5. Phone Call

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"So, unser bescheidenes Wohnzimmer also.", Dave grinste mich an und zeigte mit ausschweifender Geste durch den Raum.
Ich sah mich um.
In der Mitte des Raumes stand ein zusammengewürfeltes Riesensofa. Mehrere bunte Sofas standen Ecke an Ecke, davor und darauf lagen wild verstreut mehrere Kissen und Decken. Ziemlich... bunt für ein Jungswohnheim, aber es fühlte sich heimelig an und ich fühlte mich sofort wohl. Gegenüber davon gab es einen hübschen Kamin, über dem ein Fernseher hing. An den weißen Wänden standen Regale, in denen Bücher und andere Dinge standen. Ein weicher Teppich in hellem beige lag groß und breit auf dem dunklen Boden.
Insgesamt war der Raum trotz spartanischer, zusammengewürfelter Einrichtung nett und heimelig.
Bestimmt würde ich mich hier wohlfühlen, wie ich es eigentlich jetzt schon tat.

Dave setzte sich im Scheindersitz auf eines der Sofas fallen, immer noch mit dem ansteckenden Grinsen im Gesicht und klopfte neben sich.
"Komm her, Alexia. Wir beißen nicht, und außerdem hast du jetzt so lang mein Handy in der Hand, dass es sicherlich schon wieder ausgegangen ist. Also muss ich es ja wohl wieder entsperren, oder?", fragte er, sah aber nicht mich an, sondern beobachtete Hamish, der sich langsam und geschmeidig wie eine Katze durch den Raum auf ihn zubewegte.
Als er bei Dave angekommen war, setzte er sich vor ihm auf den Boden und legte seinen Arm und seinen Kopf auf Daves Bein.
Süß.
Als wolle er Besitzansprüche an Dave legen.

Ich musste lachen, als ich die Röte auf Daves Wangen erblickte.
"Keine Sorge, ich nehme ihn dir nicht weg.", meinte ich zu Hamish und machte einen Schritt auf die beiden zu.
"Vielleicht das nicht, aber du wirst die beiden wohl ziemlich oft anstarren.", meldete sich Cris von der hinteren Wand aus, an die er sich lässig lehnte.
Ich hatte gar nicht bemerkt, wie er dorthin gekommen war, so sehr war ich auf Hamish und Dave konzentriert gewesen.
Innerlich gab ich mir eine Backpfeife. Ich musste mich echt zusammenreißen, und nicht die beiden stalken und die ganze Zeit mit einem dummen Grinsen dastehen. Das würde sonst echt peinlich für mich werden.
Und vermutlich auch nicht so angenehm für Dave und Hamish, wenn ich sie die ganze Zeit beobachten würde.

Deswegen räusperte ich mich umständlich, und steuerte auf Dave zu.
Ich streckte ihm sein Handy hin, und strengte mich echt an, nicht die ganze Zeit auf Hamish zu starren, wie er da auf Dave lag.

Einige Minuten später ertönte das typische, wartende 'Tut, tut, tut'.
Ich trommelte mit den Fingern auf meinen Oberschenkel und starrte auf den Zettel, auf dem Ms. Peeters Nummer, sowie die scheinbar falsche Adresse und all das stand.
Um mich herum war es still und ich fühlte mich etwas unwohl, weil drei Augenpaaren auf mir ruhten und drei Ohrenpaare mir zuhörten.

"Hallo Mr. Lingen, was möchten Sie?", ertönte eine etwas genervt klingende Stimme aus dem Hörer. Scheinbar hatte Ms. Peeters schon an der Nummer erkannt, wer sie anrief, wenn Dave mit Nachnamen Lingen hieß. Interessant.
"Ähm, hallo Ms. Peeters. Hier ist Alexia. Alexia McGlare. Ähm... Ich rufe an, weil ähm... naja, sie haben mir wohl die falsche Adresse gemailt, denn... ähm, die Hausnummer die sie mir geschickt haben, ist, ähm... nun ja, hier wohnen nur Jungs.", stotterte ich und spürte wie die Hitze in meine Wangen schoss.

Noch dämlicher ging's ja wohl nicht. Vielleicht hätte ich mir vorhin überlegen sollen, was ich sagen wollte.
Jetzt stotterte ich hier herum wie... was weiß ich. Was sollten die denn alle von mir denken?

"Alexia, Alexia, Alexia... ah ja, da! Mmh, mmh. Ein Jungswohnheim? Ja, aber sind Sie denn keine Junge?"
"Was?"
Ich hielt verwirrt inne.
Ich? Ein Junge? Wie kam diese Ms. Peeters denn darauf?

"Entschuldigung, Ms. Peeters, aber... ich... ähm... ich bin kein Junge. Ich bin ein Mädchen.", erklärte ich umständlich.
Hinter mir hörte ich Gekicher und meine Wangen wurden noch wärmer. O Mann, war das beschämend.
In meinem Magen bildete sich ein Klumpen Wut.
Wut auf diese Ms. Peeters.
Niemand auf der Welt kam doch auf die Idee, ich wäre ein Junge. Niemand!
Und wie das passiert war, fragte ich mich schon.

"Ein Mädchen? Oh je. Sind Sie sich sicher?"
Was? Ob ich mir sicher war? Hallo? Ich wusste ja wohl, ob ich ein Mädchen oder ein Junge war.
War diese Ms. Peeters dumm oder so?
Jetzt waren meine Wnagen heiß vor Wut.

"Ja, ich bin sicher, dass ich ein Mädchen bin, Ms. Peeters. Ich weiß ja wohl, ob ich ein Junge oder ein Mädchen bin!"
Das Gekicher hinter mir wurde lauter.
"Oh je. Dann tut es mir wirklich leid, Ms. McGlare. Ich dachte, Sie wären ein Junge. Sie haben bei Ihrem Anmeldeformular das Geschlecht nicht angekreuzt. Somit wusste ich nicht, ob Sie ein Junge oder ein Mädchen sind. Kann ja alles sein. Manche Leute nennen ihre Söhne ja auch Maria oder Laura oder Katharina. Alexia kann da ja auch ein Junge sein."

Ich kratzte mich an der Stirn und starrte auf das Sims über dem Kamin. Was war diese Ms. Peeters? Wer dachte denn, dass Alexia ein Jungsname wäre.
"Es tut mir leid, Ihnen Schwierigkeiten zu bereiten, Ms. Peeters, aber Alexia ist definitiv kein Jungsname.", sagte ich leise in den Hörer, damit das Kichern hinter mir nicht noch lauter werden würde.

Ich konnte es nicht fassen.
Erstens hatte ich doch nicht etwa etwas vergessen, auszufüllen, und zweitens dachte niemand auf der Welt, Alexia wäre ein Jungenname. Was war mit dieser Ms. Peeters los?
"Das ist schlecht." Ja, das wusste ich auch. "Denn die Mädchenwohnheime sind alle voll. Das heißt des weiteren müssen Sie wohl in dem Jungswohnheim wo Sie sind, bleiben."

Tada. Ein neues Kapitel.
Naja, das liest sowieso niemand. Ich könnte als theoretisch jede Menge Stuss schreiben, ohne dass irgendwer das bemerken würde.
Naja... egal.

Eure

Presentfromme 🌺

Purple SnowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt