Awakening

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Katias Sicht

Als ich erneut aufwachte konnte ich klar und deutlich das Atmen von jemandem neben mir hören. Ich war erleichtert, da war etwas zu hören, neben der Stille, die mich vorher umfangen hatte. Zugleich machte sich aber auch Angst in mir breit, was wenn es Aydin war, der hier bei mir war? Vorsichtig versuchte ich meine Finger zu bewegen, denn ich spürte, dass meine Hand festgehalten wurde, ich konnte die Wärme fühlen, sie überlagerte fast vollständig die Schmerzen, die immer noch in meinem Körper tobten, nur, dass sie diesmal ein wenig schwächer waren. Ich spürte die Bewegung meiner Finger und hätte glücklicher nicht sein können, deshalb versuchte ich ebenso meine Augen zu öffnen und tatsächlich, es funktionierte. Es war dunkel, was mich ein wenig beruhigte, denn das bedeutete, neben der Tatsache, dass ich lag, dass ich nicht mehr in diesem Raum eingesperrt war. Langsam hob ich den Arm, dessen Hand nicht festgehalten wurde und legte meine Hand auf meine Stirn. Mein Kopf tat höllisch weh und mir entfuhr ein schmerzhaftes leises Stöhnen, als ich auch die Schmerzen in meinem bewegten Arm begann wahrzunehmen. Es fühlte sich an, als würde jemand kochendes Wasser über meinen Körper gießen und je wacher ich wurde, desto klarer konnte ich es fühlen. Ich begann zu wimmern und entriss demjenigen neben mir meine Hand, um mich auf die Seite zu drehen und mich vor Schmerz zusammen zu rollen. Ich hörte mich selbst bitterlich weinen, so sehr, dass mir fast die Luft wegblieb. Ich bemerkte nicht, dass ich denjenigen geweckt hatte, der neben mir lag, ich registrierte auch nicht, wie das Licht eingeschaltet wurde oder dass man mich ansprach, zu sehr war ich auf meine Schmerzen fokussiert.

Viktors Sicht

Ich wurde wach, als ich realisierte, dass Katia angefangen hatte zu weinen. Ihr bitterliches Schreien hatte mich vollkommen aus dem Schlaf gerissen. Ich schaltete das Licht an und sah das Schauspiel, welches sich mir bot. Mit beiden Händen hielt sie sich den Kopf, hatte sich ganz eng zusammengerollt und schrie ununterbrochen. Für einen Moment wusste ich nicht, was ich machen sollte, da sie nicht reagierte, als ich sie ansprach. Doch ich wurde aus meiner Starre gerissen, als Constantin ins Zimmer gestürmt kam. "Was hat sie?", fragte er aufgebracht und ich schüttelte nur den Kopf. "Hol Jeffrey, er wird wissen was zu tun ist.", wies er mich an und ich stolperte unbeholfen aus dem Raum um Jeffrey zu wecken, doch dieser kam mir schon entgegen, wahrscheinlich geweckt von Katias Schreien. "Sie ist also wach.", gab er verschlafen von sich und ich nickte. "Also gut,", begann er und beugte sich über Katia, "Du musst jetzt still halten, Katia, du wirst davon nichts spüren, aber glaub mir danach wird es besser werden.". Doch Katia hielt nicht still, augenscheinlich konnte sie das auch gar nicht, sie zitterte am ganzen Leib und hielt sich nach wie vor den Kopf. "Jungs, her hier und festhalten.", wies Jeffrey uns an und wir gehorchten, Constantin hielt ihre Beine fest und ich ihren Oberkörper, damit Jeffrey ihr die Spritze verabreichen konnte. Es dauerte nicht lange, bis ihr Schreien verstummte und nur noch ein leises Wimmern zu hören war. Ich konnte fühlen, dass sie ihre Muskeln langsam entspannte und sich ihre Atmung beruhigte. "Wenn die Wirkung nachlässt, gibst du ihr das hier.", er hielt mir ein Fläschchen hin. "Das kann sie trinken, aber nicht alles auf einmal, dieses Schmerzmittel ist sehr stark, zu viel davon kann sie umbringen.". Ich nickte nur und stellte das Fläschchen auf meinen Nachttisch, danach verließ er den Raum. "Wirst du alleine klar kommen?", fragte Navikev besorgt und ich holte tief Luft, bevor ich nickte, "Ich denke schon.", und damit verließ auch er den Raum.

Katias Sicht

Ich spürte, wie die Schmerzen immer leichter wurden und kaum noch spürbar waren. Ich beruhigte mich und begann meine Umgebung klarer wahr zu nehmen. Ich spürte eine Hand, die mich sanft berührte, zuckte zusammen und schloss panisch meine Augen. Ich hatte Angst, große Angst, davor, dass man mir erneut weh tat, mich wieder einsperrte. "Tu mir bitte nicht mehr weh...ich werd mich benehmen, versprochen aber bitte-bitte tu mir nicht mehr weh!", begann ich brüchig zu wimmern und spürte, wie ich in eine Umarmung gezogen wurde. Mein Körper versteifte sich und ich wollte mich aus der Umarmung losreißen, bis ich seine Stimme hörte. "Ganz ruhig Süße, du bist in Sicherheit...versprochen.", ich sah mit großen Augen zu ihm auf. "Vik...", flüsterte ich ungläubig und sah wie er leicht lächelte. Mich überkam eine Welle der Freude und noch bevor ich realisierte, was ich tat lagen meine Lippen auf seinen. Nur Gott weiß, warum ich das getan hatte aber das erste mal seit langem fühlte ich mich sicher, er gab mir diese Sicherheit. Er löste den Kuss und schob mich von sich weg. Ich sah ihn ein wenig verletzt an, dachte dann aber über die Situation nach in der wir uns befanden. Auf meinen Lippen lagen vor kurzem noch die eines Anderen, er hatte mit mir geschlafen und wie musste es wohl aussehen, wenn ich mit eben diesen Lippen nun ihn küsste? Wie musste er sich wohl dabei fühlen? Ob er sich genau so dreckig fühlte, wie ich mich in diesem Moment? Er holte tief Luft und atmete langsam wieder aus, das war kein gutes Zeichen und ich rutschte aus Reflex noch ein Stück von ihm weg. Abermals spürte ich die Schwäche meines Körpers und ganz unterschwellig auch die Schmerzen. Er sah mich nachdenklich an, er machte mir Angst und als er sich aus seiner Starre löste und nach mir greifen wollte, stand ich panisch und so gut es eben ging auf und wich vor ihm zurück. Meine Reaktion entlockte ihm ein Schnauben und ich zuckte zusammen. Was passierte hier grade? Auch er stand nun langsam auf und kam auf mich zu. Ich wich weiter zurück ohne ihn dabei aus den Augen zu lassen. Doch schon nach kurzer Zeit stieß ich auf Widerstand, ich hatte die Wand erreicht. Rechts neben mir die Kommode und links die Zimmerecke. Es gab kein Entkommen. Er stand nun direkt vor mir und sah auf mich herab, ich konnte diesen Ausdruck in seinem Gesicht nicht deuten. Langsam stützte er seine Hände rechts und links neben meinem Kopf an der Wand ab. "Es tut mir leid...", wisperte ich und sah ihm ängstlich in die Augen. Er schloss kurz die Augen und schüttelte leicht den Kopf. War das Enttäuschung, die ich da in seinen Gesichtszügen aufblitzen sah?

Broken WorldWhere stories live. Discover now