68.

298 20 6
                                    

,,Marta" sage ich leise und hebe meine Augenbrauen, ,,Gib mir die Waffe."

Und das tut sie auch, natürlich.

Sie kniet sich hin und versteckt ihr Gesicht in ihren Händen.

,,Ich hab ihn getötet Francesco. Ich hab ihn getötet" sagt sie leise und hält sich ihr Mund zu.

Ich gehe an diesem Sack vorbei und knie mich zu ihr.

Dabei umfasse ich ihr Gesicht mit meinen Händen, ,,Du musst jetzt ganz ruhig bleiben" versuche ich sie zu beruhigen.

Aber natürlich klappt es nicht.

Sie packt meine Hände, ,,Wie soll ich je wieder schlafen, ich habe ihn getötet" sagt sie kühn.

,,Du hast mich geschütz" sage ich leise.

Ihr Kopf schellt hoch zu mir.

Sie lässt von meinen Händen wieder ab und da erkenne ich, wie sehr ihre zittern.

,,Was soll ich denn jetzt tun? Er war meine Familie...eigentlich nicht. Aber ich hatte niemanden sonst und ich habe ihn getötet. Ich werde in den Knast gehen" sie hält sich wieder den Mund zu.

Ich atme aus und gehe ein Szenario im Kopf durch.

,,Ich kann dir helfen" biete ich ihr an.

,,Du bekommst keine Schuld. Du kommst mit mir mit, ich werde dich dann vor Typen wie Julien beschützen. Keiner hat das Recht dich zu schlagen" flüstere ich.

Tränen rollen über ihre Wangen.

,,Ich habe jemanden getötet" sagt sie wieder und fällt mir in die Arme, ,,Ich habe Angst."

Ich höre förmlich wie ihre Stimme zittert.

Wie sie zittert.

,,Du hast mein Leben gerettet" flüstere ich und drücke sie fester an mich.

Wieso hab ich sie so verdammt gern?

Und wieso denke ich darüber nach, wenn währenddessen ihr Exverlobter neben mir ausblutet?

,,Ich werde jetzt jemanden anrufen und zu Matteo gehen. Du wirst hier raus gehen und dir das Blut aus dem Gesicht wischen. Lass dir irgendwas einfallen und später kommst du zu dieser Adresse" erkläre ich und schreibe auf einen Zettel die Adresse unseres Hauses.

,,Pack ein paar wichtige Sachen zusammen und ich kümmere mich um ihn" sage ich.

,,Ich verdanke dir mein Leben" höre ich sie.

Also umfasse ich wieder ihr Gesicht mit meinen Händen.

,,Ich verdanke dir mein Leben Marta" hauche ich und gebe ihr einen Kuss auf die Lippen.

Das Gefühl des Lebens kehrt in meinen Körper zurück.

Ich fühle mich wirklich lebendiger denn je.

Also verlässt Marta die Abstellkammer.

In der Zeit rufe ich einen meiner Onkel an.

,,Du musst mir noch einen Gefallen tun" sage ich und lache etwas.

,,Noch einen Gefallen? Du kannst nicht wahllos Leute abknallen."

,,Dieses Mal ist die Leiche nicht von mir. Ach ich muss es dir später erklären" sage ich also.

,,Und?" frage ich und hebe meine Augenbrauen.

Während meine Augen auf dem leblosen Körper von Julien gerichtet sind.

,,Na gut, sende mir deinen Standort. Ich kümmere mich darum."

Ich richte mich wieder auf und ziehe meine Kleidung zurecht.

Bevor ich aber wieder zu Matteo gehe, knie ich mich noch einmal zu Julien runter.

,,So eine hättest du auf Händen tragen müssen" zische ich, verlasse die Abstellkammer und schließe sie ab.

Den Schlüssel verstecke ich auf der Herrentoilette.

Dort wo mein Onkel ihn dann vor finden wird.

Die Station ist wieder Menschenleer und das ist auch gut so.

Auf dem Weg zu Matteos Patientenzimmer sehe ich Marta mit einer Patientin sprechen.

Sie hat aufgehört zu bluten und sich das Blut aus dem Gesicht gewischt.

An Matteos Tür klopfe ich erst an und gehe dann herein.

Ich lächle etwas unschuldig und setzte mich auf den Stuhl der an seinem Bett steht.

Sein misstrauischer Blick liegt auf mir.

,,Wenn hast du umgebracht?" fragt er mit verengten Augen.

,,Das ist unfair" sage ich und muss etwas lachen.

,,Dieses mal habe ich niemanden umgebracht. Ich schwöre es sogar" sage ich und hebe ergeben meine Hände.

Matteo hebt eine Augenbraue, ,,Na gut, also gibt es keine Toten?"

Von ihm ist es teilweise zwar nur als Witz gemeint, abeeerrr...

,,Das habe ich nicht gesagt" gebe ich zu und erzähle ihm alles.

Von der ersten Begegnung von mir und Marta bis zu der jetzt grade.

,,Warte mal...hab ich das richtig verstanden? Sie hat ihren gewaltätigen Verlobten für dich umgebracht?"

Ich denke nach und nicke dann.

,,Krass" höre ich nur von ihm, während er sich das anscheinend noch am durch denken ist.

,,Sie muss mit" sage ich und schlucke, ,,Bitte Matteo. Ich kann sie nicht hier lassen, ich flehe dich an" meine ich und knie vor seinem Bett.

,,Das ich das überhaupt noch erleben darf, dass du verliebt bist" er lacht etwas, wird aber schnell wieder ernst.

,,Pff, ich bin nicht verliebt" sage ich und ziehe meine Augenbrauen zusammen.

Matteo legt mir seine Hand auf die Schulter, ,,Lieber Bruder, du bist verliebt."

,,Darf sie mit uns kommen? Wenns sein muss wird sie eine von uns. Ich werde auf sie aufpassen und...und ich werde Sie schon noch überzeugen und ic...-"

,,Sie darf mit uns kommen" sagt Matteo ruhig.

Sofort erhebe ich mich und umarme meinen Bruder.

,,Ti amo Matteo. Ti amo" sage ich und umarme ihm fest, aber vorsichtig.

Omertà & Pentito Where stories live. Discover now