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Sometimes people are beautiful.
Not in looks.
Not in what they say.
Just in what they are.

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„Das tut mir furchtbar leid", nuschelte ich peinlich berührt und spürte wie mir die Hitze ins Gesicht schoss.
Schnell begann ich die Dinge vom Boden aufzusammeln, die der Frau wegen des Zusammenstoßes aus der Hand gefallen waren. Sie ging ebenfalls in die Hocke und ergriff ein paar der Dinge. Zum Glück waren es keine Glasbehälter, denn die hätten den Sturz nicht überstanden.
„Es tut mir wirklich so leid", wiederholte ich mich und sah betreten zu Boden.
„Es ist doch nichts geschehen", erwiderte die Frau mit einem Lächeln auf den Lippen. „Mach dir keinen Kopf und vielen Dank fürs Helfen." Mit einem mütterlichen Lächeln ging sie an mir vorbei und ich spürte wie sich mein Herzschlag beruhigte. Jedoch nur bis ich eine männliche Stimme hörte, die besorgt fragte was passiert war.
„Nichts, ich bin nur mit jemanden zusammengestoßen und habe ein paar Sachen fallen lassen."
„Wer läuft denn so blind durch die Gegend!" Okay wow, das war dann doch etwas übertrieben.
Da der Mann sehr aufgebracht schien ging ich schnell ein paar Gänge weiter und warf alles nötige für eine Lasagne in den Wagen. Hauptsache schnell weg hier.
Mein Plan scheiterte allerdings als ich an der einzigen Kasse die offen war, vor mir die besagte Frau wieder traf. Allerdings war sie allein, was mich verwirrte.
„Es ist wirklich alles gut", beteuerte sie noch einmal, als sie meinen schuldbewussten Blick bemerkte. „Wenn sie das sagen", erwiderte ich zerknirscht und zwang mich zu einem Lächeln.
„Aber ja doch", lachte sie und dabei wurde mir warm ums Herz. Sie war wie Archie jemand der einem sofort ein gutes Gefühl vermittelte und einen alle Sorgen des Lebens vergessen ließ. Durch ihre kurzen, leicht gräulichen Haare wurden ihre Gesichtszüge betont und sie wirkte jünger als sie wahrscheinlich war.
Sie war einfach schön, nicht dieses klassische Schön der Modewelt, sondern einfach geprägt durch ihr Ausstrahlung.
„Entschuldigung", erklang es hinter mir und schnell machte ich Platz, sodass der junge Mann , der nicht viel älter sein konnte als ich, an mir vorbei konnte. Mit einem freundlichen und einfach unglaublich schönen Lächeln bedankte er sich bei mir und platzierte einige Schnapsflaschen auf dem Fließband vor mir zwischen den Dingen der Frau. Sofort wurde mir schlecht, als ich daran dachte, dass er es war, der so wütend auf den Zusammenstoß reagiert hatte. Seine Oberarme dehnten das Shirt aufs nötigste aus und sein trainierter Torso wirkte nicht minder auf wahrscheinlich jedes weibliche Wesen, mit Ausnahme seiner Mutter, die begann die abgezogenen Sachen in zwei Tüten zu verstauen und in den Wagen zu stellen. Ich versuchte wirklich nicht allzu sehr zu starren, doch der Junge vor mir hatte eine starke Ausstrahlung, die jegliche Fantasie in mir anregte. Es sollte verboten gehören so auszusehen.
„Wofür brauchst du das?", erklang die Stimme der Frau in einem schneidenden Ton, als sie die Schnapsflaschen einpackte. Ich wollte nicht lauschen, doch ich konnte nicht anders, immerhin stand ich direkt hinter ihnen.
„Wir feiern doch Freitag unsere jährliche back to school Party", erwiderte der Junge gelassen und ich wusste nicht ob ich weinen oder lachen sollte, dass er ebenfalls zur Schule ging. Zwar wirkte er nett, doch ich hatte seine wütende Stimme vorhin im Gang gehört und er gehörte mit Sicherheit zu den beliebten Kids. Wenn seine Mutter ihm sagen sollte, dass ich das mit dem Einkaufswagen war, dann würde er mir das Jahr sicherlich zur Hölle machen. Zwar konnte ich mir nicht vorstellen, dass die Frau das tat und ich fände es auch übertrieben würde er mich dafür büßen lassen, denn es war ja ein Unfall gewesen, doch ich kannte ihn nicht und ging oft vom schlechtesten aus. Eine schlechte Angewohnheit doch in meinen Augen waren es nur Kleinkinder und Besoffene, die einem die Wahrheit sagten und Kinder waren auch die Einzigen, die unschuldig waren, bis sie zu schlechtem erzogen wurden.
Ich beschloss mir die Situation nicht so zu Herzen zu nehmen, doch es war leichter gesagt als getan.

Nachdem ich bezahlt und alles in meinem Rucksack verstaut hatte, verließ ich den Laden und begann zurück zu laufen. Es war zwar nur eine halbe Stunde hin, doch zurück musste ich leicht bergauf laufen und das würde sich definitiv ziehen.
Ich steckte mir also Kopfhörer in die Ohren und starrte auf den Fußweg, der von Wurzeln und Unebenheiten durchzogen war. Bei meinem Glück heute würde ich mich noch hinlegen.
Gerade als sich der Fußweg von der Straße zu entfernen begann, da er sich durchs Feld und am Wald entlang direkt zu der wenig bebauten Straße zog, anstatt umständlich außen herum zu führen wie die Straße für die Autos, hielt ein Wagen neben mir.
Das wars, jetzt würde ich entführt und getötet werden. Vielleicht hatten die Überfälle in meiner Heimat mich etwas panisch gemacht, doch in einer Großstadt hörte man oft von so etwas.
Vorsichtig schielte ich also zu dem Fenster das herunter gelassen wurde und blickte in das freundliche Gesicht der Frau aus dem Supermarkt.
„Du wohnst wahrscheinlich in dem neu verkauften Haus?" Sie lächelte mich vertrauensselig an, weshalb ich nickte und sich mein aufgebrachter Herzschlag wieder etwas beruhigte.
„Ich wohne nur ein paar Häuser weiter, soll ich dich mitnehmen? Es ist ja doch ziemlich heiß und den Berg rauf kann es sich ziehen", sagte sie und lachte zum Ende hin, als wüsste sie ganz genau wovon sie sprach.
„Vielen Dank", sagte ich schließlich und ließ mich neben sie in das Auto gleiten. Begeistert stellte ich fest, dass es innen klimatisiert war, allerdings nicht so stark, als dass man frieren würde.
Kurz fragte ich mich wo der Junge war, doch wenn er noch zur Schule ging, dann war er vermutlich nur während der Pause mit seiner Mutter einkaufen und jetzt zurück im Unterricht.
„Es ist schön dich kennen zu lernen, mein Name ist Monique Shelby", sagte sie, während sie sich auf die Straße konzentrierte. Das war hier auch nötig, denn das Achtung Wildwechsel Schild stand nicht umsonst am Straßenrand.
„Valeria Nicholson, freut mich ebenfalls", sagte ich und wollte ihr die Hand reichen, bis mir einfiel, dass das schlecht ging, wenn sie am Steuer saß.
„Bist du schon fertig mit der Schule?", fragte sie weiter und ich war froh, dass sie ein Gespräch begann, da mein Kopf absolut leer war und ich schon  eine peinliche Stille befürchtet hatte.
„Ich bin im letzten Jahr, doch da wir eigentlich erst heute einziehen sollten hatte der Schulleiter mich für morgen angemeldet. Es war nicht geplant letzte Woche schon einzuziehen", erklärte ich, als wir auch schon kurz vor unserem Haus waren. Es war das dritte in der Reihe und danach kamen die Häuser, die so dicht beieinander standen.  Als ich heute früh da lag war hatte es auch ausgesehen als hätten sie alle einen gemeinsamen Garten, was mich etwas verwirrt hatte. Allerdings empfand ich es als unhöflich Monique direkt auf so etwas anzusprechen.
„Da wären wir. Na dann wünsche ich dir viel Spaß bei deinem ersten Schultag. Ich kann meine Jungs fragen ob sie dich mit dem Auto mitnehmen, das machen sie bestimmt gerne", schlug sie vor und bei dem Gedanken an den Jungen aus dem Supermarkt wurde mir mulmig.
„Vielen Dank fürs Fahren und das Angebot, aber mein Bruder bringt mich", log ich und stieg aus. Nach einer Verabschiedung fuhr sie weiter und ich ging schnell ins Haus, da es wirklich heiß war.
Mein Bruder würde mich leider nicht fahren können, da er Schichtdienst arbeitete und entweder früher oder später als ich anfing.
Der Gedanke an ihn erinnerte mich daran schnell die Lasagne vorzubereiten, damit ich noch rechtzeitig zu seiner Mittagspause in der Werkstatt sein konnte. Die musste ich schließlich erst mal finden.

Während die Lasagne im Ofen war beschloss ich ein bisschen durchs Internet zu surfen. Dabei likte ich die neuen Bilder meiner wenigen Freunde und wurde etwas wehmütig. Ich war zwar nie ein Großstadttyp, doch Seattle hatte seinen Charme und ich kannte nichts anderes seit meiner Geburt.
Ein Neustart hier in Eastwood konnte gut sein, doch es würde mich viel Mühe kosten mich an alles zu gewöhnen und dann befand ich mich auch noch im Abschlussjahr, was bedeutete es würde stressig werden. Zumindest fiel mir das Lernen relativ leicht, was es erleichterte und Zeit für einen Nebenjob bot.
Mein Vater verdiente zwar viel Geld, doch ich mochte es nicht mich darauf auszuruhen. Genau wie mein Bruder hatte ich mir schon mit sechzehn Jahren einen Job gesucht und auch wenn mein Vater es nicht gerne sah, hatte Archie dadurch seinen Traumjob entdeckt. Mechaniker war definitiv nichts was mein Vater von ihm erwartet hatte, doch er gab sich damit zu Frieden, dass Archie nach der Ausbildung noch Mechatronik oder Maschinenbau studieren würde.
Ich wusste nicht was ich machen wollte, doch das war meinem Vater auch relativ egal, solange es einen gewissen gesellschaftlichen Niveau entsprach. Am liebsten würde er einem von uns sein Immobiliengeschäft übertragen, doch ich bezweifelte stark, dass das das richtige für mich wäre.

Das Piepen des Ofens riss mich vom Handy los und ich nahm die Lasagne heraus ehe ich zwei Portionen einpackte und die Dosen in meinem Rucksack verstaute. Dazu packte ich noch eine Flasche Wasser und Besteck, ehe ich in meine Schuhe schlüpfte und begann wieder hinunter in den Ort zu laufen.
Als ich an dem Haus von heute Morgen vorbei lief machte ich einen extra weiten Bogen, doch ich hörte nichts merkwürdiges, worüber ich froh war.
Komische Leute gab es eben in jeder Stadt und vielleicht hatte mir das ganze auch komischer vorgekommen als es letztlich war.

Als ich wieder beim Supermarkt angekommen war musste ich ein paar Passanten nach dem Weg zur Werkstatt fragen, da ich mich hier gar nicht auskannte und keine Lust hatte mein Internet dafür zu verbrauchen.
Ich wurde zwar neugierig gemustert und wurde das Gefühl nicht los, das spätestens in einer Stunde die ganze Stadt über mich sprechen würde, doch zumindest half man mir freundlich zur Werkstatt zu finden, wo mich mein Bruder schon erwartete.
Nur mit Müh und Not hatte ich ihn davon abhalten können mich mit seinem Ölverschmierten Blaumann zu umarmen, da ich ihm gedroht hatte sein Essen einfach wieder mitzunehmen.
Lachend hatten wir uns schließlich an den Tisch im Hinterhof gesetzt und gegessen und geredet.

„Damenbesuch?", erklang die Stimme eines mittelalten Mannes, der sich die Hände an einem Lappen abputzte und mir schließlich zur Begrüßung entgegen streckte. In dieser Stadt war scheinbar jeder nett, beinahe etwas gruselig.
„Valerie Nicholson, ich bin seine Schwester", stellte ich mich vor und lächelte.
„Thomas Cooper, mir gehört die Werkstatt und das Autohaus auf der anderen Straßenseite." Wir führten noch etwas Smalltalk, bis er wieder rein ging und uns allein ließ.
„Und schon Leute kennen gelernt? Ach was frag ich eigentlich", sagte Archie und lachte.
Ich nahm es ihm nicht übel, immerhin kannte er mich gut. Dennoch boxte ich ihm spielerisch gegen die Schulter.
„Ey, ich hab tatsächlich jemanden kenne gelernt", verteidigte ich mich und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Tatsächlich, wen?" Er schien es mir noch immer nicht abzukaufen.
„Eine Nachbarin von uns, Monique Shelby. Sie wohnt in einem dieser Häuser, die miteinander verbunden sind. Sie war mit ihrem Sohn einkaufen und hat mich mit nach Hause genommen."
„Mit ihrem Sohn also", murmelte Archie mit einem skeptischen Blick und trank etwas von seinem Kaffee. Was Jungs betraf hatte Archie einen recht ausgeprägten Beschützerinstinkt, was ich ihm nicht mal übel nahm, denn ich war schon Mal an den falschen Jungen geraten.
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Kapitel zweeeeeei🥳
So so so, lasst doch ein Kommi und Vote da🤩
Bis nächsten Mittwoch!

---Kapitel zweeeeeei🥳So so so, lasst doch ein Kommi und Vote da🤩Bis nächsten Mittwoch!

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Der 𝕽𝖚𝖋 des WolfesWhere stories live. Discover now