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Ich sitze bereits so lange hier, dass ich mein Zeitgefühl verloren habe.

Ich kann zwar sehen, wann Nacht und Tag ist.

Doch was bringt mir das?

Nichts.

Ich habe das Gefühl schon Tage oder Wochen hier zu sein.

Es können aber auch nur Stunden oder Minuten sein.

Ich weiß es nicht.

In der Zwischenzeit wurde ich aber von einem mir unbekannten von meinen Fesseln erlöst.

Ich bin hier in einem kleinen Raum.

Vor dem einen Fenster sind Gitter.

Also ist das schon einmal kein Fluchtweg.

Außerdem habe ich ein Bett und den Stuhl an dem ich gebunden war.

Mir wird Essen gebracht, welches ich jedoch nicht esse.

Ich habe kein Appetit.

Seit ich hier bin habe ich kein Appetit.

Immer wieder muss ich mich selbst zwingen etwas zu trinken.

Seit dem ich hier bin, war mein Vater oder Camilla nicht noch einmal hier gewesen.

Mein Herz tut so weh.

Es zieht mich so runter.

Dieser Schmerz ist so intensiv.

Erdrückt mich beinah.

Je länger ich aber hier bin, desto mehr verstehe ich den Ernst der Lage.

Mein Vater will mich als Anführer.

Er würde mich jetzt also unwahrscheinlicher Weise nicht töten.

Nachdem er mich sogar nach meinem ,,Verrat" am Leben ließ.

Der einzige Weg hier raus ist also so zu tun als ob.

Ich muss ihm nur was vorspielen.

So wie er mir die letzten 17Jahre.

Ich will wissen warum Camilla ihr Leben lang schon hier ist und ich nicht.

Mein Bedürfnis nach diesen Antworten wird immer größer.

So als würde er meine Gedanken lesen, öffnet er die Tür und stolziert durch.

Ich liege auf dem Bett, setze mich bei seinem eintreten jedoch auf.

Mein Vater findet Platz dem Stuhl auf dem ich gefesselt war.

Eine Weile herrscht unangenehme Stille.

Keiner sagt etwas.

Wir starren uns nur an.

Ich sehe dort nirgendwo mehr Ken Dougher.

Wenn er es überhaupt war in den großen Moment meines Lebens.

Wenn es nicht mein Onkel war, der dann bei mir war.

Frustrierend.

,,Wieso ist Camilla die ganze Zeit schon hier?" frage ich und durchbrechen das zähe Schweigen.

Seine Augenbrauen schießen überrascht in die Höhe.

,,Du hast deine Seite gewählt?" kommt es aus seinem Mund.

Ich nicke mit zusammen gebissenen Zähnen.

Nur das was er hören muss.

Nur das.

Ich denke wieder an Matteo.

Wie so oft in dieser Zeit und spüre den Schmerz, den er in mir hinterlässt.

Ich habe mich in ihn verliebt.

Ehe es überhaupt eine Chance zwischen uns gab, wurde er mir genommen.

Und das auf die schlimmste Art und Weise wie es nur geht.

Und das durch meiners Vaters Hand.

,,Deine Mutter hat sich vor ihrem Abgang sehnlichst gewünscht, dass du nicht in dieser Welt aufwachsen solltest. Diesen Wunsch habe ich ihr gewährt" sagt er so emotionslos wie eh und je.

,,Warum all das jetzt?" frage ich vorsichtig und hoffe nicht auffällig zu wirken.

,,Unsere Zeit ist gekommen. Nun ist sie Lucchase Familie geschwächt und wir stärker denn je" er ist voller stolz.

Er widert mich so an.

Ich kann ihm kaum in die Augen sehen.

Und meine Schwester?

Sie hat mir was genommen...

Omertà & Pentito Where stories live. Discover now