Teil 46

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Fertig angezogen und mit einem fröhlichen Lächeln, treffen wir uns in der Lobby mit meinem Bruder und Vivi.

„Ich muss nur kurz was klären" sagt meine Frau, gibt mir einen Kuss auf den Scheitel und läuft zu dem jungen Mann hinter dem Tresen. Sie bereden etwas, was leider keiner versteht und grinst verschwörerisch.

„Weißt du was sie vorhat?" „Nein, keine Ahnung. Ich bin einfach nur froh das wir hier sind" erkläre ich und beobachte wie Yara wieder zu uns zurück kommt.

„Wir können los. Aber wir werden heute nicht hier essen, sondern auswärts" „Und wo?" „Überraschung!" Vivi holt schon Luft um sie weiterhin auszufragen, jedoch läuft Yara einfach weiter. Wir verlassen das Hotel und schlagen den Weg in Richtung Stadtauswärts, was mich wundert, denn hier gibt es nichts mehr außer Häusern. Der Weg den wir laufen kommt mir immer mehr bekannter vor, bis mir endlich ein Licht aufgeht. Jedoch scheinen wir im selben Moment an unserem Bestimmungsort angekommen zu sein. Wir stehen vor unserem Elternhaus, welches ich fast nicht wieder erkenne. Es wurde scheinbar erst vor kurzem Renoviert, der Garten sieht endlich gepflegt aus. Noch bevor ich fragen kann was wir hier tun, wird die Haustür ruckartig geöffnet und meine Eltern erscheinen im Türrahmen.

„Kinder! Schön das ihr endlich hier seid! Kommt doch rein, das Essen ist gleich fertig" sagt meine Mutter freundlich. Ich will schon ansetzten Yara und Vivi zu übersetzen was meine Mutter gesagt hat, da antwortet meine Frau.

„Hallo Adriana, Diego. Ich freue mich sehr euch wieder zu sehen. Wie geht es euch?" „Oh Yara, uns geht es wirklich gut. Wir wollten dir noch einmal danken das du uns die Renovierung organisiert hast, denn jetzt können wir endlich unbesorgt leben" „Das ist doch kein Problem Diego. Ich hoffe doch das die Alarmanlage funktioniert?" Mein Vater nickt eifrig, während wir mein Elternhaus betreten. Ich blicke immer noch irritiert zwischen meinen Eltern und meiner Frau hin und her. Seit wann versteht sie Spanisch und spricht es auch noch so verdammt gut? Auch meinem Bruder und Vivi fällt das auf, denn sie sehen genauso irritiert und fassungslos zwischen den dreien hin und her.

„Kinder, setzt euch das Essen ist fertig. Bedient euch" verkündet meine Mutter. Also setzten wir uns alle, doch eine Frage brennt mir auf den Lippen. Während Yara uns beiden etwas von dem so heiß geliebten Nudelauflauf, kann ich mich nicht mehr halten.

„Sweetheart, seit wann verstehst und sprichst du Spanisch?" „Ich habe damit angefangen bevor wir geheiratet haben. Jeden Tag habe ich mindestens eine Stunde gelernt, oder wenn ich nicht schlafen konnte". Ich bin wirklich überrascht davon dass ich all das nicht mitbekommen habe und gleichzeitig total stolz auf meine Frau bin. Es ist kein perfektes Spanisch, aber es klingt alles schon recht gut. Zudem kann sie sich dann sogar alleine mit meinen Eltern unterhalten, ohne das Ray oder ich es übersetzten müssen. Nur die arme Vivi versteht kein Wort von dem was wir sagen.

Es ist wunderschön den Abend bei meinen Eltern verbringen zu können. Meine Eltern können es aber nicht lassen meine Kindheit Geschichten zu erzählen, was mich immer peinlicher berührt in den Sessel sinken lässt.

„Genug der Peinlichkeiten. Komm, ich zeig dir mal mein ehemaliges Zimmer" sage ich und springe aus dem Sessel. Kichernd folgt mir Yara die Treppe hinauf in den zweiten Stock des Hauses. Die erste Tür links, eine Tür durch die ich schon so oft geschritten bin. Betrunken, nüchtern, traurig, glücklich.

„Willkommen in meinem ehemaligen Reich" sage ich und öffne die Tür. Das Zimmer sieht immer noch so aus wie ich es damals verlassen habe. Meine Mutter scheint nur ab und zu sauber zu machen, denn nirgends liegt Staub. Die Poster von diversen Bands und Schauspielern zieren meine Wände, Bilder von schönen Momenten mit Freunden oder meiner Familie, die immer noch am Rahmen meines Spiegels hängen, die Bettwäsche von Star Wars die eigentlich Ray gehörte.

The Words i never saidWhere stories live. Discover now