iv. SEVEN POTTERS

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27. Juli.1997

Eine Nacht lang schlief ich in Ruhe, in Sicherheit, in dem Glauben, eines Tages würde alles gut werden. Doch auch nur eine Nacht lang.
Am nächsten Morgen erfuhr ich erst von dem waghalsigen Plan, von dem ich mir sicher war, dass er bewusst vor mir geheimgehalten worden war.
"Ihr wollt WAS?", schrie ich. Auch wenn der Schrei ein Brennen in meinem Bauch entfachte, war ich immer noch rasend wütend.
"Grace. Wir müssen Harry aus seinem Haus transportieren. Er hat bald Geburtstag, das weißt du. Dann ist er in Gefahr. Wir retten sein Leben".
"Und riskiert eures dabei". Mein Tonfall war vorwurfsvoll.
Molly sah mich tadelnd an. "Grace, es geht um deinen Bruder". Ich sah zu Remus, der mich besorgt aber verständnisvoll ansah. "Wir passen auf uns auf".
Ich wusste, es war falsch, Remus und die anderen über Harry zu stellen. Immerhin war Harry mein Bruder. Ich würde für ihn auch alles riskieren. Aber dennoch war Remus mir emotional so sehr verbunden, er war mein Stein in der Brandung.
Harry gab sein Bestes mit mir auszukommen, so wie Geschwister es eben taten, doch ich wusste nicht, wie er auf mich reagieren würde, wenn er mich wiedersehen würde. Immerhin hatte ich ihn ein halbes Jahr lang behandelt wie Luft.
Remus stand von seinem Platz gegenüber von mir auf und setzte sich neben mich. "Er wird dich immer noch lieben, Grace", sagte er.
Ich wusste, dass er Harry meinte und geschwisterliches Lieben, doch kurz hatte ich an Draco gedacht. Würde der mich noch lieben, wenn das alles hier vorbei war? Würde denn das alles je vorbei sein? Würde er dann noch Draco sein oder überhaupt noch SEIN?
Ich biss mir auf die Lippe.
"Du beginnst gleich wieder zu bluten", sagte Remus zwinkernd, und trug dann seinen Teller davon. Er kannte mich einfach gut, und ein warmer Mantel umhüllte mich. Ich biss immer solange auf meiner Lippe herum, bis ich blutete.
Der Grimmauldplatz wurde kaum noch verwendet, stattdessen war der Fuchsbau eine Art Zusammenkunftsstätte geworden. So trudelten am Vormittag alle früher oder später in den Fuchsbau ein. Alle gratulierten Remus und Tonks, manche waren gestern beim Abendessen dagewesen.
Hermine sah ich zum ersten Mal, genauso wie Ron. Er war gestern schon weggewesen um Hermine abzuholen.
Ron zog mich sofort in eine Umarmung. "Ich bin so froh, dass du wieder die Alte bist", sagte er grinsend.
Ich zwang mich zu einem Lächeln. War ich das denn? Ich fühlte immer noch dieses dunkle Loch in meinem Herzen.
Hermine begrüßte mich auch freundlich und fragte mich sogar, ob es mir gut ging. Ich log.
Am späten Nachmittag wurden die letzten Vorbereitungen getroffen. Ich durfte noch nicht aufstehen und das brachte mich um den Verstand. Ich wollte nichts mehr als mitzufliegen. Ich wollte dabei sein, wollte Harry sehen. Ich wollte mich versichern, dass alle heil zurückkamen.
Ich saß zitternd im Wohnzimmer und sah allen dabei zu, wie sie Vielsafttrank und Anziehsachen verstauten. Hagrid klopfte mir auf die Schulter, ein wenig zu fest. "Das wird schon, hm? Wir kommen wir zurück".
Ich starrte nur geradeaus. Die Hektik machte mich nervös. Remus setzte sich neben mich. Früher hätte ich geweint. Doch jetzt kamen einfach keine Tränen. Emotionslos sah ich Remus in die Augen. "Danke", sagte ich nur.
"Wofür?".
"Für alles".
Er lächelte traurig. "Grace, in nur wenigen Stunden werde ich wieder da sein, okay?".
"Du kannst es mir aber nicht versprechen".
Er nickte. "Das kann ich nicht. Aber ich kann dir etwas geben, das mir Glück bringen wird".
Neugierig spitzte ich die Ohren. Er kramte in seinen Hosentaschen und holte eine schön verpackte Tafel Schokolade heraus, aus der schon ein paar Stücke fehlten. "Sie wird dir Glück bringen, wo keines ist", sagte er. Er strich über meine Wange und ging dann zu den anderen. Er nickte mir noch dazu, und dann disapparierte er mit den anderen. Auf einmal fühlte ich mich leer, alleine. Molly und Ginny setzten sich zu mir, unter dem Vorwand, mir Gesellschaft leisten zu wollen, weil ich mich ja nicht bewegen durfte. Doch ich wusste, dass sie genauso nicht alleine sein wollten wie ich, und dass sie sich genauso fühlten wie ich.
Und so warteten wir. Wir redeten kaum. Wir starrten vor uns hin. Die ganze Zeit war ich von einer Kälte umgeben, die mich nicht verließ. Nicht, während ich Molly wunderbare Spinatknödel aß, nicht, als wir Zauberspiele spielten, auch nicht, als wir das erste Knallen hörten, das jemandes Apparieren ankündigte.
Es war viel zu spät und ich wusste, dass etwas schiefgegangen war. Ich sprang auf, meine Verletzungen waren egal. Harry und Hagrid waren im Teich gelandet. "He-Hedwig ist tot. Wir wurden angegriffen - wo sind die anderen?", fragte Harry.
Ich konnte nicht anders als enttäuscht zu sein. Remus sollte hier sein. Remus und Tonks und alle anderen.

Es knallte wieder. Ich fuhr herum. Ich sah ein Haufen von zwei MEnschen, einer stützte den anderen.
"REMUS!".
"Er ist verletzt! Er ist verletzt", stöhnte er. Ich half ihm, George hineinzuschleifen. "Ist es schlimm?", fragte ich.
"Es war Snape", flüsterte Remus, "Ein Sectumsempra. Dunkle Magie. Er verliert viel Blut". Molly war besorgt, doch tapfer kümmerte sie sich um die Wunden ihres Sohnes. Sie war eine der Besten darin.
Ich kniete neben George und drückte seine Hand. Seine Augen flackerten immer wieder und ich bildete mir ein, den Anflug eines Lächelns zu sehen. Remus stieß Harry gegen die Wand. "Was war in meinem Büro als du es das erste Mal betreten hast?".
"Ich - WAS?".
"Antworte!", brüllte Remus.
Ginny stand daneben, unsicher ob sie eingreifen sollte. "Sie wurden verraten", murmelte ich nur, "Verraten".
Harry antwortete und Remus stürmte sogleich hinaus. Kurz darauf kamen Kingsley und Hermine herein, dann Arthur und Fred. Fred stürzte sofort zu George und nahm meinen Platz ein. Kingsley half mir auf die Beine.
Hermine stürmte hinaus und kam Hand in Hand mit Ron wieder herein. "Tonks", schrie ich.
"Sie kommt gleich".
Erleichtert atmete ich aus. Es fehlten noch Moody, Dung, Bill und Fleur.
Die Zweitgenannten kamen mit einigem Abstand auch hinein.
"Mad-Eye ist tot", war das erste was Bill sagte. Auf einmal herrschte Totenstille. Alle lagen irgendwo herum, innerlich kaputt. Remus senkte den Kopf. Ich stand auf und schwankte. Meine Wunde hat wieder zu bluten begonnen. Remus hielt mich fest und zog mich zu sich. Ich lehnte mich an ihn und trauerte zusammen mit ihm. Er griff in meine Hosentasche und holte die Schokolade heraus. Wir verteilten an jeden ein Stück und aßen sie, für Moody.

Das Gefühl der Wärme, die die Hochzeit in mir ausgelöst hatte, war nun wieder weg.
Stattdessen fiel ich einen dunklen Abgrund hinunter.

 Stattdessen fiel ich einen dunklen Abgrund hinunter

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Erstveröffentlichung: 26.01.2020
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THE GIRL WHO HAD NO CHOICE | D. Malfoyحيث تعيش القصص. اكتشف الآن