asanoya - my fault

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Niedergeschlagen setzte sich Asahi auf die Auswechselbank. Sofort wurde ihm ein Handtuch und etwas zu trinken gebracht, doch das bemerkte der Spiker gar nicht richtig.

Coach Ukai hatte ihn gerade zum ersten Mal aus einem Match rausgeholt, auch wenn es nur ein Trainingsspiel war. Allerdings ein Trainingsspiel gegen die Dateko-Oberschule, dessen eiserne Mauer jeden noch so kraftvollen Angriff Asahis aufgehalten hatte.

Er sah frustriert auf das Spielfeld. Sah, dass Tanaka gerade einen Punkt gemacht hatte, was sein Selbstwertgefühl nicht gerade steigerte. Doch eigentlich suchte er das Spielfeld nach dem Libero seinen Teams ab. Dem Jungen, den er mehr mag als er eigentlich sollte.

Nishinoya sah im Vergleich zu seinen Mitschülern so klein und zerbrechlich aus, dass der langhaarige Spiker bei jedem Ball Angst hatte, dass er den Jüngeren verletzen könnte. Doch dieser bewegte sich so gekonnt und elegant, dass das ausgeschlossen schien.

Gerade hatte Karasuno durch Daichis Aufschläge vier Punkte hintereinander gemacht, weshalb der Trainer der gegnerischen Mannschaft um eine Pause bat. Ich trank einen Schluck, bevor ich mich erhob und zu den anderen ging. Wir bildeten einen Halbkreis und hörten, was Ukai uns zu sagen hatte.

Das Spiel war fast zu Ende, es stand im letzten Satz 24 zu 23 für die Dateko. Asahi war niedergeschlagen, das konnte jeder sehen. Er hatte seinem Team nicht helfen können und fühlte sich schwach und hilflos.
„Azumane", rief der Trainer dem Spiker zu, „komm zeig noch einmal, was du kannst".

Und schon gab er Hinata das Schild mit der Nummer 10 und ging aufs Spielfeld. Die Dateko hatte den Aufschlag, den Satzball.

Er atmete tief durch. Und schon kam der Aufschlag. Daichi nahm den Ball gut an und spielte zu Kageyama. Wir sprinteten alle nach vorne zum Netz und sprangen gleichzeitig in die Luft, ein Parallelangriff.

Der Ball kam in sein Blickfeld. Er war perfekt. Asahi schlug mit voller Kraft dagegen und schloss die Augen.
Erst als er den Ball auf dem Boden aufkommen hörte, öffnete er sie wieder.

Der Ball war auf seiner Seite. Das Spiel war vorbei. Karasuno hatte verloren. Die Mauer der gegnerischen Mannschaft hatte ihn schon wieder aufgehalten.

Enttäuschung übermannte ihn. Er hatte sein Team enttäuscht. Langsam sah er vom Boden auf. Auch alle anderen sahen niedergeschlagen aus. Bestimmt waren sie jetzt sauer auf ihn.

Später in der Umkleide zogen sie sich alle schweigend um. Sogar Hinata, der sonst ununterbrochen redete, gab kein Wort von sich. Als die anderen raus gingen war Asahi noch nicht fertig.

„Sollen wir noch warten?", fragte Sugawara als er und Daichi ihre Sachen schnappten. Asahi schüttelte nur leicht den Kopf.
„Hey, mach dir nichts draus. Niemand von uns hätte den Ball rüberbekommen", sagte unser Teamkapitän noch bevor sie raus gingen.
Ja klar, niemand hätte den rüberbekommen. Sicher hätte Tanaka es geschafft.
Generell hatte Tanaka in letzter Zeit mehr Punkte gemacht als das eigentliche Ass. Und auch Hinata hatte mehr gemacht.

Asahi fühlte sich nutzlos. Er hatte seinem Team nicht zum Sieg verholfen, nein, durch ihn haben sie sogar viele Punkte verloren. Es war seine Schuld.

Er trat gegen die Bank. Ein stechender Schmerz durchzog seinen Fuß, doch dieser ließ schnell wieder nach. Er war so sauer auf sich, dass er anfing gegen die Wand zu boxen. Seine Hände schmerzten, aber er hatte es verdient, dachte er sich. Plötzlich hörte er eine Stimme hinter sich: „A-Asahi? Was machst du da?"

Er hatte nicht bemerkt, wie Noya zurück in die Umkleiden gekommen war. Sofort hörte er auf und sah dem Kleineren erschrocken ins Gesicht. Sein Gesichtsausdruck spiegelte sich in dem des Liberos wider. Er kam auf ihn zugeeilt und brachte ihn dazu sich hinzusetzen.
Dann setzte er sich neben ihn und nahm Asahis Hände in seine. Vorsichtig strich er mit den Fingern an den Knöcheln des Spikers entlang, wo die Haut aufgeplatzt war.

„Ich finde du hast heute echt gut gespielt. Du hast dein Bestes gegeben. Es tut mir leid, dass ich nicht mehr Bälle retten konnte", sagte Nishinoya auf einmal, „es sieht einfach so cool aus, wenn du die Bälle übers Netz schmetterst." Überrascht sah Asahi seinen Libero an. Damit hätte er nicht gerechnet. Sein Bauch kribbelte etwas. Er genoss die Nähe und die Berührungen des Jüngeren.
„Asahi du musst anfangen mal an dich zu glauben. Es ist echt schrecklich zu beobachten, wie wenig Selbstvertrauen du hast. Du bist so toll und kannst so vieles. Warum glaubst du nicht einfach mal an dich?"

Darüber musste der Ältere kurz nachdenken. Hatte Noya das gerade wirklich gesagt? Der Noya, für den Asahi schon so lange Gefühle hatte? Und dann fasste er einen Entschluss.

„Du Noya? Ich bin jetzt mal ganz mutig, okay?", flüsterte der Spiker, kam seinem Libero näher und küsste ihn. Es war kein langer Kuss, aber auch kein kurzer. Er war vorsichtig, aber das wichtigste war, dass er erwidert wurde. Und das machte ihn für Asahi perfekt. Lächelnd trennten sie ihre Lippen wieder.

Kurz herrschte unsichere Stille zwischen den beiden, dann ergriff der Ältere das Wort: „Ich weiß nicht, ob du meine Gefühle erwiderst, aber ich dachte du solltest wissen, dass ich etwas für dich empfinde Noya. Ich weiß, niemand ist perfekt, aber du bist da schon ziemlich nah dran. Ich glaube, ich liebe dich."

Er sah zu Boden. Hatte er damit die Freundschaft zerstört? Was wenn Noya jetzt nichts mehr mit ihm zu tun haben will?
Als er keine Antwort von dem neben ihm sitzenden erhielt, hob er vorsichtig den Kopf und drehte ihn zu ihm. Der Libero grinste ihn zufrieden an. „Ich dich doch auch du Idiot. Natürlich empfinde ich auch etwas für dich. Ich hatte schon Angst, dass ich den ersten Schritt machen muss." Er kicherte kurz und schwing sich dann auf Asahis Schoß.

„Ich liebe dich auch, Asahi", flüsterte er bevor er ihre Lippen wieder miteinander verband.

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