Verfolgungsjagd

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Ich kann schon lange nicht mehr. Ich weiß nicht wie lang ich schon laufe. Auf einmal höre ich Sirenen, doch ich renne weiter den Typen hinterher. Als die Polizei direkt hinter mir fährt, renne ich weiter, um ihnen zu zeigen, wo die Täter sind. Ich beiße nochmal die Zähne zusammen und zwinge mich schneller zu laufen. Und schneller. Irgendwann kann ich nicht mehr. Doch ich ignoriere das Gefühl von Schwindel und renne noch schneller. Die beiden Männer werden immer langsamer und ich nutze die Chance, zwinge mich noch einmal zum schneller laufen, bis ich die beiden eingeholt habe. Ich treibe die beiden in eine Sackgasse und baue mich hinter ihnen auf. Sie drehen sich um und die Polizei fährt hinter mich vir den Eingang der Gasse. Die Polizisten steigen aus und heben die Pistolen.

Die Männer wurden festgenommen und ich laufe völlig fertig in Richtung Ju. Doch er steht nicht mehr dort wo er stand! Ich schöpfe durch meine Furcht neue Kraft und renne zu ihm nach Hause. Ich klingele sturm. "JU!!", rufe ich. "JU!!!" Ich bin völlig niedergeschlagen. Ich laufe zum Park und entdecke ihn. Er sitzt zusammengekauert auf der Wiese und ich sehe wie sein Körper zittert. Er hat Angst. Todesangst. Ich renne zu ihm. "JU!", rufe ich von Weitem. Doch er hört mich nicht. "JU!!". Er dreht sich um. Seine Augen sind rot und er hat überall rote Flecken im Gesicht. Er hat geweint. Viel. Er nimmt mich ohne Worte in den Arm und eine Träne läuft über meine Schulter, auf der sein Kopf ruht. "Sch. Alles gut.", versuche ich ihn zu beruhigen. Ich habe ihn noch nie weinen gesehen. Ich kraule ihn hinterm Ohr und das Schluchzen ist nicht mehr ganz so laut wie davor. Und da stehen wir. Das muss komisch aussehen. Eine 13-jährige versucht einen 31-jährigen zu beruhigen. Aber das ist mir egal. Er löst sich von mir, wischt sich mit dem Ärmel über die Augen und schaut mir in die Augen. "Ich hatte so Angst um dich. Ich dachte sie würden dich schlimmer angreifen wie letztes Mal!", sagt er mit zitternder Stimme. Ich nehme seine Hand, die sich schweißnass und zitternd um meine schließt. Ich führe ihn nach Hause. Er gibt mir den Schlüssel und ich sperre auf. "Du legst dich aufs Sofa.", sagte ich zu ihm. "Aber...", kommt es von ihm. "NEIN! KEIN ABER!", herrsche ich ihn an. Er legt sich gehorsam auf die Couch und ich mache ihm einen Tee. Das wird er niemals wieder los. Er setzt sich auf und schlürft seinen Tee, während er gedankenverloren an die gegenüberliegende Wand starrt. Ich mache mir richtig Sorgen um ihn. Als er fertig ist, geht er ins Bad. Ich hoffe so sehr dass er keinen bleibenden Schaden davonträgt und auf die Idee kommt sich zu verletzen. Doch zum Glück kommt er mit Top und Unterhose wieder aus dem Bad und lässt sich zurück aufs Sofa fallen. Ich setze mich neben ihn und lehne mich gegen ihn. Er legt seinen kräftigen Arm um mich. Ich weiß es sollte ein schützendes Gefühl in mir auslösen. Doch das tut es nicht. Ich spüre wie sein Körper sich versteift und sehe auf. Er schaut wieder leer auf die Wand und wahrscheinlich spielt es grade alles in seinem Kopf wieder ab. Auf einmal fängt er an zu reden. Er macht es unbewusst, das sieht man. Er erzählt alles, wie als würde es gerade passieren. "Sie rennt weg, ruft noch. 'Ruf die Polizei! Und renn uns so gut wie möglich hinterher!' Ruft sie. Und sprintet hinter den  Männern her. Ich rufe die Polizei und melde den Fall. Als ich auflege wird mir klar in welcher Gefahr sie gerade ist. Ich renne hinterher. Doch verliere sie aus den Augen. Ich laufe zurück. Sinke auf das nasse Gras. Stelle mir vor wie sie getanzt hat. Wie ihr der Haargummi aus den Haaren viel. Wie sie gelacht hat. Wie ich sie getragen habe auf dem Weg nach Hause. Und ich fange an zu weinen. Wie lange habe ich schon nicht mehr geweint. Ich fange an heftig zu zittern. Ich höre jemanden hinter mir rufen. 'JU!' ruft sie... doch ich ignoriere es. Ich will nicht. 'JU!!' ruft sie lauter. Ich drehe mich um. Und sehe in ihr besorgtes, entsetztes Gesicht. Ich nehme sie in den Arm und sie versucht mich zu beruhigen. Sie schafft es nicht. Und dann krault sie mich hinterm Ohr und ich beruhige mich ein wenig." Er hatte mittlerweile das Gesicht zum Mond gewendet. Er erzählt es dem Mond. Und auf einmal kehrt er wieder in die Realität zurück. Sackt niedergeschlagen zusammen, und schlurft ins Zimmer.

Mein Treffen mit Julien Bam | Julien Bam FFWhere stories live. Discover now