Prolog

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Good Goodbye

Jimin P.o.V.

15 Uhr - ich werfe einen Blick auf mein Handy und trete von einem Bein nervös auf das Andere, da mein Zug, der mich nach Seoul bringen sollte, bald hier an dem Gleis eintreffen würde, an dem ich gerade stehe.

Von Sekunde zu Sekunde steigt meine Nervosität, mit jedem Atemzug werde ich aufgeregter, wobei ich das eigentlich gar nicht sein müsste, schließlich werde ich genau das bekommen, was ich in letzter Zeit immer mehr ersehnte - ein neues Leben.

Ich wollte endlich mein altes Leben hinter mir lassen, die schlimmsten Erlebnisse vergessen und einen kompletten Neuanfang wagen...von ganz von vorne, auf Reset drücken.

Auch wenn man es mir wahrscheinlich von außen her nicht anmerkt, ist in meinem Leben ziemlich viel Schief gelaufen, vor Allem in den letzten paar Jahren, was ich aber versuche, so gut, wie möglich zu überspielen, was mir meistens auch recht gut gelingt.

Ich hoffe einfach, dass es die richtige Entscheidung war, alles hinter mir zu lassen - Busan, meine alten Probleme, Freunde, die aber sowieso nichts mehr von mir wissen wollten und leider auch meine Eomma.

Aber weitermachen, wie vorher möchte ich auf gar keinen Fall, denn ich würde daran nur kaputt gehen, weswegen ich mich etwas aufrichte, ein fake Lächeln aufsetze und meinen kommenden Zug beobachte, der mit einem lauten Quietschen zum Stehen kommt, sodass die Funken sprühen.

Ein letztes Mal ziehe ich meine Eomma in eine feste Umarmung, vergrabe meine Nase in ihren Haaren und ziehe ein letztes Mal ihren Geruch ein, da sie einfach immer so gut nach Rosen duftet, was zu ihrem Namen Rose perfekt passt. Ich werde sie so sehr vermissen, aber ich weiß es ist für uns beide das Beste.

"Pass auf dich auf Chimchim und ruf doch deine alte Eomma bitte auch hin und wieder an. Wenn etwas ist, du Probleme hast oder sonst etwas ist. Und vergiss bitte nie, dass ich immer für dich da bin. Und wenn du jemand nettes kennen lernst, sei bitte nicht zu wild und stell ihn mir sofort vor! Ich hab dich lieb mein Junge."

Zart streicht sie mit ihrer Hand über meine Wange und sieht mir dabei tief in die Augen, die wahrscheinlich von den angesammelten Tränen etwas glänzen. Und ja meine Mum weiß, dass ich schwul bin und unterstützt mich in Allem vollkommen, worüber ich ihr mehr als dankbar bin.

"Ich hab dich auch lieb Eomma und ich versuche dich so oft, wie es geht anzurufen, okay? Mindestens einmal pro Woche."

"Ja mach das mein Schatz und jetzt los in den Zug, sonst fährt er noch ohne dich", lächelt sie mich aufmunternd an. Meine Mutter ist was Abschied nehmen betrifft nicht so gut und versucht diesen immer so lang wie nötig und so kurz wie möglich zu halten, dennoch weiß ich dass sie höchstwahrscheinlich zuhause weinen wird.

Ein letztes Mal blicke ich über meine Schulter zurück, danach wende ich mich etwas betrübt ab und schlucke meine aufkommenden Tränen runter. Niemals werde ich irgendjemanden noch einmal meine Tränen zeigen...
Mit dem Wissen, dass ab jetzt alles nur noch Berg auf gehen kann, steige ich in den Zug ein, hieve meine zwei schwarzen Koffer, in die ich alles Nötige, was ich brauche gepackt hatte, zu den Ablage Dingern hoch und setze mich ans Fenster.

Meine Vergangenheit bleibt zurück und ich nehme mir vor, nicht mehr an diese zu denken und mich nicht von ihr runterziehen zu lassen. Man lebt ja schließlich nur einmal. Also sollte man die Chance meiner Meinung nach auch nutzen und immer versuchen das Beste aus Allem zu machen.

Meinen Leder Rucksack, den mir meine damalige beste Freundin geschenkt hatte und der mit allen Kleinigkeiten, wie zum Beispiel mein neuer Hausschlüssel oder meiner Geldbörse gefüllt ist, lasse ich auf den Sitz neben mir fallen. Die Hoffnung, dass sich niemand neben mich setzt und ich meine Ruhe habe, besteht immer noch. Wer kennt's nicht? Dann kommen manchmal so gestörte Menschen auf die Idee, ein Gespräch anzufangen und das einfach so! Doch zu meiner Verwunderung habe ich tatsächlich einmal Glück und keine Menschenseele kommt auf die Idee, mich zu nerven.

𝐃𝐄𝐒𝐈𝐑𝐄 | kookmin ✓Where stories live. Discover now