Kapitel 13 ~ Under the light of a thousand stars.

3.6K 222 14
                                    

"Just how fast the night changes."

Blaire

Leises Geraschel von Seiten, die umgeschlagen wurden. Knarzen eines Buntstiftes über Papier. Klappern von Legosteinen. Seufzen von Erwachsenen. Schreie von Kinder. Das schwere Atmen einer älteren Frau zwei Sitze weiter. Das beinahe lautlose Aufkommen meiner Tränen auf meiner Jeans. Das leise Gemurmel von Luke, dass alles gut werden würde. Dass er da wäre. Und über alle dem das stetige Ticken des Sekundenzeigers an der Wand gegenüber. Unbarmherzig beschritt er seinen Weg, immer weiter, ohne dass ein Arzt den kleinen Warteraum betrat. Ohne dass jemand mir meinen Bruder zurück brachte.

Ich wollte schreien. So dringend. All den Frust raus lassen. Ich wollte auf etwas einschlagen, laut aufschluchzen, zu meinem Bruder rennen. Oh Gott, so sehr wollte ich aufstehen und hier raus. Zu ihm, ihm Sicherheit geben. Er musste doch völlig verängstigt sein. Es war egal, wie oft man in einem Krankenhaus war, so leicht gewöhnte man sich nicht daran.

Blaire, ich liebe dich." Ich presse mir eine Hand über den Mund, um mein Aufschluchzen zu verhindern, doch es kam dennoch gedämpft über meine Lippen. Lukes Hand, die meine vorher noch leicht umschlossen gehalten hatte, löste sich von mir. Kurz darauf kniete er vor mir, seine Arme auf meinen Beinen abgestützt. Das Ozeanblau seiner Augen strahlte, doch ich war viel zu verstört, um es wahrzunehmen. Leise flüsterte er meinen Namen, wischte die Tränen mit seinen Daumen von meinen Wangen. Ich schüttelte meinen Kopf, links, rechts, immer weiter. Erneut versuchte er mich zu beruhigen, doch das brachte mich nur dazu, meinen Kopf noch hysterischer zu schütteln. „Er hat sich verabschiedet", gelang es mir schließlich heraus zu pressen. Ein leiser, verzweifelter Schrei, der in einem erstickten Schluchzen endete, entrang meiner Kehle. Bevor ich mich versah, zog Luke mich erneut in seine Arme, beruhigend strich er mir über den Rücken. Er sagte nichts mehr, doch ich war ihm dankbar dafür. Ich wollte nicht darüber reden, ich konnte es nicht.

Er hat sich verabschiedet! Mein kleiner Bruder dachte, er würde sterben! Meine Finger krallten sich in Lukes Shirt, zerknitterten es unter meinem Griff. Ich spürte die Blicke der anderen Wartenden auf mir, konnte förmlich hören, wie sie sich fragten, was passiert war.

„Er darf nicht sterben", wisperte ich. Rau von den ganzen Tränen kratzte jedes Wort in meinem Hals. Vorsichtig befreite ich mich aus Lukes Griff, spürte sogleich den Verlust seiner Wärme.

„Er darf nicht sterben", wiederholte ich mich. Meine Stimme zitterte, wurde immer lauter, bis ich fast schrie. „Luke! Nick darf nicht – er – nein!" Ich begann erneut, meinen Kopf von der einen Seite auf die andere zu bewegen. „Nein, nein, nein, nein!"

„Wird er nicht", bestand Luke. Seine Hände umschlossen meine Handgelenke, hielten sie gerade so fest, dass es noch nicht weh tat. „Blaire, schau mich an, hör mir zu. Dein Bruder wird nicht sterben, verstanden?" Er legte meine Hände in meinem Schoß ab und umschloss dann meine Wangen mit seinen eigenen. Nur wenige Zentimeter trennten unsere Gesichter, sodass ich beinahe die Wimpern zählen konnte, die seine so hellen blauen Augen umrandeten. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut, roch sein Aftershave. „Er wird nicht sterben", wiederholte er sich leise. So leise, als verriete er mir das wichtigste Geheimnis der Welt. Etwas, das nur für meine Ohren bestimmt war. Er kam immer näher, ließ meine Augen so lange wie möglich nicht aus dem Blick. Das Gefühl seiner Lippen spürte ich noch Sekunden später, als diese meine Stirn schon wieder verlassen hatten. „Alles wird gut, Blaire. Ich bin hier für dich." Mit diesen Worten zog er mich in eine weitere Umarmung. Dankbar für jeden Halt, erwiderte ich sie.

Alles würde gut werden. Nick starb nicht. Luke war hier.

Alles würde gut werden.

Alles. ~

Cursed.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt