52 - Sana's Abschied 💜

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Hyunjin POV

Der nächste Morgen brach an. Es war viertel vor sieben, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Gardinen schimmerten. Ich bäumte mich auf und sah zu Felix hinüber. Er war noch immer fix und fertig von gestern Nacht. Kann sein, dass ich ihn etwas zu hart drangenommen habe. Aber er machte den Anschein, als wollte er es so haben. Vorsichtig fuhr ich ihm durch die zerzausten Haare. Am liebsten hätte ich ihn weiter schlafen lassen, doch wir mussten zur Schule. Also weckte ich ihn sanft und mit ruhiger Stimme: "Aufwachen, Baby. Wir müssen zur Schule." Felix blinzelte mit den Augen. "Beim nächsten Mal hälst du dich etwas zurück. Ich bin immer noch fix und alle." "Tja. Du hast mich dazu gebracht." "Du bist gemein, Schatz." "Ich hab dich auch lieb, Baby." Ich strich ihm über die Haare und küsste ihn. "Jetzt steh auf. Ich mache uns Frühstück und du gehst duschen."
Ich half Felix beim Aufstehen. Er wollte sich patu nicht aus dem Bett bewegen. Irgendwann schubste ich ihn einfach heraus. Und dann war er auch wach. "Man. Das bist fies, Hyunjin.", brummte er und stützte sich am Rand des Bettes ab. "Willst du zu spät zur Schule kommen?" "Nein. Hast ja Recht." "Also. Jetzt zieh dich an. Ich mache uns schnell Frühstück. Du sollst ja nicht mit leerem Magen in die Schule gehen."
Felix schälte sich aus der Bettdecke, welche sich beim Fall aus dem Bett um ihn gewickelt hatte. Seine Haare sahen jetzt noch schlimmer aus als vorher. Irgendwie niedlich. Diesen Look sollte er öfter tragen. Zumindest wenn wir unter uns waren.
Ich ging in die Küche und nahm mir zwei Äpfel aus der Obstschale. Rachel und Olivia sind schon aus dem Haus und außerdem sagten sie, dass ich mich bei ihnen wie Zuhause fühlen durfte. Deswegen hatte ich auch kein schlechtes Gewissen, einfach an ihre Obstschale zu gehen. Ich ging wieder in Felix' Zimmer. Er nahm sich gerade ein frisches T-Shirt und hielt inne, als er mich sah. Seine Wangen erröteten. "Man, Felix. Wir haben gerade erst miteinander geschlafen und dir ist es immer noch peinlich, nackt vor mir zu stehen." "Im Dunkeln ist das auch ein anderes Gefühl als im Hellen." Ich lächelte. "Du bist süß, Schatz." Dann hielt ich Felix den Apfel vor die Nase. Zögernd nahm er ihn entgegen und biss ein Walnuss-großes Stück ab. Es schmerzte, Felix so leiden zu sehen. Ich wünschte wirklich, dass ich ihm irgendwie helfen konnte. Doch das konnte ich nicht. Was Essen angeht, war Felix kaum noch zugänglich. Manchmal kam es mir so vor, als würde ich mit einer Puppe reden. Und das bereitete mir Sorgen. Große Sorgen.
Mein Freund zog sich fertig an und aß sein Frühstück auf. Dann putzten wir uns schnell die Zähne, packten unsere Sachen, warfen unsere Schultaschen über die Schultern und verließen das Haus. Das Wetter war angenehm mild und sogar die Sonne schien. Und dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass uns etwas Schlimmes erwarten wird, wenn wir in der Schule waren. Ich hatte Angst, dass alles, was Felix und ich uns hart erkämpft hatten, mit einem Schlag zerbrechen würde. Wie ein Gebäude, welches von einer Abrissbirne zu Fall gebracht wird. Es brach mir das Herz an so etwas zu denken und ich versuchte, diesen Gedanken zu verdrängen, doch sie ließen mich einfach nicht los.

Auf dem Schulgelände trafen wir auf Jennie und Mark. Ich war so froh, die beiden zu sehen. So wie eigentlich jeden Tag. Ich vergaß sogat kurz den Kummer in meinem Herzen.
"Hey, Jungs. Es ist so schön euch zu sehen.", lachte Jennie und umarmte uns. "Felix. Geht es dir gut? Wir haben von der Sache mit Chan gehört. Hat er echt versucht, dich zu vergewaltigen?" Felix schmunzelte und zog die Schultern hoch. "Ja. Hat er. Doch es ist zum Glück nichts passiert. Es geht mir gut. Wirklich." Ich konnte Felix ansehen, dass es nicht der ganzen Wahrheit entsprach. Mark seufzte erleichtert. "Da sind wir ja beruhigt. Doch habt ihr schon das Neuste gehört? Chan soll angeblich noch nie eine feste Freundin gehabt haben. Das klingt fast so, als wäre er schwul."
Mark's Aussage klang absolut lachhaft. "Chan und schwul sein? Er ist doch derjenige, der versucht, Felix und mich auseinander zu bringen, weil er etwas gegen Homosexualität hat." Ich sah Felix an, doch er schien Mark zu glauben. "Nach allem, was er abgezogen hat, klingt es sehr plausibel. Mittlerweile traue ich ihm aucg das zu."
Je länger ich darüber nachdachte, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, dass es war sein könnte. Doch wir hatten wieder keinen Beweis. Und wie sollten wir das beweisen, ohne uns selbst ans Messer zu liefern? Somit steckten wir erneut in der Zwickmühle.
Das Klingeln der Schulglocke holte mich wieder in die Realität zurück. Ich drehte mich in Richtung Gebäude, als Minho auf uns zugelaufen kam. Mit einem Zettel in der Hand. "Hey, Minho. Warum die Eile?", begrüßte Felix ihn. Der Junge holte ein paar Mal tief Luft und sprach dann: "Ihr erinnert euch doch noch an Sana's Brief, den wir gefunden haben?" Wir nickten. "Nun. Ich habe mehr erfahren als nötig war." "Geht es um Chan?", fragte ich. "Ja. Woher weißt du das?" "Wir haben gerade noch über ihn gesprochen. Ist es etwas Schlimmes?" "Für ihn ja. Für uns könnte es allerdings sehr interessant werden. Ich erzähle euch alle Details in der Mittagspause."
Somit gingen wir zu fünft ins Schulgebäude.

Der Unterricht war stinklangweilig wie immer. Jackson war schon im Halbschlaf und Changbin ließ kleine Papierflieger durch das Klassenzimmer gleiten. Also ein ganz normaler und öder Schultag. Es hat sich nichts geändert. Wäre auch zu schön gewesen. Ich saß an meinem Platz und holte die letzte Aufgabe meiner Englisch-Hausaufgaben nach. Ich war am Wochenende viel zu beschäftigt, um sie zu machen. Und Englisch hatten wir erst in der fünften Stunde. So konnte ich die Zeit sinnvoll nutzen. Doch meine Gedanken schwangen von den Hausaufgaben zu Sana's Abschiedsbrief an Minho. Ich malte mir schon die verrücktesten Dinge aus. Was wollte sie uns mitteilen? Hatte es was mit Chan und den Dingen zu tun, die er verschweigt?
"Hast du schon mitbekommen, dass Chan angeblich schwul sein soll?", flüsterte Jisoo, die neben mir saß. "Ja. Hat Jennie mir heute vor Unterrichtsbeginn erzählt. Das würde sein plötzliche Verhaltensänderung gegenüber Felix erklären. Er hat ihn nicht einmal blöd angequatscht oder belästigt." Es war schon ungewöhnlich, dass Chan sich so stark im Hintergrund hielt. Der junge Australier saß in der allerletzten Reihe und versteckte sich hinter seinem Schulbuch. Es machte fast den Eindruck, als hätte er vor irgendetwas Angst oder so. Und er konnte einem schon fast leid tun, wären da nicht die ein oder anderen Dinge geschehen. Schließlich klingelte es zur Frühstückspause. Ich stand von meinem Platz auf und folgte Minho, welcher als erstes den Raum verließ.
"Minho! Warte doch!", rief ich und stolperte hinter ihm her. "Was ist denn, Hyunjin?" "Du sagtest doch, dass du etwas über Chan herausgefunden hast. Die Zwischenpause ist lang genug, damit du es uns erzählen kannst." Der Junge schwieg einen Augenblick, dann sagte er: "Natürlich. Kommt. Wir setzen uns in die Eingangshalle. Dann erkläre ich euch alles."
Die meisten Schüler waren auf dem Sportplatz, also hatten wir so ziemlich unsere Ruhe. Minho zog den Brief aus seiner Jackentasche. Dann erzählte er:
"Sana hat mir schon viele Liebesbriefe geschrieben, doch dieser hier ist anders. Heute ist ja unser Jahrestag und sie schrieb ja, dass ich es heute lesen soll. Das habe ich auch gemacht. Doch jetzt wünschte ich, ich hätte es nicht getan." "Was schreibt sie denn?", fragte Felix neugierig und blickte über meine rechte Schulter. "Kurzgefasst weiß sie, was Chan verschweigt."
Mir stockte vor Schreck der Atem. Sana war die einzige Schülerin, welche von Chan's Geheimnis wusste und sie hat es auf Papier gefasst, kurz bevor sie starb. "Und was schreibt sie?", fragte Jennie aufgeregt. "Nun. Allem Anschein nach versucht Chan zu vertuschen, dass er auf Männer steht."
Dann hatten wir also Recht. Chan war schwul. Aber wozu die ganze Geheimnis-Tuerei? Hatte er etwa Angst vor seinem Dad, weil er diese Schulregel eingeführt hat?
"Was hat Sana noch geschrieben?", fragte Felix. Minho sah auf den Zettel. "Nun. Sie schreibt, dass dies ihr letzter Brief an mich ist. Ich soll die Wahrheit ans Licht bringen und den Schikanen ein für alle mal ein Ende setzen. Und sie schreibt, dass sie mich ganz doll liebt."
Somit hatten wir für diese Woche eine klare Mission: Chan entlarven und seine miesen Intrigen stoppen.

Painful Love ♡ HYUNLIXHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin