Die wilde, ungezämte Schönheit des Beorgebirges flog unter Alonvys mächtigen Flügelschlägen unter dem ankommenden Donner vorbei. Doch weder Drache noch Reiterin hatten im Augenblick viel Sinn für die Wunder der Natur. Marlena vermutete, dass es den meisten Mitgliedern ihrer Reisegruppe gegenwärtig so ging.
Die Gruppe hatte im Silberwald eine letzte Rast eingelegt bevor sie das Gebirge erreichen würden. Sie stellt sich hatten sie aufgenommen, das Togra und Burod entschieden hatten bereits vor ihrem Eintreffen gegen die Anhänger von Marantera vorzugehen. Besonders für die junge Halbling war es ein Dilemma gewesen. Auf der einen Seite hatte Angela ihr Klimpertod nicht ohne Grund geschickt. Die Kräuterfrau hatte deutlich darauf hingewiesen, dass Marlena eine wichtige Rolle in der bevorstehenden Krise spielen würde. Genau dieser Umstand behagte Eragons Tochter allerdings überhaupt nicht. Sie schämte sich ein wenig aber sie hatte gehofft, dass die beiden erfahrenen Drachenreiter die Situation bereinigt hätten noch bevor sie im Gebirge ankam. Eine eilige Nachricht ihrer Eltern aus der Ostmark hatte diese Hoffnung zunichte gemacht.
Irgend etwas war in Beor-Gebirge schrecklich schief gegangen und die Krise weitete sich offenbar aus. Genaue Informationen hatte Marlena nicht erhalten können den die Verbindung über den magischen Spiegel war sehr unzuverlässig gewesen. Jedes Mal wenn die junge Halbling in den Strom der Magie ein tauchte spürte sie warum. Es war wie eine dunkle Wolke über dem Gebirge hing. Etwas unterbrach den Fluss der Kraft, die allem Leben entsprang. Beim besten willen konnte sich Marlena nicht vorstellen was so mächtig sein sollte, dass die allgegenwärtigen Magie so gestört wurde. Ihre Eltern hatten deswegen nur bruchstückhafte Informationen an sie weitergeben können. Als sicher hatte die Gruppe nur festlegen können, dass es eine Krise im Beorgebirge gab, das Leben in Gefahr waren und dass die ältesten des Drachenreiterordens sie so schnell wie möglich als Verstärkung bei den Zwergen wissen wollten.
All dies war schon bedrohlich genug doch wirklich erschüttert hatte nur eine Information sämtliche Mitglieder der Reisegruppe. Insgeheim hoffte Marlena immer noch ihren Vater und ihre Mutter falsch verstanden zu haben. Es war von Verlusten die Rede gewesen. Verluste die den Orden der Reiter selbst betrafen. Damit konnte nur gemeint sein, dass entweder Burod und Beoram oder das Gespann Aragna- Togra, betroffen war. Seit sich der Orden der Reiter neu formiert hatte, war er glücklicherweise von Verlusten verschont geblieben. Fast schien es als hätte das Schicksal beschlossen diejenigen ein wenig zu schonen, die durch Galbatorix Schreckensherrschaft am meisten gelitten hatten. Die Drachen und die Drachenreiter.
War dieser Schutz nun verflogen? Marlena hoffte inständig dass dem nicht so war.
Eragon hatte dem Donner zu dem auch Marlena und Alonvy gehörten befolen sich zu einem der wichtigsten Handelsaußenposten der Zwerge zu begeben. Diese Außenposten war erst nach dem großen Krieg entstanden und lag südlich des Silberwaldes am Ufer des großen Sees. Das Reich der Knurlan Betrieb über ihn Handel mit Surda und den Dörfern der Urgals. Unter ihnen verlief eine gut ausgebaute Straße die ins Gebirge hinein führte. Der Außenposten musste also schon recht nah sein.
- "Sieh mal da!" -
Alonvys Ruf schreckte Marlena aus ihren sorgenvollen Überlegungen. Was sie sah erleichterte sie auf eine Weise aber vermochte nicht alle Sorgen von ihrer Seele zu nehmen.
Aus dem Tal heraus auf das der ankommende Donner zu strebte erhob sich die eindrucksvolle Gestalt von Beoram. Marlenas scharfer Blick erkannte, dass der braune Drache seinen Reiter auf dem Rücken trug.
Die ankommenden Drachen begrüßten den Braunen mit freudigem, donnerndem Brüllen. Die lautstarke Begrüßung wurde auch prompt erwidert doch irgendetwas am Klang des trompetenartigen Lautes den Beoram ihm entgegenschmetterte verstärkte die Sorge der jungen Halbling. Sie damit Drachen aufgewachsen und kannte die mächtigen Wesen. Auch wenn die Söhne und Töchter des Himmels und des Feuers Worte nur im Geiste formulierten, so waren sie doch in der Lage auch mit ihrer Stimme einiges auszudrücken. Beorams Brüllen war durchzogen von einem Gefühl von tiefer Trauer und Melancholie.
Sofort musste Marlena an Togra und Aragna denken! Ein Kloß schnürte ihr die Kehle zu.
Ein schneller Seitenblick zu ihrer Cousine Ismira offenbarte Marlena, dass sie nicht die einzige war, die den veränderten Tonfall bei Beoram bemerkt hatte.
- "Nun vergiss mal keine Tränen vor den eigentlichen Schlägen." - tadelte Alonvy ihre Seelenschwester. - "Was auch immer passiert sein mag, es lässt sich jetzt nicht mehr rückgängig machen. Bedenke aber bitte dass du eine Drachenreiterin bist und dazu die Tochter von Eragon Schattentöter und Arya Sturmklinge. Ob es dir gefällt oder nicht, wenn die Stimmung von Beoram Ausdruck der Situation ist die wir vor finden werden, dann brauchen die Leute Hoffnung und Führung. Es wird unsere Aufgabe sein sie aufzurichten und ihren Widerstandsgeist zu wecken." -
- "Ich bin nicht sicher ob ich dafür die Richtige bin." - murmelte Marlena.
- "Nun hör aber auf!" -
Die Reaktion der weißen Drachendame viel für Marlena überraschend heftig aus.
- "Du bist doch kein unerfahrenes Küken mehr!" - fuhr Alonvy erregt fort. - "Seit wir die Ostmark verlassen haben, wurden uns einige Prüfungen auferlegt. Du weißt auch nicht sicher ob du deinen Onkel überzeugen könntest an Sterbebett seiner Frau zu treten. Es ist dir gelungen! Es ist dir nicht nur gelungen sondern es war auch das richtige für ihn. Wir haben eine unbekannte Menschensiedlung im Norden entdeckt, ein Gefühlschaos überlebt und recht erfolgreich eigene Schüler ausgebildet. Wir haben Vroengard besucht und die dortige Herausforderung gemeistert! Es gibt sicherlich keinen Grund überheblich oder zu selbstsicher zu werden aber ein wenig mehr Selbstvertrauen könntest du schon an den Tag legen!" -
Marlena dachte über die Worte ihrer Drachendame nach und konnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf ihre Lippen schlich. Alonvy hatte Recht. Sie hatten einige Herausforderungen gemeistert und würden auch in dieser Situation ihr Bestes geben.
Inzwischen waren Beoram und die ankommenden Drachen auf einer hinreichend großen Lichtung in der Nähe der Straße niedergegangen und ließen ihre Reitern und absteigen.
Burod kam auf seine Ordenskameraden zugeschnitten und Marlena musste einräumen, dass der Zwerg einen beunruhigenden Eindruck machte. Tiefe Ringe lagen unter seinen Augen die große Müdigkeit ausdrückten. Die Rüstung des Drachenreiters der Knurlan hatte offenbar heftige Kämpfe hinter sich und auch Beoram fehlte die Aura von ungezügelter Energie der ihn sonst umgab.
"Gut dass ihr da seid." sagte der Reiter der Zwerge ohne sich mit langen Begrüßungsfloskeln aufzuhalten. "Wir können jede Hilfe gebrauchen auch wenn ich nicht sicher bin ob wir das, was entfesselt wurde aufhalten können."
"Wo sind Togra und Aragna?" erkundigte sich Ismira und blieb sich damit selber treu. Ohne Umschweife kam Marlenas Cousine zum Kern der Sache.
Die Antwort auf die Frage konnte Marlena schon erahnen noch bevor Burod es aussprach:
"Wir haben die Beiden verloren. Sie sind tot."

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Eragon Buch 7 - Im Wandel der Zeiten
FanfictionEragons Tochter bricht auf um die wundersame Welt von Alagaesia zu erkunden. Diese Geschichte Gehört nicht mir. Sie Gehört dem Account Traeumer von FF.de. Ich habe die Erlaubniss diese Geschichte, in seinem Namen, hier auf Wattpad zu Veröffentliche...