständnis biss ich mir auf die Lippe. 

Wieder stellte er sich in meine Blickrichtung, sodass ich ihn direkt ansah: "Wieso nicht?"

"Äh- i-ich ähm, d-d....", ich schloss die Augen und atmete tief durch. Erst denken, dann sprechen, Sayuri. Den Blick auf den Boden geheftet murmelte ich: "Ich... ich dachte es wäre besser... A-Außerdem...", die Hände zu Fäusten ballend hob ich den Blick und sah ihn direkt an "Ich müsste eigentlich selbst trainieren."

So wie mich der Mut überkommen hatte ihn direkt anzusehen, so schnell verließ er mich auch wieder. Weshalb ich wieder mal meine Schuhspitzen begutachtete. Doch auch das schien kein Hindernis für Nishinoya zu sein. Um wieder in mein Blickfeld zu kommen, hockte er sich direkt vor meine Füße und sah hoch zu mir: "Warum tust du es dann nicht?"

Meine Augen waren wieder gebannt von seinen. Sie waren so warm und offen. Alles um uns herum rückte in den Hintergrund, es war leise um mich geworden. Sein Blick beruhigte mich: "Weil... ich habe hier keine Möglichkeit. Außerdem hab ich meine Sachen nicht dabei."

"Hmmm...", machte er nur und stemmte sich wieder hoch. 

Das hatte zum Ergebnis, dass er nur wenige cm von mir entfernt stand. Unruhig sah ich zu ihm auf. Wenn es mich bisher nervös gemacht hatte in die Augen von anderen Menschen zu sehen, war das nichts im Vergleich zu dieser Nähe.

Meine Hände zitterten und fühlten sich irgendwie schwitzig an. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, so schnell und laut, dass es in meinem Kopf widerhallte. Ob mein Gegenüber das auch hören konnte? Auf diese kurze Distanz? Bitte nicht! Bevor ich richtig panisch werden konnte, sah er zu mir herunter, hielt diesmal meinen Blick mit seinem fest. Wieder war alles ruhig. Ich wurde ruhig.

"Wir finden schon was.", er zwinkerte mir zu, dann sah er an mir vorbei und lief los. Im Lauf drehte er sich noch kurz zu mir und winkte.

Für ihn stand der nächste Satz an. Irritiert verschränkte ich die Arme und sah dem Libero nach. Was war das? Und was zur Hölle meinte er?! Obwohl ich mich freuen sollte mehr als ein Gestammel ihm gegenüber rausgebracht zu haben, war ich nur noch verwirrter als zuvor. 

Neulich hatte er nicht mal mehr ein Hallo für mich übrig und heute das

Zwar stand ich nun wieder am Feld von Nekoma, doch wanderte mein Blick immer wieder zum Dahinterliegenden, wo Karasuno ihr Match ausfocht. Ganz von alleine setzten sich meine Beine in Bewegung, sodass ich mich bald neben Yachi und Kiyoko am Spielfeldrand zu Karasuno wieder fand. Es wäre übertrieben zu sagen, dass ich unserer Mannschaft zusah. Genau genommen war mein Blick nämlich vielmehr auf Nishinoya gerichtet.

Aus ihm wurde ich einfach nicht schlau. 
Mochte er mich nun? War ich ihm über? Was meinte er vorhin? 
Je länger ich ihn ansah, desto mehr Fragen warfen sich auf. 

Nachdem die Jungs weitere zwei Male den Berg hoch gesprintet waren, joggte Tanaka auf uns drei Mädchen zu. Wahrscheinlich wollte er sich eine weitere Abfuhr von Kiyoko abholen. Überraschenderweise blieb er jedoch vor mir stehen: "Hey, ähm Sayuri, stimmt doch?"

Mehrmals blinzelnd starrte ich zu ihm hoch. Der Blick, den er aufgesetzt hatte, machte mich mehr als nervös. Wäre es vielleicht doch besser, wenn ich wieder bei Nekoma blieb?
Langsam nickte ich. Zu sehr schüchterte mich sein Blick ein.

"Ich sollte dich von Saeko grüßen, falls ich dich hier sehe...", Skepsis lag auf seinem Gesicht, als wüsste er nicht, ob ich ihm im nächsten Moment ein Stück aus dem Hals beißen würde.

Saeko... grüßte mich? 

"Äh... d-danke. Grüße zurück."

Eine Hand landete auf seiner Schulter: "Hey Tanaka, wenn du weiter so finster starrst, verschreckst du die Arme noch.", Daichi bestätigte mir, dass ich mir das nicht eingebildet hatte.

Schockiert sah Tanaka seinen Kapitän an: "Der Typ soll es nur nicht wagen Kiyoko näher zu kommen." 

Als ich nun über meine Schulter sah, erkannte ich, dass Tanaka wohl diesen Spieler von Fukurodani meinte. Es war das Ass, er hatte schwarze Haare mit weißen Spitzen. Wie Nishinoya waren sie zu Stacheln nach oben gestylt. Und doch waren sie ganz anders... 

"Tut mir leid.", vor mir hatte sich Tanaka nun leicht verbeugt "Das sah wahrscheinlich wirklich so aus, als hätte ich was gegen dich. Ich richte Saeko Grüße aus."

Damit mussten sich die beiden wieder mit dem nächsten Satz beschäftigen. 

~+*+~______________________________________________________________________~+*+~

So hier das nächste Chap :3

Viel Spaß beim lesen!


Come backNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ