Kapitel 45

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Ardy

Über die Nacht ist nicht viel passiert. Viele Polizisten sind weggefahren und dafür kamen nur ein bis zwei neue Wagen. Wir waren jetzt fast seit 24 Stunden wach, doch irgendwie merkte man das gar nicht. Auf eine komische Art und Weise machte es Spaß hier zu sitzen und mit den anderen zu reden um so das Café zu retten. Doch plötzlich hörte ich Sirenen, welche immer lauter wurden und näher kamen. Ich stand auf und schaute wie viele Polizeiautos jetzt kommen würden. Doch es waren keine Polizeiautos. Nicht nur. "Scheiße...", fluchte ich. "Wir sind erledigt.", flüsterte Tim und auch die Anderen sahen es jetzt. Zwei schwarze Bullis blieben vor dem Café stehen. Man musste kein Abitur haben um zu wissen, dass es das SEK war. Mehrere schwer bewaffnete Leute stiegen aus und alle aus der Gang schauten zu mir. Ich schüttelte nur den Kopf. Wir geben nicht auf, auch nicht, wenn das SEK da ist. Selbst ein paar Nachrichtensender waren bereits vor Ort um das Geschehen mit anzusehen und zu übertragen. Schon traurig wie sensationsgeil die Leute geworden sind. "Wer ist der Boss der Gang?!", rief einer der Elite-Polizisten. "Ich.", meldete ich mich zu Wort. "Sie und Ihre Gang werden hier jetzt auf der Stelle runter kommen und alle Daten bei uns lassen. Tun Sie es nicht freiwillig, werden wir Sie mit Gewalt hier runter holen! Dieses Café, gehört nicht Ihnen sondern der Stadt!" Ich erwiderte darauf nichts, sondern musste mir jetzt schnell etwas überlegen. Es konnte ja keiner ahnen, dass das SEK hier plötzlich herspaziert. Sollten wir vielleicht doch einfach freiwillig runter kommen? Ich schaute zu den Polizisten, dann nach unten zur Gang und dann drehte ich mich um und schaute zum Rest der Gang, welche auf dem Dach stand. Sie alle schauten mich abwartend und ein wenig mit Sorge an. Nein, aufgeben kam nicht infrage. Ich würde jeden Einzelnen aus der Gang damit im Stich lassen. Es gab nur eine Möglichkeit. Die Wahrheit über das Café preisgeben. Weitere Lügen würden uns nur noch tiefer in die Scheiße reiten. Ich drehte mich also wieder zu den Polizisten um. "Ich will mit dem Bürgermeister reden!" "Das hier ist kein Spaß mehr!" "Ich weiß. Bitte, tun Sie mir den Gefallen und lassen Sie mich mit dem Bürgermeister reden. Danach klären wir alles weitere friedlich und freiwillig. Niemand wird sich gegen ihre Aufforderungen wenden." Der Elite-Polizist drehte sich zu einem anderen Polizisten um, welcher nickte und in sein Funkgerät sprach. Danach drehte er sich wieder zu mir um und machte mir mit seiner Hand eine Geste, dass ich warten sollte. Ich nickte. "Was hast du vor?", fragte Luna verwirrt. "Wir sind erledigt. Das war's mit dem Café." "Nein.", sagte ich nur und drehte mich zu ihnen um. "Habe ich euch jemals enttäuscht? Habe ich jemals mein Versprechen gebrochen?" "Nein.", antwortete Chris. "Und welches Versprechen habe ich euch ganz am Anfang gegeben, als das Café für die ganze Gang geöffnet war?" "Dass jeder sich in diesem Café aufgehoben fühlen soll und das Café etwas wie ein zweites zu Hause sein soll. Für immer.", antwortete dieses Mal Stegi. "Und genau so, wird es auch bleiben." "Ardy?", rief ein Polizist von unten. "Der Bürgermeister erwartet dich. Wir bringen dich hin." Ich nickte. "Gebt mir eine Sekunde." Dann wandte ich mich an Chris. "Du hast jetzt hier das sagen. Ihr werdet nicht nachgeben egal was die da unten euch versuchen zu sagen. Sollte irgendwas aus dem Ruder laufen und das SEK sollte hier reinstürmen, bevor ich zurück bin, ruf mich an. Sonst bleibt einfach hier oben und wartet. Ich beeil mich." "Alles klar."

(...)

Zwei Polizisten begleiteten mich bis ins Büro vom Bürgermeister, als wäre ich ein schwerer Verbrecher. "Ardy, Sie wollten reden?" "Ja, aber alleine." Der Bürgermeister nickte den beiden Polizisten zu. "Wir stehen draußen vor der Tür.", informierte der eine Polizist, den Bürgermeister. Was sollte ich denn jetzt bitte tun? Ihn abstechen? Der Bürgermeister machte eine Geste zu einem Stuhl vor seinem Schreibtisch auf welchem ich mich setzen sollte. "Ich denke Sie sind wegen dem Café hier." "Ja. Ich will Ihnen die Wahrheit über das Café erzählen." "Aha.", sagt er interessiert und lehnte sich etwas nach vorne. "Die Wahrheit? Versteckt ihr etwas dort?" "Nein." Eigentlich ja. Aber ich musste ihm ja nicht die ganze Wahrheit erzählen. "Hören Sie, dieses Café ist nicht einfach nur ein Café in welchem sich ein paar Freunde treffen und feiern. Es ist weit mehr als das. Sie kennen meine Gang und Sie haben bestimmt auch schon Dinge gehört, die ab und an passieren." "Sie meinen die Prügeleien?" "Zum Beispiel. Aber das alles hat sich gebessert. Diese Leute in dem Café kommen alle aus einem schweren Familienumfeld. Die meisten von ihnen sind mit Gewalt und Drogen groß geworden. Sie kennen nichts anderes. Manche von ihnen flüchten ins Café um einmal den Sorgen zu Hause zu entkommen. Das Café und die ganze Gang ist für alle von uns wie eine zweite Familie. Eine Familie in der man sich aufgehoben fühlt. Wenn Sie das Café jetzt abreißen und uns verscheuchen, werden die ganzen Leute nicht mehr wissen wo hin mit ihnen. Und ich versichere Ihnen dadurch wird die Kriminalität wieder zu nehmen. In dem Café entsteht ein Ausgleich, welcher keiner von ihnen draußen haben wird. Ich flehe sie wirklich an, nehmen sie uns das Café nicht weg. Ich habe ihnen versprochen, dass sie immer hin kommen können, wenn es ihnen schlecht geht und vielen hilft es unter Leuten zu sein, die genauso sind und die vielleicht die gleichen Probleme haben. Dieses Café ist für viele der einzige Anhaltspunkt. So was wie ein sicherer Hafen. Ich würde Ihnen das nicht alles erzählen, wenn es mir nicht wirklich ernst ist. Diese Gang ist meine einzige Familie und ich muss auf sie aufpassen. Auf jeden einzelnen von Ihnen. Ich habe Angst, was passiert, wenn sie nicht mehr ins Café kommen können. Ich kann für nichts riskieren. Sie alle sind unberechenbar ohne einen sicheren Ort." Der Bürgermeister seufzte und schaute mich ernst an. "Dieses Café ist dir wirklich wichtig oder?" Ich schüttelte nur mit dem Kopf. "Nein, es ist nicht nur mir wichtig. Es ist uns allen wichtig." "Ardy... Es tut mir leid..." Ich wollte nicht, dass er weiter redete. Ich konnte mir schon denken was jetzt kommt. Wir haben verloren. Er wird sich von der Idee nicht abbringen lassen. Und somit habe ich versagt. Ich habe versagt als Freund und als Boss. Was bin ich, denn für ein Boss, wenn ich nicht mal ein Versprechen einhalten kann. War ich überhaupt jemals ein richtig guter Boss? Nein, ein Boss hätte alles für seine Gang getan und das Café weiter beschützt. Aber ich wusste, es war der richtige Zeitpunkt um aufzugeben.

Fuck the Law || Tardy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt