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my dear, you are iridescent, I can't look away
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Auf dem Weg zur Schule genoss ich die Ruhe und das Gezwitscher der Vögel. Eastwood hatte tatsächlich keine viel befahrenen Straßen, wenn der Highway nicht gerade gesperrt war und roch deshalb auch nicht so verpestet und tot wie viele andere Städte.
Die Wiesen hier waren noch grün und die Bäume trugen Früchte. Der Klimawandel schien diese Stadt noch nicht stark getroffen zu haben.
Manchmal träumte ich mich in frühere Zeiten zurück, ganz ohne die neumodischen Erfindungen, noch vor der Industrialisierung. Natürlich war mir bewusst wie viel Gutes mit der Zeit auch entstanden ist, doch irgendwie schien mir das Schlechte immer viel mehr bewusst zu sein.
War vermutlich eine Einstellungssache, aber leider neigte ich dazu immer gleich schlecht zu denken.
Das, gepaart mit einigen Ereignissen in meiner Vergangenheit, ließ mich Fremden gegenüber immer erst mal skeptisch reagieren.
Ich schüttelte die Gedanken ab und beeilte mich den restlichen Weg zur Schule, da ich mal wieder getrödelt hatte.

Als der Sportunterricht begann hatte ich schon keine Lust mehr auf den Tag. Generell waren die Stunden viel zu langsam rum gegangen und jetzt auch noch Sport, das kotzte mich echt an.
Ich war jetzt nicht die unsportlichste und oft packte mich mein Ehrgeiz, auch wenn ich das nicht wollte, doch Sport in der Schule hielt ich für unnötig.
Es ließ immer eine gewisse Gruppe an Schülern als Loser dastehen, was ja völlig bescheuert war, während 50% der anderen hier einfach nur halbwegs normal ihre Zeit verbrachten und höchstens 10% aller Schüler durch den Sport heroisiert wurden. Klar, in der Welt lief es genauso, zumindest wenn du richtig Sport betriebst. Doch ich fand nicht, dass jeder dazu gezwungen werden sollte, denn dafür war das Schubladendenken viel zu ausgeprägt.
„Hallo Kleines." Remus stützte seinen Ellenbogen entspannt auf meiner Schulter ab und legte sein Kinn nachdenklich auf seine Hand. Er war halt einfach riesig.
Die plötzlich vertraute Geste war mir jedoch etwas unangenehm, noch dazu die Blicke einiger aufmerksamer Schüler. Das war einfach nichts, was ich leiden konnte.
„Hat Jace auch mit uns Sport?", fragte ich und wand mich unter ihm hervor.
„Wieso? Hast du ihn etwa lieber als mich?"
Zwar lag ein Grinsen auf Remus Lippen, doch ich war mir nicht ganz sicher, ob er es nicht sogar ernst meinte.
Mit Mühe unterdrückte ich ein eigenes Grinsen und hob fragend eine Braue.
„Erwecke ich den Anschein?"
Jetzt lachte er und beugte sich etwas zu mir herab.
„Ich weiß, du verzehrst dich nach mir."
Herz zerreißend legte er eine Hand auf seine Brust und legte den Kopf in den Nacken. Kurz darauf konnten wir beide nicht mehr und gaben uns dem Lachen hin. Selbst als der Lehrer uns ermahnt hatte, glucksten wir noch leise und tauschten verstohlene Blicke aus.

Als wir uns warm laufen sollten kam Remus zu mir gejoggt und begann auf meiner Höhe zu bleiben, obwohl er locker schneller laufen konnte.
„Freitag geben Jace und ich eine Back to school Party und du bist natürlich herzlich eingeladen. Vielleicht willst du ja meine Begleitung sein?"
Oh wow, er fackelte echt nicht lang. Die Ehrlichkeit fand ich erschreckend und wunderschön zu gleich.
„Ich soll dich zu deiner eigenen Party begleiten?" Gut gemacht Valeria. Hau mal wieder die schlimmste Antwort raus, die die Weltgeschichte je gehört hat. Oh Erdboden tu dich auf!!
Er lachte jedoch nur und seufzte.
„Gut du hast ja recht, aber du musst auf jeden Fall kommen!"
Nun lächelte ich und stimmte zu. Das zauberte ihm ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen und er wank einen Jungen zu sich.
„Das ist übrigens Ric. Ich glaube ihr habt euch zwar schon mal gesehen, doch da du uns nun kennenlernen wirst, wirst du auch ihm öfter über den Weg laufen. Ric, das ist Valeria", stellte er uns vor, während wir uns ausliefen und etwas dehnten. „Es ist mir eine Freude", sagte er und reichte mir die Hand.
Wenn er ein Freund von Remus war, würde er schon nicht so schlimm sein. Natürlich weigerte sich alles in mir unnötig lange in seiner Nähe zu sein, doch dass würde sich bessern mit der Zeit, so wie immer. Menschen erweckten halt erst mal meine Abneigung, auch wenn sie dafür nichts konnten.

Der 𝕽𝖚𝖋 des WolfesWhere stories live. Discover now