Gemeinsamer Weg

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Alecsander und ich versacken bald wirklich im Takis, was später unser Stammlokale werden wird und beginnen gleich mit dem ersten Martini der auf mich geht. Wir müssen zunächst sie Anspannung aus unseren Glieder bekommen. Das klappt erstaunlich gut und fast schon zu schnell. Er trinkt den Alkohol nämlich nicht, nein er kippt ihn runter wie Wasser. Ein wenig erschreckend, aber das ist nun Mal seine Art den Mist von vorhin zu verdrängen und ich muss gestehen, wenn er betrunken ist, lächelt er immer so niedlich. Auch im Bett geht er ab wie ein geölter Blitz. Nicht das er nicht sonst auch echt Klasse ist. Vielleicht sollten wir da auch noch drüber reden. Mh...evtl schreibe ich irgendwann ein Buch mit dem Titel: "über was wir reden müssen" Aber nicht heute, heute muss ich ihn im Auge behalten, denn seine langen Finger haben sich an den Henkel seines, nun ist es Bier, Glas gekrallt und er schwenkt munter damit umher und lallt: "Dieser auffffjeblasene Fazke! Was bildet dersich einnn? Hasu mal seine Tucke von Ich-bin-so-hübsch-und-doch-hässlich-wie-die-Nacht- Lorenzo Ray genauer betrachtet? Alt....schmierig und...und....einfach nur scheise! Also ehrlich...dassu den damals an dich gelassen hast! Pfui....du solltest dich was schämen!Majnes Bennn!" Seine Worte sind zwar im Suff gesagt und doch verfehlen sie ihre Wirkung nicht. Klar ist er wütend und klar passt ihm meine Affäre damals mit seinem Onkel nicht, aber wir haben uns Jahre lang nicht gesehen.. und er ist nun immerhin vergeben. Worüber macht Alecsander sich da noch so einen Kopf? Scheinbar hat er große Probleme mit sowas abzuschließen. Seufzend höre ich seinen Hasstriaden über Robert Lightwood zu und leere selbst mein Glas.

"Dieser kleinkarierte Spassti! Ich weiß ja nicht was du an meinem Onkel so toll gefunden hast. Er war schon immer schmierig!" So langsam reicht mir das . Denn er schießt ja in erster Linie ganz schön gegen mich, auch wenn sein, in Alkohol getränkter Verstand, dass im Moment nicht begreift. Ich habe immer mehr Schwierigkeiten weiterhin ruhig neben ihm zu sitzen. ''Ich kenne solche Typn....vieeel suguuut. Sie spieln....jaaaahaaa...die spieln nur. Die wissn nicht mal was liebe ist! Ro.... Robertttt....hatte es sicher nur auf dein Geld abgesehen! Er hat dich wahrscheinlich überhaupt nicht gel..."

FLATSCH!!!


Das reicht mir jetzt endgültig und ich sehe nur aus den Augenwinkeln wie meine Rechte an meinem Kopf vorbei schnellt und mit Wucht auf seiner Wange landet. Über meine eigene rennen Tränen im Eiltempo. Wie kleine Soldaten die in den Herz-Schmerz-Krieg ziehen. Stumm sehe ich ihn an. Ich blicke ihm direkt in seine tiefen , geschockten Augen, die so absolut nicht mehr schön sind. Nein, jetzt in diesem Moment sind sie einfach nur hässlich. Erfüllt und zerfressen von Eifersucht und .... Neid. Ich bin fassungslos über seine Worte und springe regelrecht vom Barhocker, der mit einem lauten Knall zu Boden geht. Der Barkeeper schüttelt nur leicht den Kopf. Jedoch über Alecs Dummheit, wie ich später erfahren soll. Ja, er ist dumm. In diesem Moment ist er ein Arsch. Ein Idiot! Ein verdammt süßer Idiot. Dem ich leider total verfallen bin. Aber das zeige ich ihm jetzt mit Sicherheit nicht! Verletzt verlasse ich den Raum und stapfe davon. Dabei bemerke ich nur dumpf, die Rufe die mir folgen. Mein Kopf ist leer und mein Herz tut so sehr weh, dass ich es kaum mehr aushalte. Es bricht einfach nicht ab. Immer dann, wenn man denkt, man hat es geschafft, wird einem wie von einer höheren Macht, ein neuer Stein vor die Füße gerollt. Dieses mal habe ich das Gefühl es ist ein riesiger Felsen für den mir die Kraft fehlt, ihn mir aus dem Weg zu räumen. Vollkommen in Gedanken versunken bemerke ich nicht, dass ich auf eine gutbefahrene Kreuzung zu renne und erst zum Stehen komme, als ein Lastwaagen laut hupt und gerade so zum Stehen kommt. Geschockt und aus meiner Trauer gerissen bleibe ich stehen und sehe dem, ebenso geschockten Fahrer mitten ins Gesicht, dem die Kinnlade tief steht und der kurz darauf anfängt zu brüllen, was ich wohl auf der Straße verloren habe und das ich mich verpissen soll. Dabei hätte er mich doch fast über den Haufen gefahren. Das alles nur wegen....Alecsander! Der mich nun mit einem festen Ruck von der Straße zieht und mich auf den Bürgersteig zurück zerrt. Wütend, wohl mehr über sich selbst sieht er mich an und weint. ja, er weint. Ich weiß gerade nicht, ob ich es gut finden soll. Ob ich Schadenfreude empfinden soll oder einfach nur mit weine, weil mich die Erkenntnis über den Haufen fährt, ich hätte tot sein können. Anstatt uns anzuschreien stehen wir einfach nur da, halten uns im Arm und weinen. Ich will nicht wissen, was für ein seltsames Bild das abgeben muss, für alle umherstehenden. Aber es ist mir egal. Ich stehe hier nun ganz nah an Alecsanders Brust und höre dem Marathon in seinem Brustkorb zu, den er nur wegen mir hat. Nur ich löse derartige Empfindungen, Reaktionen in ihm aus und irgendwie...naja...ein wenig schmeichelt es mir sogar. Mir wird bewusst, dass es Leute gibt, die um mich trauern würden, wenn ich nicht mehr da wäre. Und wäre er der einzige auf der Welt, der dies täte, würde es mir vollkommen reichen, denn ich liebe diesen Mann über alles.

Wenn mich mein Gehirn fickt!Where stories live. Discover now