7. He doesn't hate you

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"So, und das ist also dein neues Zuhause.", Dave öffnete die Tür vor mir und gab mir somit den Blick frei auf mein neues, wundervolles Zimmer.
Mein Zimmer im Jungswohnheim.

Ich seufzte, als ich an dem mitleidig lächelnden Dave vorbeiging, und zum ersten Mal meinen Fuß auf den dunklen Holzboden setzte.
Es war ein eher kleiner Raum, ein Schreibtisch, ein Schrank, ein kleines Regal, und ein Bett passten gerade so hinein, was vielleicht auch an der Größe der einzelnen Möbelstücke lag.

Das Bett war das erste, was mir in den Blick fiel, kein Wunder, es stand wie auf dem Präsentierteller mitten im Raum. Das hieß, das Kopfende berührte die Wand, aber der Rest ragte ausladend in den Raum.
Das Bett an sich aber, fand ich gar nicht mal so schlecht. Ein gemütliches Boxspringbett in schwarz, mit schwarz-weißen Bettbezügen.
Ich hoffte nur, der alte Besitzer hatte darin nicht ekliges, oder schmutziges angestellt.

"Keine Sorge, das ist alles frisch gewaschen, und neu bezogen.", versicherte mir Dave, der hinter mir stand, und wohl darauf wartete, dass ich ihm Platz machen würde.
"Das hoffe ich doch.", erwiderte ich und sah mich weiter um.

Rechts neben mir in der Ecke stand der Schreibtisch, eines von den Standartmodellen, mit heller Schreibplatte und zwei Beinen.
Der Schreibtischstuhl war nicht mehr als ein kleiner Hocker mit drei Beinen und Riss in der Oberfläche.
Gut, einen Schreibtischstuhl würde ich als erstes besorgen müssen.

Das Regal stand rechts neben dem Bett, einfach, mit dunklem Holz und genug Stauraum.
Auf der linken Seite an der Wand stand ein Schrank, in schwarz, mit zwei weißen, breiten Streifen auf den Schiebetüren.

Alles in allem war das Zimmer in Ordnung, wenn ich nicht noch verschimmelte Brote oder schlimmeres im Schrank finden würde. Am besten sah ich geradewegs nach.
Ich steuerte auf den Schrank zu und schob die erste Tür auf. Leere. Nichts ekliges. Nur Leere, die danach schrie, gefüllt zu werden.
Das selbe in der zweiten Hälfte des Schrankes.

"Nach was suchst du?", fragte Dave amüsiert.
Ich drehte mich zu ihm um.
Er war mittlerweile eingetreten, und saß auf dem Bett. Seine Locken standen ihm in alle Richtungen und seine Augen funkelten. Ich glaube, er und Hamish waren die einzigen, die es nicht total abstoßend fanden, dass ich hier wohnen würde.
Ich seufzte wieder.
Tja, aber mit der Lage musste ich mich wohl abfinden, bis diese Ms. Peeters mir was auftreiben konnte.
Und Dave und Hamish waren ja noch da.

"Hey, Alexia."
"Ja?", ich machte einen Schritt und stand schon vor dem Bett, auf das ich mich bäuchlings fallen ließ. Die Decke roch nach Waschmittel.
"Ich weiß, es ist nicht das beste Zimmer, aber es geht, oder?"
Ich nickte in die Decke hinein.

Das Zimmer an sich war nicht schlecht. Es gefiel mir, ein kleines, aber gemütliches Reich für mich.
Mein altes Zimmer war groß und geräumig gewesen, und früher hatte ich es geliebt, auf dem Boden herumzuturnen, oder Teppich-picknicke zu machen. Aber wenn ich jetzt daran zurückdachte, hatte es sich schon etwas länger nur noch leer angefühlt. Der Platz war mir zu viel geworden, es war groß, und kalt, und leer.
Seit jeder das Zimmer mied, als wäre darin der Teufel persönlich, und ich meine Kisten packte, war die Wärme und das Leben aus dem Zimmer verschwunden.
Übrig blieb ein Raum, der mir nicht mehr gehörte. Ein Raum, der nichts als Trauer und Kälte verströmte.

"Du solltest deine Koffer auspacken.", schlug Dave vor.
Ich spürte sein leichtes Unbehagen, weil er nicht wusste, was er machen sollte.
Ein langgezogenes Seufzen erklang von mir, als ich mich kurzerhand auf den Rücken drehte, die Augen aber noch geschlossen hielt.
"Ja, das sollte ich wohl.", antwortete ich Dave.

Ein Schweigen breitete sich aus. Weder Dave noch ich wussten, was wir sagen sollten. Ich wollte Dave sich nicht unwohl fühlen lassen, immerhin war er einer der wenigen netten Leute hier.

"Die anderen hassen mich.", kam es von mir, und kaum war es ausgesprochen, ärgerte ich mich darüber.
Das hatte ich gar nicht sagen wollen. Ich öffnete die Augen und schielte zu Dave herüber.
"Tut mir leid, das wollte ich nicht sagen.", meinte ich und sah Dave entschuldigend an.
Er sollte sich nicht zwischen seinen Freunden und mir entscheiden müssen.
Und er sollte mich nicht anlügen, nur damit ich mich besser fühlte. Das war dämlich. Lieber sagte er mir direkt ins Gesicht, dass mich alle hassten. Würde zwar weh tun, war aber besser, als sich etwas vorzumachen.
Das hatte ich lang genug gemacht.

Daves Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln.
"Die anderen hassen dich nicht.", begann er und zog eine seiner Locken gerade. Kaum ließ er sie los, sprang sie allerdings wieder in ihre ursprüngliche Form zurück.
Das entlocken mir auch ein kleines, müdes Lächeln.
"Doch tun sie. Besonders Gil. Er hasst mich wirklich."

Warum auch immer.
Außer, dass ich ihm vielleicht mal etwas die Schuld in die Schuhe geschoben hatte, hatte ich ihm nichts getan.
Dass ich hier wohnen musste, war ja nicht meine Schuld.
Okay, vielleicht ein wenig, aber Ms. Peeters hatte doch mehr Schuld. Wer dachte, Alexia wäre ein Jungsname?

Von Dave ertönte ein Seufzen.
Er fuhr sich mir der Hand durch die Locken und verharrte darin, um seinen Kopf so auf seiner Hand abzustützen.
"Gil hasst dich nicht. Er ist nur..."
Gespannt sah ich zu ihm und hob beide Augenbrauen.
"Klar, Gil hat nur seine Tage, deshalb ist er so mies drauf.", scherzte ich.
Erst einmal passierte nichts, und Dave sah mich nur kurz an, dann lachte er lauthals. Seine Zahnspange blitzte wieder auf und er erinnerte mich in diesem Moment mehr an ein kleines Schulkind, als an einen ausgewachsenen Mann, oder Student.

Daves Lachen war ansteckend.
Es erinnerte mich an das Lachen von- Stopp! Kein Gedanke mehr an irgendjemanden von ihnen.

"Super, dass wenigstens einer von uns darüber lachen kann.", meinte ich mürrisch und bedachte Dave mit einem bösen Blick, der nicht wirklich ernst gemeint war.
Dave verstummte trotzdem, aber das Grinsen blieb auf seinem Gesicht und ich spürte, wie sich auch meine Mundwinkel leicht hoben.
Dave war doch einfach nur putzig.
"Zurück zum Thema.", plötzlich wurde Dave wieder ernst und ich war mir nicht sicher, ob mir das so gefiel.

Auch meine Mundwinkel sanken wieder nach unten. Die schlechte Laune, die ich kurz hatte vertreiben können, kehrte zurück. Und sie Auswegslosigkeit, Verzweiflung, Trauer, alle Gefühle, die ich nicht mochte.
"Gil hasst dich nicht, Alexia. Er ist... normalerweise ist er ganz anders. Nur... gab es da neulich diesen Zwischenfall...", er sprach nicht weiter, aber ich war klug genug, nicht weiter nachzuboren.
Was bei Gil abging, konnte mir geflissentlich auch egal sein.
Er war nicht mein Problem.
Mein Problem war viel größer.
Mein Problem war ein Haus voller Jungs.

Hey, zukünftige/r Leser/in. Schön, dass du hergefunden hast.
Krass, oder? 7 Kapitel, 7 Reads. Davon... alle in den ersten drei Kapiteln.... Und das im 6. Kapitel war ich ausversehen. Also eigentlich nur 6 Reads.😔

Das ist doch wirklich traurig...
Aber was soll ich machen....🤷🏼‍♀️

Naja, ich schreibe einfach weiter vor mich hin.

Eure (/oder eher Deine? Oder einfach ohne irgendetwas? Liest ja sowieso niemand....)

Presentfromme 🌺


PS: Falls, ich betone, FALLS irgendwer hier mal vorbeischaut....
Ich hab noch andere Geschichten am Laufen. Schau bei mir vorbeiiiii...😅

Übrigens ist das ein echt langes Kapitel.... 200 Wörter mehr als sonst....🤔

Purple SnowWhere stories live. Discover now