Kapitel 7

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Ardy (Rückblick. 6 Jahre alt.) 

Irgendjemand klingelte die ganze Zeit an der Tür. Wer machte das? Ich sprang vom Bett runter und ging zur Treppe, von da aus konnte ich zur Tür sehen. Da stand ein Mann. Papa öffnete die Tür und der Mann schubste Papa. "DU WICHSER! WEGEN DIR HAB ICH MEINE FAMILIE VERLOREN!", schrie er. "Nein... Bitte... E-es... Ich konnte nichts anderes tun.... T-tut mir wirklich leid.", sagte Papa. Weinte er? "ICH SCHEIß AUF DEINE ENTSCHULDIGUNG." "Bitte... ich flehe dich an. D-daruch wird es doch nicht besser." "Besser?! Nichts wird jemals mehr besser. Du beschissenes Arschloch. Hast mir alles genommen!" Plötzlich kam Mama die Treppe hoch gerannt und nahm mich auf den Arm. Sie setzte mich auf dem Bett ab und sah ganz ängstlich aus. "Hör mal Ardy, du musst jetzt ein ganz guter Junge sein, okay?" Ich nickte. Ich will immer ein guter Junge sein und Mama und Papa stolz machen. "Du bleibst jetzt hier in deinem Zimmer und spielst ein bisschen, ja? Bis Mama oder Papa dich wieder rausholen. Dann bekommst du auch ein Eis oder ein neues Spielzeug. Aber du musst hierbleiben, okay?" "Okay, Mami." "Ich hab dich lieb mein kleiner Engel." "Ich dich auch Mami." Mama umarmte mich einmal und schloss dann die Tür hinter mir. Ich nahm meine Autos aus der Kiste und baute damit einen ganz langen Stau. Doch plötzlich hörte ich einen lauten Knall und dann schrie jemand und dann kam nochmal ein Knall. Mama hat gesagt ich darf nicht raus, aber was ist, wenn sie sich weh getan hat? "Mama?", rief ich und blieb auf der Treppe stehen. "Papa?" Keine Antwort kam. Ich ging die Treppen runter und dann kam mir der komische Mann im Flur entgegen. "Hallo Kleiner. Du bist Ardian oder?" Ich nickte. "Hör mal, deine Mama und Papa müssen mal kurz weg. Ich bringe dich zu einer ganz lieben Tante, die kümmert sich solange um dich, okay?" "Aber Mama und Papa sagen, dass ich nicht mit Fremden mitgehen soll." "Oh nein, das sollst du auch gar nicht. Ich bringe dich nur zu der Tante und dann bleibst du bei ihr. Deine Mama und Papa wollten das so. In Ordnung?" Ich nickte. "Dann hol mal deine Jacke." Ich schaute an dem Mann vorbei und sah dort Mama. Schnell rannte ich in die Küche. Neben Mama war Papa. Sie lagen beide auf dem Boden und alles war rot. "Hey, Ardian. Na los, komm." Ich drehte mich zu dem Mann um. "Hast du sie getötet?" Der Mann kniete sich vor mich hin und schaute mir in die Augen. "Das war in Ordnung. Manchmal muss man das tun."

Rückblick Ende

Ardy

Niemals würde ich diese Augen vergessen. Niemals würde ich vergessen was er damals meinen Eltern angetan hat. Damals war ich zu jung um es zu verstehen. Doch je älter ich wurde, desto mehr nahm es mich mit. Tausend Mal war ich in einer Therapie. Zu oft habe ich versucht mir das Leben zu nehmen. Zu oft war ich am tiefsten Punkt meines Lebens angekommen. Zu oft sind die Therapien gescheitert. Zu oft musste ich die Therapie erneut anfangen bis ich darüber hinweg kam. Bis ich nicht mehr von den Augen träumte. Und jetzt, genau in diesem Moment, starrten sie mich wieder an. Die gleichen Augen. Ich würde sie überall wieder erkennen. Dieses Gesicht. Es sah ihm so ähnlich. "Herr Bora? Ist alles in Ordnung?" Ich löste mich aus meiner Trance und starrte an ihm vorbei. "Ja, alles gut. Wie war die Frage nochmal?" "Wie konnten alle Leute aus dem Café verschwinden? Und warum sind sie verschwunden, wenn keiner was zu verheimlichen hatte?" "Sie hatten Angst. Diese ganzen Leute waren alle mal im Gefängnis oder sind vorbestraft. Dieses Café gehörte jemand Bekanntes, wir haben es bekommen, damit wir uns da treffen können. Für viele ist dieses Café ein Rückzugsort. Sie haben sonst nichts, weil die Familien sich von ihnen abgewandt haben. Und als Sie dann hier aufgetaucht sind, wollten sich alle einfach schnell verpissen." "Und wie?" "Nebenausgang. Da standen Sie nicht." Er nickte wissend. "Sie haben so einen Wirbel gemacht, obwohl sie nur einen anonymen Tipp bekommen haben?", fragte ich dieses Mal. "Es war nicht nur ein Tipp. Es waren mehrere." Langsam nickte ich und überlegte wer es gewesen sein könnte und wer einen Schlag in die Fresse kassierte. "Ist an diesen Vorwürfen etwas dran?" "Nein, gar nichts." Er schrieb sich wieder etwas auf und ich fragte mich ob er vielleicht der Sohn vom Mörder meiner Eltern war. "Sind Ihre Eltern auch Polizisten gewesen? Oder wie kamen sie zu diesem Job?", fragte ich frei heraus. "Nein, meine Eltern sind keine Polizisten. Ich wollte einfach keinen Büro Job haben, sondern etwas erleben." "Achso. Haben sie noch mehr Fragen? Ich hätte es nämlich eilig." "Nein. Das war es fürs Erste." "Sehr gut." Ich stand auf, verabschiedete mich von ihm und verschwand. Chris war so freundlich mich vor dem Polizeirevier abzuholen. Noch auf dem Weg ins Auto schrieb ich in die Gruppe der Gang eine Nachricht, dass erstmal alles okay war und keiner sich Sorgen machen sollte. "Und? Haben sie dich ausgequetscht?" "Naja, es ging. Auf jeden Fall hat er mir erzählt, dass sie mehrere anonyme Hinweise bekommen haben und sie deswegen so einen Aufstand gemacht haben. Ich frage mich wer das sein könnte." "Ganz einfach.", sagte Chris, als ob er sich seit Jahren auf diese Frage vorbereitet hätte. "Eike, Fabian, Carlos und die anderen Leute, die uns noch Geld schulden." "Meinst du wirklich? Aber es kann nicht sein, dass sie sich alle untereinander kennen." "Das nicht, aber es könnte doch sein, dass einer von ihnen die anderen aufgesucht hat. Vielleicht nicht alle, aber es reichen schon drei Leute und ich denke, dass ein paar andere Idioten die nicht bezahlt haben das gleiche bei der Polizei auch schon versucht haben." "Scheiße man, du könntest echt Recht haben." "Ich weiß. Und deswegen versuchen Markus und Benedikt auch schon herauszufinden wer uns angeschwärzt haben könnte." 

Fuck the Law || Tardy FFWhere stories live. Discover now