Ablenkung

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Ginnys Sicht

Obwohl ich in der Nacht mehrmals wach geworden war, fühlte ich mich am Morgen ziemlich fit und ausgeschlafen. Ich saß mit Harry zusammen an dem kleinen Tisch in unserem Zimmer und wir waren am Frühstücken. Ich trug eine kurze Joggingshorts und ein schwarzes Top, über das ich mir eine Strickjacke geworfen hatte. Ich wollte gar nicht erst wissen, wie mein Spiegelbild aussah. Harry sah da wahrscheinlich schon viel besser aus. Seine Harre waren zwar wie immer total verstrubbelt, jedoch sah er ziemlich fit aus, was auch an seinem Kaffee liegen könnte, den er gerade trank. Der zeigte bei ihm nämlich immer ziemliche Wunder, wobei er aber aufpassen musste nicht zu viel davon zu trinken, da er sonst hibbelig wie ein aufgescheuchtes Kaninchen war. Er trug ein normales T-Shirt und im Gegensatz zu mir eine kurze Jeans, wodurch er bei weitem nicht so gammelig wirkte, wie ich. Aber mal ganz ehrlich, ich war die, die das Kind bekommen sollte. Da war mir scheiß egal, wie gut oder eher gesagt schlecht ich aussah.

Im laufe des Tages wurden meine Wehen immer stärker und kamen in immer kürzeren Abständen, sodass ich mich kaum noch außerhalb des Bettes bewegen konnte. Gehen war schon nicht mehr drin. Bei Merlin war ich dankbar, dass es an diesem Tag nicht allzu heiß war, so wie die letzten Tage, das hätte mir nämlich noch gefehlt. Harry war mir seit gestern Morgen kein einziges Mal von der Seite gewichen, wofür ich ihm unendlich dankbar war. Auch jetzt saß er auf einem Stuhl, rechts von meinem Bett und nahm immer dann meine Hand, wenn die Schmerzen einsetzten. Plötzlich schreckte ich etwas hoch, woraufhin das Baby auch schon seine Reaktion zeigte und die nächste Wehe kam. Ich verzog das Gesicht und konzentrierte mich darauf Harry das mitzuteilen, was mir eben in den Sinn gekommen war und was mich auch hat so schnell hochschrecken lassen.

„Harry, wir müssen meinen Eltern noch heute für das Familienessen absagen", sagte ich angestrengt. „Nur ich habe keine Lust, dass meine Mutter dann hier auftaucht, wenn sie erfährt was los ist"

„Ich könnte Ron und Hermine fragen, ob sie kommen können. Dann hast du erstens etwas Ablenkung und zweitens sie wissen was los ist und können sich irgendwas überlegen", schlug Harry vor und ich nickte.

Es dauerte keine halbe Stunde, da klopfte es auch schon an der Zimmertür und mein Bruder und meine Schwägerin traten ein. Genau in diesem Moment übermannte mich schon die nächste Wehe und ich kniff die Augen zu. Automatisch griff ich schon nach Harrys Hand.

„Eine Sekunde Leute", presste ich hervor.

„Mensch Ginny, was habe ich dir vor ein paar Monaten gesagt?! Das Baby soll nicht an oder wenige Tage nach unserer Hochzeit kommen", sagte Ron.

„Fresse Ron!", war das einzige, was ich daraufhin ruhig kommentierte. Die Wehe war vorbei und ich öffnete meine Augen wieder.

„Dann versuch wenigstens es zu bekommen, bevor wir auf Hochzeitsreise gehen", antwortete mein Bruder.

„Ich tue, was ich kann", sagte ich und seufzte. „Danke, dass ihr gekommen seid"

„Das ist doch selbstverständlich! Wie geht es dir? Seit wann seid ihr schon hier?", fragte Hermine, setzte sich auf die Bettkante und schaute mich eingehend an.

„Mir geht es soweit gut, auch wenn es scheiße weh tut", antwortete ich meiner besten Freundin und seit neustem auch Schwägerin.

„Wir sind seit gestern Morgen um halb fünf hier", beantwortete Harry ihre andere Frage.

„Bei Merlin schon so lange?! Das sind ja schon über dreißig Stunden", sagte Ron und schaute mich mitleidig an.

„Tja, so ist das halt. Ich hoffe nur, dass es jetzt bald mal voran geht, denn so langsam gehen mir die Kräfte aus", sagte ich und unterstrich meine Aussage mit einem Gähnen. Man konnte sich gar nicht vorstellen, wie froh ich war, dass Ron und Hermine da waren. Es war die perfekte Ablenkung. Wir quatschten fast zwei Stunden lang, während ich immer mal wieder ein paar Wehen veratmete. Sie verabschiedeten sich schließlich und machten sich auf den Weg zu dem wöchentlichen Familienessen im Fuchsbau. Bevor sie die Tür erreicht hatten hielt ich sie noch kurz zurück.

„Wartet! Könnt ihr Mum und Dad bescheid sagen, dass wir heute nicht kommen?", fragte ich und lachte leise.

„Ja klar, ich glaube nämlich kaum, dass du in einer halben Stunde im Fuchsbau aufkreuzen kannst", sagte Hermine und lachte ebenfalls.

„Aber bitte sagt Mum nicht, warum wir nicht kommen oder, dass sich das Baby langsam auf den Weg macht. Sie soll sich nicht unnötig Sorgen machen und schon gar nicht hier auftauchen"

„Kein Problem Schwesterherz, wir lassen uns was einfallen. Viel Glück euch noch!", sagte mein Bruder und verließ mit Hermine zusammen das Zimmer.

Everything's over? - Hinny FanfictionWhere stories live. Discover now