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Mir hätte fast gestern schon klar sein können, dass ich ausgerechnet heute verschlafe. Und das, obwohl ich mir selber wegen dem erst am Mittag anstehenden Shooting mit Eren eine spätere Schicht erlaubt habe.

Ich habe Clara heute morgen nur kurz zum Kindergarten gebracht und mich danach nochmal in die Federn gelegt, bis ich unerwarteterweise für einen unbestimmten Zeitraum ins Land der Träume abgedriftet bin.

Aber ich habe eben die Nacht kaum ein Auge zu bekommen, da mich Gedanken an den heutigen Tag aber vorallem auch an das ungeborene Kind plagen.

Jetzt stehe ich zu allem Überfluss noch im Stau und so verzögert sich meine Ankunft um ein weiteres, da ich vorher noch Clara abholen muss.

Als ich vor dem Kindergarten parke, erblicke ich bereits, wie auch die Anfang 20 Jährige Blondine es schon geschafft hat, ihren unerzogenen Sohn abzuholen, obwohl für ihn immer fast schon eine weitere Stunde an die Öffnungszeiten angehangen wird.

Eilig betrete ich den Kindergarten und begegne bereits im Flur einer Erzieherin und Clara, die sich schon ihre Schuhe anzieht.

"Entschuldigung, ich stand noch im Stau", erzähle ich die halbe Wahrheit und leicht lachend winkt die lockenköpfige Blondine mit der Hand ab.

"Ach, keine Sorge, wir haben heute auch etwas länger mit dem Aufräumen gebraucht. Stimmt's, Clara?", merkt sie an und blickt zu meiner Tochter, die beschämt ihre Mütze aufsetzt.

"Hm?", etwas verwundert gehe ich auf sie zu und begrüße sie mit einem Kuss auf die Stirn, "Wieso denn?"

"Sie wollte vorhin nur ihr Geschirr nicht aufräumen, aber ist nicht schlimm. Wir haben es dann gemeinsam weggeräumt", erklärt die Erzieherin und ich streiche verwundert durch das schwarze Haar Claras.

"Hm, okay... Da reden wir dann Zuhause nochmal drüber, ja?", spreche ich Clara direkt an, die zum Fußboden blickt, "Du musst deine Sachen alleine aufräumen, das können nicht immer die anderen machen", mahne ich und sie nickt etwas eingeschüchtert, was mich leise seufzen lässt.

"Keine Sorge, sonst macht Clara das immer unaufgefordert", ertönt die Stimme Erens, der sich uns plötzlich im Flur anschließt und seinen Mantel überwirft.

Sofort schaut meine Tochter auf und lässt ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen schleichen.

"Na dann los. Papa muss zur Arbeit, wir sind spät dran", ich verabschiede mich von der Erzieherin und auch Eren verlässt den Kindergarten.

"Eren, fährst du mit uns mit?", frage ich den jungen Mann, als wir das Gebäude verlassen haben und sofort fangen die Augen meiner Tochter an zu strahlen.

"E-Eh... also... nur wenn das wirklich okay ist und ich Ihnen keine Umstände mache", antwortet der Brünette etwas eingeschnappt und die Augen verrollend schmunzele ich.

"Sonst hätte ich es dir nicht angeboten."

Wir gehen wenige Schritte weiter und kommen an meinem Auto an, wo ich merke, dass Eren krampfhaft versucht einen staunenden Gesichtsausdruck zu unterdrücken. Stimmt, mit seinem Ausbildungsgehalt zum Kindergärtner ist er natürlich weniger privilegiert als ich es bin.

Wortlos schließe ich den schwarzen Wagen auf und helfe Clara in den Kindersitz auf der Rückbank, während Eren es sich schonmal auf dem Beifahrerplatz gemütlich macht.

Ich setze mich neben ihn und starte den Motor, erblicke dabei im Augenwinkel, wie er etwas in sich gekauert sitzt.

"Du kannst dich schon noch bewegen und was anfassen", schmunzele ich und fahre los, während ich so tue als hätte ich das Erröten seiner Wangen übersehen.

"Es ist einfach ungewohnt...", lacht er nervös  und weiterhin schmunzelnd schüttele ich den Kopf, womit ich die Konversation beende.

Am Gebäude meiner Firma angekommen verlassen wir mein Auto und betreten das Hochhaus.

"Eren, du kannst schonmal in den sechsten Stock, in Raum 609 in die Maske", erkläre ich dem Brünetten und gehe weiter zum Aufzug, "Ich schaue eben, wo ich Clara unterbringen kann", füge ich noch an und deute auf meine Tochter, die mir meine Hand haltend folgt.

Verstehend nickt Eren und folgt uns in den Aufzug, wo er eine Etage früher aussteigt. Wir fahren weiter hoch in den Gang der Büros der beförderten Angestellten.

Kurz schaue ich mich um und seufze, als ich realisiere, dass nur eine Person in Frage kommt, die zumindest etwas vertrauenswürdig ist und die die wenigen Stunden ein Auge auf Clara werfen kann.

Ich klopfe an der edlen, weißen Tür und betrete das Büro.

"Oh, Levi!", strahlt die Brillenschlange, als sie mich erblickt und ich schnaube leise.
"Für dich immernoch 'Herr Ackerman'...", grummele ich leise und lasse Claras Hand los, während ich ihr deute zum Schreibtisch zu gehen, "Kannst du bis Feierabend auf Clara aufpassen? Ich bin mit dem Shooting beschäftigt", bitte ich Hanji und sofort willigt sie ein. Was hätte ich auch sonst erwartet...?

"Oh, du hast endlich wen hübsches gefunden?", stellt sie erstaunt fest und ich nicke.

"Er ist schon in der Maske, ich muss mich beeilen", erkläre ich und mit einem kurzen Kuss verabschiede ich mich von Clara, bevor ich das unordentliche Büro verlasse.

Ich begebe mich ein Stockwerk nach unten und betrete ohne vorheriger Ankündigung den Fotoraum, wo Eren bereits fast fertig steht. Er trägt ein weißes Hemd, sein junges Gesicht wurde nur etwas angepudert und die Augenbrauen sowie Haare wurden gerichtet.

Gerade wird der hochwertige Schmuck meiner Kollektion an ihm befestigt, was die Anspannung in seinem Gesicht nur noch offensichtlicher scheinen lässt.

Ein Assistent befestigt die enganliegende Goldkette an Erens Hals und schickt ihn dann vor zur weißen Leinwand, die das Fotoset bildet. Mein mir bekannter Fotograf wartet bereits ungeduldig.

"Herr Ackerman, hier ihr Kaffee", ertönt plötzlich die Stimme meiner Sekretärin, die mir unaufgefordert eine Tasse bringt und ich nehme sie dankend an, ehe ich beobachte, wie Eren etwas versteift zu posieren beginnt, doch greife ich noch nicht ein.

"Du siehst aus wie eine Presswurst", bemängele ich nach einiger Zeit und erschrocken blickt der Grünäugige zu mir.

Ich nippe nochmal an meinem Kaffee, bevor ich die Tasse abstelle und auf Eren zugehe.

Wortlos beginne ich ihm das viel zu enge Hemd, das seiner Figur ehrlicherweise kein bisschen schmeichelt, aufzuknöpfen.

Durch diese enorme Nähe spüre ich Erens heißen Atem stoßartig gegen meine Stirn prallen und ich erkenne im Augenwinkel, wie dieser wie gebannt auf meine Hände starrt.

Bei jedem Mal, das meine Fingerkuppen seine Haut streifen, spannt der Jüngere sich mehr an, doch versucht er weiterhin möglichst gelassen zu wirken, was ihm jedoch kein bisschen gelingt.

Ich lasse das weiße Hemd aufgeknöpft und krempele die Ärmel etwas hoch, bis ich mich einen Schritt von ihm entferne und ihn nochmal mustere. Selbst von hier aus kann ich erkennen, dass Eren sein leichtes Sixpack anspannt, was mich ein Schmunzeln unterdrücken lässt.

Mein Blick gleitet wieder hoch in seine Augen und ich nicke zufrieden und als ich seinen angespannten Blick sehe, zwinkere ich ihm zu, bevor ich mich triumphierend von ihm drehe.

Schön zu sehen, was ich bei anderen auslösen kann.

Ich gehe wieder auf leichten Abstand und beobachte den Rest der Zeit Eren, der von Foto zu Foto besser wird und nach einer knappen halben Stunde klatsche ich in die Hand und nicke.

"Wir haben's."

Liaison ; Ereri [AU]Where stories live. Discover now